Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.über den 34. Psalm nicht schmecken/ wie gütig/ wie freundlich der HErr ist. Darinn sind wir gleich den Schluc- kern/ die eine köstliche Speise einschlucken/ und einen köstlichen Tranck in sich schütten ohn al- lem Schmack. Das verweiset uns der heilige Geist/ und spricht: Schmecket doch/ wie freund- lich der HErr ist. Durch den Schmack em- pfinden und prüfen wir mit Ergetzligkeit die mancherley Anmutigkeit in mancherley Spei- sen. Also solten auch wir in den mancherley Wohlthaten GOttes mit Ergetzligkeit unser Seelen empfinden den Reichthum göttlicher Güte: Schmeckt wie freundlich der HErr ist. Zwar die völlige Geniessung der Güte wird versparet ins künfftige Leben/ allda wird GOtt den Tisch decken/ und zu Tische dienen und auff- tragen den Uberfluß seiner Güte/ daß wir erfül- let und truncken werden von dem Reichthum himmlischer Güter. Dennoch gönnet uns Gott auch hie in diesem mühseligen Leben den Schmack seiner Güte/ und wil/ daß wir seine Güte in seinen Wolthaten schmecken und em- pfinden. Welches denn geschicht/ wenn wir die Wolthaten GOttes zu Hertzen fassen/ und erwegen/ von wem alles zu uns kommt/ und wie unwürdig wir seyn/ diß alles zu empfangen. Da zu mercken/ daß GOttes Güte nicht nur muß äusser-
über den 34. Pſalm nicht ſchmecken/ wie gütig/ wie freundlich der HErr iſt. Darinn ſind wir gleich den Schluc- kern/ die eine köſtliche Speiſe einſchlucken/ und einen köſtlichen Tranck in ſich ſchütten ohn al- lem Schmack. Das verweiſet uns der heilige Geiſt/ uñ ſpricht: Schmecket doch/ wie freund- lich der HErr iſt. Durch den Schmack em- pfinden und prüfen wir mit Ergetzligkeit die mancherley Anmutigkeit in mancherley Spei- ſen. Alſo ſolten auch wir in den mancherley Wohlthaten GOttes mit Ergetzligkeit unſer Seelen empfinden den Reichthum göttlicher Güte: Schmeckt wie freundlich der HErr iſt. Zwar die völlige Genieſſung der Güte wird verſparet ins künfftige Leben/ allda wird GOtt den Tiſch decken/ und zu Tiſche dienen und auff- tragen den Uberfluß ſeiner Güte/ daß wir erfül- let und truncken werden von dem Reichthum himmliſcher Güter. Dennoch gönnet uns Gott auch hie in dieſem mühſeligen Leben den Schmack ſeiner Güte/ und wil/ daß wir ſeine Güte in ſeinen Wolthaten ſchmecken und em- pfinden. Welches denn geſchicht/ wenn wir die Wolthaten GOttes zu Hertzen faſſen/ und erwegen/ von wem alles zu uns kommt/ und wie unwürdig wir ſeyn/ diß alles zu empfangen. Da zu mercken/ daß GOttes Güte nicht nur muß äuſſer-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0153" n="130"/><fw place="top" type="header">über den 34. Pſalm</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> nicht ſchmecken/ wie gütig/ wie freundlich der<lb/> HErr iſt. Darinn ſind wir gleich den Schluc-<lb/> kern/ die eine köſtliche Speiſe einſchlucken/ und<lb/> einen köſtlichen Tranck in ſich ſchütten ohn al-<lb/> lem Schmack. Das verweiſet uns der heilige<lb/> Geiſt/ uñ ſpricht: <hi rendition="#fr">Schmecket doch/ wie freund-<lb/> lich der HErr iſt.</hi> Durch den Schmack em-<lb/> pfinden und prüfen wir mit Ergetzligkeit die<lb/> mancherley Anmutigkeit in mancherley Spei-<lb/> ſen. Alſo ſolten auch wir in den mancherley<lb/> Wohlthaten GOttes mit Ergetzligkeit unſer<lb/> Seelen empfinden den Reichthum göttlicher<lb/> Güte: <hi rendition="#fr">Schmeckt wie freundlich der HErr<lb/> iſt.</hi> Zwar die völlige Genieſſung der Güte wird<lb/> verſparet ins künfftige Leben/ allda wird GOtt<lb/> den Tiſch decken/ und zu Tiſche dienen und auff-<lb/> tragen den Uberfluß ſeiner Güte/ daß wir erfül-<lb/> let und truncken werden von dem Reichthum<lb/> himmliſcher Güter. Dennoch gönnet uns Gott<lb/> auch hie in dieſem mühſeligen Leben den<lb/> Schmack ſeiner Güte/ und wil/ daß wir ſeine<lb/> Güte in ſeinen Wolthaten ſchmecken und em-<lb/> pfinden. Welches denn geſchicht/ wenn wir<lb/> die Wolthaten GOttes zu Hertzen faſſen/ und<lb/> erwegen/ von wem alles zu uns kommt/ und wie<lb/> unwürdig wir ſeyn/ diß alles zu empfangen. Da<lb/> zu mercken/ daß GOttes Güte nicht nur muß<lb/> <fw place="bottom" type="catch">äuſſer-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [130/0153]
über den 34. Pſalm
nicht ſchmecken/ wie gütig/ wie freundlich der
HErr iſt. Darinn ſind wir gleich den Schluc-
kern/ die eine köſtliche Speiſe einſchlucken/ und
einen köſtlichen Tranck in ſich ſchütten ohn al-
lem Schmack. Das verweiſet uns der heilige
Geiſt/ uñ ſpricht: Schmecket doch/ wie freund-
lich der HErr iſt. Durch den Schmack em-
pfinden und prüfen wir mit Ergetzligkeit die
mancherley Anmutigkeit in mancherley Spei-
ſen. Alſo ſolten auch wir in den mancherley
Wohlthaten GOttes mit Ergetzligkeit unſer
Seelen empfinden den Reichthum göttlicher
Güte: Schmeckt wie freundlich der HErr
iſt. Zwar die völlige Genieſſung der Güte wird
verſparet ins künfftige Leben/ allda wird GOtt
den Tiſch decken/ und zu Tiſche dienen und auff-
tragen den Uberfluß ſeiner Güte/ daß wir erfül-
let und truncken werden von dem Reichthum
himmliſcher Güter. Dennoch gönnet uns Gott
auch hie in dieſem mühſeligen Leben den
Schmack ſeiner Güte/ und wil/ daß wir ſeine
Güte in ſeinen Wolthaten ſchmecken und em-
pfinden. Welches denn geſchicht/ wenn wir
die Wolthaten GOttes zu Hertzen faſſen/ und
erwegen/ von wem alles zu uns kommt/ und wie
unwürdig wir ſeyn/ diß alles zu empfangen. Da
zu mercken/ daß GOttes Güte nicht nur muß
äuſſer-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/153 |
Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/153>, abgerufen am 16.02.2025. |