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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.


äusserlich in den Wercken von uns erkant/ son-
dern inwendig im Hertzen empfunden werden.
Der Schmack göttlicher Güte ist kein außwen-
dig/ sondern inwendig Werck. Denn der
Mensch hat zweyerely Sinne/ außwendige
Sinne/ und inwendige Sinne. Durch die äus-
serliche Sinne erkennen wir die äusserliche
Kräffte in den Creaturen/ als den Glantz der
Sonnen/ den Geruch der Blumen/ den Gesang
der Vögel/ den Schmack deß Honigs. Die in-
nerliche Sinne gehören für GOtt. Wenn
GOtt sich inwendig sehen lässt im Geist/ ent-
stehet ein helles wunder-schönes Liecht in der
Seelen; Wenn Er sich hören läst/ empfinden
wir inwendig solchen Trost/ daß Leib und Seel
erfreuet wird. Wenn er sich schmecken läst/
empfinden wir innerlich eine Süssigkeit/ der-
gleichen man durch äusserliche Sinne nicht er-
langen kan. So freundlich ist der HErr/ daß
Er nicht allein sich den äusserlichen Sinnen
durch mancherley Kräffte der Natur wil zu er-
kennen geben/ sondern auch innerlich wil sehen/
hören und schmecken lassen. Daß wir empfin-
den Freud und Wonne/ daß die Gebeine frölich
werden. GOtt kan und wil seinen Liebhabern
sich nicht verbergen. Wer mich liebet/ dem
wil ich mich offenbahren.
Joh. 14. v. 21. Der-

wegen
J ij

Die vierdte Betrachtung.


äuſſerlich in den Wercken von uns erkant/ ſon-
dern inwendig im Hertzen empfunden werden.
Der Schmack göttlicher Güte iſt kein außwen-
dig/ ſondern inwendig Werck. Denn der
Menſch hat zweyerely Sinne/ außwendige
Sinne/ und inwendige Sinne. Durch die äuſ-
ſerliche Sinne erkennen wir die äuſſerliche
Kräffte in den Creaturen/ als den Glantz der
Sonnen/ den Geruch der Blumen/ den Geſang
der Vögel/ den Schmack deß Honigs. Die in-
nerliche Sinne gehören für GOtt. Wenn
GOtt ſich inwendig ſehen läſſt im Geiſt/ ent-
ſtehet ein helles wunder-ſchönes Liecht in der
Seelen; Wenn Er ſich hören läſt/ empfinden
wir inwendig ſolchen Troſt/ daß Leib und Seel
erfreuet wird. Wenn er ſich ſchmecken läſt/
empfinden wir innerlich eine Süſſigkeit/ der-
gleichen man durch äuſſerliche Sinne nicht er-
langen kan. So freundlich iſt der HErr/ daß
Er nicht allein ſich den äuſſerlichen Sinnen
durch mancherley Kräffte der Natur wil zu er-
kennen geben/ ſondern auch innerlich wil ſehen/
hören und ſchmecken laſſen. Daß wir empfin-
den Freud und Wonne/ daß die Gebeine frölich
werden. GOtt kan und wil ſeinen Liebhabern
ſich nicht verbergen. Wer mich liebet/ dem
wil ich mich offenbahren.
Joh. 14. v. 21. Der-

wegen
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[131/0154] Die vierdte Betrachtung. äuſſerlich in den Wercken von uns erkant/ ſon- dern inwendig im Hertzen empfunden werden. Der Schmack göttlicher Güte iſt kein außwen- dig/ ſondern inwendig Werck. Denn der Menſch hat zweyerely Sinne/ außwendige Sinne/ und inwendige Sinne. Durch die äuſ- ſerliche Sinne erkennen wir die äuſſerliche Kräffte in den Creaturen/ als den Glantz der Sonnen/ den Geruch der Blumen/ den Geſang der Vögel/ den Schmack deß Honigs. Die in- nerliche Sinne gehören für GOtt. Wenn GOtt ſich inwendig ſehen läſſt im Geiſt/ ent- ſtehet ein helles wunder-ſchönes Liecht in der Seelen; Wenn Er ſich hören läſt/ empfinden wir inwendig ſolchen Troſt/ daß Leib und Seel erfreuet wird. Wenn er ſich ſchmecken läſt/ empfinden wir innerlich eine Süſſigkeit/ der- gleichen man durch äuſſerliche Sinne nicht er- langen kan. So freundlich iſt der HErr/ daß Er nicht allein ſich den äuſſerlichen Sinnen durch mancherley Kräffte der Natur wil zu er- kennen geben/ ſondern auch innerlich wil ſehen/ hören und ſchmecken laſſen. Daß wir empfin- den Freud und Wonne/ daß die Gebeine frölich werden. GOtt kan und wil ſeinen Liebhabern ſich nicht verbergen. Wer mich liebet/ dem wil ich mich offenbahren. Joh. 14. v. 21. Der- wegen J ij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/154>, abgerufen am 22.11.2024.