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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 66. Psalm
anruffen: Es muß zu erst ein ernsthafftiges Ge-
bet seyn/ das auß dem Hertzen durch den Mund
dringe. Zum andern/ muß es ein gläubiges Ge-
bet seyn/ darinn du Gott diesen Preiß gibst/ daß
Er helffen kan und wil. Zum dritten ist noch
eins/ das zum rechtschaffenen Christlichen Ge-
bet gehöret/ nemlich ein auffrichtig rein Hertz/ es
muß das Gebet auß reinem Hertzen kommen.
Das findet sich hie auch/ wenn der gläubige
Mensch spricht: Wenn ich Unrechts für hät-
te in meinem Hertzen/ würde der Herr nicht
hören.
Wann einer eine unrechte Sache hat/
und dazu ein unbußfertiges unversöhnliches
Hertz/ und vermeinet doch durchs Gebet bey
GOtt Hülff zu suchen/ der hoffet vergeblich.
Wenn ich aber wandele in der Bußfertigkeit
und im Glauben/ und weiß in meinem Gewis-
sen/ daß ich unverschuldter Weise leide/ soll man
mein Gebet nicht geringschätzig halten. Heilige
Leute finden zwar auch Sünde in ihnen/ sie tra-
gen aber kein Gefallen daran/ liegen mit ihr im
Streit/ versöhnen sich täglich bey GOtt durch
Christi Blut/ und streben darnach/ daß sie in
Unschuld und in der Heiligkeit wandeln. Eine
solche unschuldige Seele wird zum Gebet erfo-
dert. Denn GOtt richtet alles nach dem Hert-
zen. Ist das Hertz falsch/ ist das Gebet auch

falsch;

über den 66. Pſalm
anruffen: Es muß zu erſt ein ernſthafftiges Ge-
bet ſeyn/ das auß dem Hertzen durch den Mund
dringe. Zum andern/ muß es ein gläubiges Ge-
bet ſeyn/ darinn du Gott dieſen Preiß gibſt/ daß
Er helffen kan und wil. Zum dritten iſt noch
eins/ das zum rechtſchaffenen Chriſtlichen Ge-
bet gehöret/ nemlich ein auffrichtig rein Hertz/ es
muß das Gebet auß reinem Hertzen kommen.
Das findet ſich hie auch/ wenn der gläubige
Menſch ſpricht: Wenn ich Unrechts für hät-
te in meinem Hertzen/ würde der Herr nicht
hören.
Wann einer eine unrechte Sache hat/
und dazu ein unbußfertiges unverſöhnliches
Hertz/ und vermeinet doch durchs Gebet bey
GOtt Hülff zu ſuchen/ der hoffet vergeblich.
Wenn ich aber wandele in der Bußfertigkeit
und im Glauben/ und weiß in meinem Gewiſ-
ſen/ daß ich unverſchuldter Weiſe leide/ ſoll man
mein Gebet nicht geringſchätzig halten. Heilige
Leute finden zwar auch Sünde in ihnen/ ſie tra-
gen aber kein Gefallen daran/ liegen mit ihr im
Streit/ verſöhnen ſich täglich bey GOtt durch
Chriſti Blut/ und ſtreben darnach/ daß ſie in
Unſchuld und in der Heiligkeit wandeln. Eine
ſolche unſchuldige Seele wird zum Gebet erfo-
dert. Denn GOtt richtet alles nach dem Hert-
zen. Iſt das Hertz falſch/ iſt das Gebet auch

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[254/0277] über den 66. Pſalm anruffen: Es muß zu erſt ein ernſthafftiges Ge- bet ſeyn/ das auß dem Hertzen durch den Mund dringe. Zum andern/ muß es ein gläubiges Ge- bet ſeyn/ darinn du Gott dieſen Preiß gibſt/ daß Er helffen kan und wil. Zum dritten iſt noch eins/ das zum rechtſchaffenen Chriſtlichen Ge- bet gehöret/ nemlich ein auffrichtig rein Hertz/ es muß das Gebet auß reinem Hertzen kommen. Das findet ſich hie auch/ wenn der gläubige Menſch ſpricht: Wenn ich Unrechts für hät- te in meinem Hertzen/ würde der Herr nicht hören. Wann einer eine unrechte Sache hat/ und dazu ein unbußfertiges unverſöhnliches Hertz/ und vermeinet doch durchs Gebet bey GOtt Hülff zu ſuchen/ der hoffet vergeblich. Wenn ich aber wandele in der Bußfertigkeit und im Glauben/ und weiß in meinem Gewiſ- ſen/ daß ich unverſchuldter Weiſe leide/ ſoll man mein Gebet nicht geringſchätzig halten. Heilige Leute finden zwar auch Sünde in ihnen/ ſie tra- gen aber kein Gefallen daran/ liegen mit ihr im Streit/ verſöhnen ſich täglich bey GOtt durch Chriſti Blut/ und ſtreben darnach/ daß ſie in Unſchuld und in der Heiligkeit wandeln. Eine ſolche unſchuldige Seele wird zum Gebet erfo- dert. Denn GOtt richtet alles nach dem Hert- zen. Iſt das Hertz falſch/ iſt das Gebet auch falſch;

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/277>, abgerufen am 28.11.2024.