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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.


wenn die völlige Gesundheit mir gut wäre/ Gott
würde sie mir nicht versagen/ so lässt mich auch
GOtt in keinem Mangel hülff- und trostloß/
Er weiß die Seinen wunderlich zu nehren und
zu schützen. Sie werden nicht zu schanden in
der bösen Zeit/ und in der Theurung wer-
den sie genug haben
Psal. 37/ 19. Wenn wir
Nahrung und Kleider haben/ können wir uns
benügen lassen. Doch gibt er uns offt mehr/ als
wir hoffen dürffen.

Fasse diß zu deinem Trost/ meine Seele/ daß
du so reich und wohl versorget bist an der Güte
deß HErrn deines Gottes. Wolte GOtt/ ich
möchte es fassen/ und mich dessen in meinem
Trübsal erinnern/ wie getrost/ wie freudig
würde ich seyn! Wie gern würde ich mein
Creutz auff mich nehmen! Denn ich weiß/ was
mir für der Welt das unglückseligste/ das ist mir
für Gott das seligste. Was die Welt für Scha-
den achtet/ nennet GOttes Geist ein Gewinn.
Die Ertz graben/ samlen alle Schollen fleissig
auff/ um deß wenigen Silbers willen/ daß sie
darauß zu bringen gedencken. Unser Creutz ist
lauter Gold/ und köstlicher als Gold/ es soll in
Freuden verwandelt werden. Worüber soll ich
denn klagen? Mangelt mir doch nichts/ an allem
was mir gut ist. Und was mir ein Mangel

dünc-

Die vierdte Betrachtung.


wenn die völlige Geſundheit mir gut wäre/ Gott
würde ſie mir nicht verſagen/ ſo läſſt mich auch
GOtt in keinem Mangel hülff- und troſtloß/
Er weiß die Seinen wunderlich zu nehren und
zu ſchützen. Sie werden nicht zu ſchanden in
der böſen Zeit/ und in der Theurung wer-
den ſie genug haben
Pſal. 37/ 19. Wenn wir
Nahrung und Kleider haben/ können wir uns
benügen laſſen. Doch gibt er uns offt mehr/ als
wir hoffen dürffen.

Faſſe diß zu deinem Troſt/ meine Seele/ daß
du ſo reich und wohl verſorget biſt an der Güte
deß HErrn deines Gottes. Wolte GOtt/ ich
möchte es faſſen/ und mich deſſen in meinem
Trübſal erinnern/ wie getroſt/ wie freudig
würde ich ſeyn! Wie gern würde ich mein
Creutz auff mich nehmen! Denn ich weiß/ was
mir für der Welt das unglückſeligſte/ das iſt mir
für Gott das ſeligſte. Was die Welt für Scha-
den achtet/ nennet GOttes Geiſt ein Gewinn.
Die Ertz graben/ ſamlen alle Schollen fleiſſig
auff/ um deß wenigen Silbers willen/ daß ſie
darauß zu bringen gedencken. Unſer Creutz iſt
lauter Gold/ und köſtlicher als Gold/ es ſoll in
Freuden verwandelt werden. Worüber ſoll ich
deñ klagen? Mangelt mir doch nichts/ an allem
was mir gut iſt. Und was mir ein Mangel

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[139/0162] Die vierdte Betrachtung. wenn die völlige Geſundheit mir gut wäre/ Gott würde ſie mir nicht verſagen/ ſo läſſt mich auch GOtt in keinem Mangel hülff- und troſtloß/ Er weiß die Seinen wunderlich zu nehren und zu ſchützen. Sie werden nicht zu ſchanden in der böſen Zeit/ und in der Theurung wer- den ſie genug haben Pſal. 37/ 19. Wenn wir Nahrung und Kleider haben/ können wir uns benügen laſſen. Doch gibt er uns offt mehr/ als wir hoffen dürffen. Faſſe diß zu deinem Troſt/ meine Seele/ daß du ſo reich und wohl verſorget biſt an der Güte deß HErrn deines Gottes. Wolte GOtt/ ich möchte es faſſen/ und mich deſſen in meinem Trübſal erinnern/ wie getroſt/ wie freudig würde ich ſeyn! Wie gern würde ich mein Creutz auff mich nehmen! Denn ich weiß/ was mir für der Welt das unglückſeligſte/ das iſt mir für Gott das ſeligſte. Was die Welt für Scha- den achtet/ nennet GOttes Geiſt ein Gewinn. Die Ertz graben/ ſamlen alle Schollen fleiſſig auff/ um deß wenigen Silbers willen/ daß ſie darauß zu bringen gedencken. Unſer Creutz iſt lauter Gold/ und köſtlicher als Gold/ es ſoll in Freuden verwandelt werden. Worüber ſoll ich deñ klagen? Mangelt mir doch nichts/ an allem was mir gut iſt. Und was mir ein Mangel dünc-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/162>, abgerufen am 23.11.2024.