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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die sechste Betrachtung.


inwendigen Stärcke deß Geistes und deß in-
wendigen Menschen ist vorauß diese Verheis-
sung zuverstehen; Der HErr bewahret ihm
all seine Gebein/ daß der nicht eines zerbro-
chen wird.
Wenn GOtt seinen Heiligen eine
schwerc Last auffleget/ so stärckt Er sie dennoch
also/ daß sie die Last ertragen können. Da muß
nichts/ was zur Krafft deß inwendigen Men-
schen gehöret/ zubrochen werden. Das Fleisch
zwar/ die fleischliche Weichligligkeit läst GOtt
nagen/ aber die Gebeine/ die Krafft und Tugend
deß inwendigen Menschen bewahret GOtt/
daß die nicht zubrochen werden. Ja sie werden
nur stärcker unter der Last/ eben wie man vom
Palm-Baum saget. 2. Cor. 4. v. 16: Ob schon
unser äusserlicher Mensch verweset/ so wird
doch der innerliche von Tag zu Tag erneu-
ert.
So sorget GOtt für uns in der Trübsal!
Du möchtest gedencken: Ich habe gleichwohl
gehöret/ wie die Heiligen geklaget/ wie ihr Ge-
bein verschmachtet und zubrochen seyn. Darauff
fasse diese Antwort: Eben wie die Gläubigen
GOtt zutrauen/ daß sie kein Ubel treffen wird/
unangesehen/ daß sie offt nichts als lauter Ubel
für Augen sehen/ so fühlen sie auch offt solche
Stösse/ daß sie nicht anders meinen/ ihre Gebei-
ne sind zermalmet/ alle Krafft sey dahin; Unter-

dessen

Die ſechſte Betrachtung.


inwendigen Stärcke deß Geiſtes und deß in-
wendigen Menſchen iſt vorauß dieſe Verheiſ-
ſung zuverſtehen; Der HErr bewahret ihm
all ſeine Gebein/ daß der nicht eines zerbro-
chen wird.
Wenn GOtt ſeinen Heiligen eine
ſchwerc Laſt auffleget/ ſo ſtärckt Er ſie dennoch
alſo/ daß ſie die Laſt ertragen können. Da muß
nichts/ was zur Krafft deß inwendigen Men-
ſchen gehöret/ zubrochen werden. Das Fleiſch
zwar/ die fleiſchliche Weichligligkeit läſt GOtt
nagen/ aber die Gebeine/ die Krafft und Tugend
deß inwendigen Menſchen bewahret GOtt/
daß die nicht zubrochen werden. Ja ſie werden
nur ſtärcker unter der Laſt/ eben wie man vom
Palm-Baum ſaget. 2. Cor. 4. v. 16: Ob ſchon
unſer äuſſerlicher Menſch verweſet/ ſo wird
doch der innerliche von Tag zu Tag erneu-
ert.
So ſorget GOtt für uns in der Trübſal!
Du möchteſt gedencken: Ich habe gleichwohl
gehöret/ wie die Heiligen geklaget/ wie ihr Ge-
bein verſchmachtet und zubrochen ſeyn. Darauff
faſſe dieſe Antwort: Eben wie die Gläubigen
GOtt zutrauen/ daß ſie kein Ubel treffen wird/
unangeſehen/ daß ſie offt nichts als lauter Ubel
für Augen ſehen/ ſo fühlen ſie auch offt ſolche
Stöſſe/ daß ſie nicht anders meinen/ ihre Gebei-
ne ſind zermalmet/ alle Krafft ſey dahin; Unter-

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[175/0198] Die ſechſte Betrachtung. inwendigen Stärcke deß Geiſtes und deß in- wendigen Menſchen iſt vorauß dieſe Verheiſ- ſung zuverſtehen; Der HErr bewahret ihm all ſeine Gebein/ daß der nicht eines zerbro- chen wird. Wenn GOtt ſeinen Heiligen eine ſchwerc Laſt auffleget/ ſo ſtärckt Er ſie dennoch alſo/ daß ſie die Laſt ertragen können. Da muß nichts/ was zur Krafft deß inwendigen Men- ſchen gehöret/ zubrochen werden. Das Fleiſch zwar/ die fleiſchliche Weichligligkeit läſt GOtt nagen/ aber die Gebeine/ die Krafft und Tugend deß inwendigen Menſchen bewahret GOtt/ daß die nicht zubrochen werden. Ja ſie werden nur ſtärcker unter der Laſt/ eben wie man vom Palm-Baum ſaget. 2. Cor. 4. v. 16: Ob ſchon unſer äuſſerlicher Menſch verweſet/ ſo wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneu- ert. So ſorget GOtt für uns in der Trübſal! Du möchteſt gedencken: Ich habe gleichwohl gehöret/ wie die Heiligen geklaget/ wie ihr Ge- bein verſchmachtet und zubrochen ſeyn. Darauff faſſe dieſe Antwort: Eben wie die Gläubigen GOtt zutrauen/ daß ſie kein Ubel treffen wird/ unangeſehen/ daß ſie offt nichts als lauter Ubel für Augen ſehen/ ſo fühlen ſie auch offt ſolche Stöſſe/ daß ſie nicht anders meinen/ ihre Gebei- ne ſind zermalmet/ alle Krafft ſey dahin; Unter- deſſen

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/198>, abgerufen am 28.11.2024.