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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die fünffte Betrachtung.
eigene Zunge reden lassen. Viele seynd/ die mit
fremden Munde GOtt anruffen/ und suchen
anderer Christen Vorbitt/ aber ihren eigenen
Mund thun sie nicht auff. Es ist ja eines from-
men Christen Fürbitte gut/ und hat grosse Kraft/
wenn aber einer zu mir spricht: Bitte für mich;
Und er wil selbst GOtt die Ehre nicht anthun/
daß er mit seinem Munde den HErrn anruffe/
und mit seiner Zungen GOtt preise; und ich
stehe denn/ und bete zu GOtt für demselbigen/
so antwortet GOtt/ und spricht wie deß Blin-
den Vater zu den Phariseern/ Johannis am 9.
v. 21: Er ist alt genug/ lasse ihm selbst für sich
reden.
Darum wenn iemand eines frommen
Christen Vorbitte begehret/ ist ihm zu rathen/
daß er seinen Mund mit öffne; Wenn er spricht;
lieber Freund/ schließ mich in dein Gebet/ bitte
GOtt/ daß er mich auß dieser Noth errette; so
setze hinzu: Ich wil auch beten! Siehe/ das wird
dir grossen Nutzen bringen; Es vermag ein
Christ viel/ wenn er andere heilige Leute zu sich
ziehet/ und mit gesammter Hand den Himmel
stürmet. Wo zween eins werden/ um etwas zu
bitten/ spricht der HErr/ so wil ichs ihnen geben.
Matth. 18. v. 19.

Hierauß mercken wir/ wie unser Gebet
muß beschaffen seyn/ wenn wir in Nöthen Gott

an-

Die fünffte Betrachtung.
eigene Zunge reden laſſen. Viele ſeynd/ die mit
fremden Munde GOtt anruffen/ und ſuchen
anderer Chriſten Vorbitt/ aber ihren eigenen
Mund thun ſie nicht auff. Es iſt ja eines from-
men Chriſten Fürbitte gut/ uñ hat groſſe Kraft/
wenn aber einer zu mir ſpricht: Bitte für mich;
Und er wil ſelbſt GOtt die Ehre nicht anthun/
daß er mit ſeinem Munde den HErrn anruffe/
und mit ſeiner Zungen GOtt preiſe; und ich
ſtehe denn/ und bete zu GOtt für demſelbigen/
ſo antwortet GOtt/ und ſpricht wie deß Blin-
den Vater zu den Phariſeern/ Johannis am 9.
v. 21: Er iſt alt genug/ laſſe ihm ſelbſt für ſich
reden.
Darum wenn iemand eines frommen
Chriſten Vorbitte begehret/ iſt ihm zu rathen/
daß er ſeinen Mund mit öffne; Wenn er ſpricht;
lieber Freund/ ſchließ mich in dein Gebet/ bitte
GOtt/ daß er mich auß dieſer Noth errette; ſo
ſetze hinzu: Ich wil auch beten! Siehe/ das wird
dir groſſen Nutzen bringen; Es vermag ein
Chriſt viel/ wenn er andere heilige Leute zu ſich
ziehet/ und mit geſammter Hand den Himmel
ſtürmet. Wo zween eins werden/ um etwas zu
bitten/ ſpricht der HErr/ ſo wil ichs ihnen geben.
Matth. 18. v. 19.

Hierauß mercken wir/ wie unſer Gebet
muß beſchaffen ſeyn/ wenn wir in Nöthen Gott

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[253/0276] Die fünffte Betrachtung. eigene Zunge reden laſſen. Viele ſeynd/ die mit fremden Munde GOtt anruffen/ und ſuchen anderer Chriſten Vorbitt/ aber ihren eigenen Mund thun ſie nicht auff. Es iſt ja eines from- men Chriſten Fürbitte gut/ uñ hat groſſe Kraft/ wenn aber einer zu mir ſpricht: Bitte für mich; Und er wil ſelbſt GOtt die Ehre nicht anthun/ daß er mit ſeinem Munde den HErrn anruffe/ und mit ſeiner Zungen GOtt preiſe; und ich ſtehe denn/ und bete zu GOtt für demſelbigen/ ſo antwortet GOtt/ und ſpricht wie deß Blin- den Vater zu den Phariſeern/ Johannis am 9. v. 21: Er iſt alt genug/ laſſe ihm ſelbſt für ſich reden. Darum wenn iemand eines frommen Chriſten Vorbitte begehret/ iſt ihm zu rathen/ daß er ſeinen Mund mit öffne; Wenn er ſpricht; lieber Freund/ ſchließ mich in dein Gebet/ bitte GOtt/ daß er mich auß dieſer Noth errette; ſo ſetze hinzu: Ich wil auch beten! Siehe/ das wird dir groſſen Nutzen bringen; Es vermag ein Chriſt viel/ wenn er andere heilige Leute zu ſich ziehet/ und mit geſammter Hand den Himmel ſtürmet. Wo zween eins werden/ um etwas zu bitten/ ſpricht der HErr/ ſo wil ichs ihnen geben. Matth. 18. v. 19. Hierauß mercken wir/ wie unſer Gebet muß beſchaffen ſeyn/ wenn wir in Nöthen Gott an-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/276>, abgerufen am 24.11.2024.