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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 34. Psalm


so sprich/ was hilfft mir diese Ehre? meine Ehre
ist in GOtt. Erkenne deine Dürfftigkeit und
Schande/ und trage nur darnach ein Verlan-
gen/ daß du in GOtt reich und geehret seyst/ so
bist du arm im Geist und elend für GOtt. Hast
du aber noch etwas in der Welt/ darauff du dich
verlässt/ und darauff dein Hertz ruhet/ so bist du
nicht arm.

Endlich zum dritten/ erwege hier auch die Be-
schaffenheit der Erhörung.
David gedencket
hie/ daß GOtt höre/ antworte/ auß aller
Furcht errette/ auß allen Nöthen helffe/
unser Angesicht nicht lasse zu schanden wer-
den.
Damit macht Er uns die Hoffnung/ daß
wir mit nichten in unserm Gebet sollen beschä-
met werden. Wann iemand eine gute Hoffnung
auff einen Freund setzet/ und bey demselben in
Noth Hülffe sucht/ und doch abgewiesen wird/
das macht ihn schamroth; Also solls uns nicht
gehen/ wenn wir schon gleichsam mit Unbeschei-
denheit GOtt anlauffen: Welche ihn anse-
hen und anlauffen/ derer Angesicht wird
nicht zu schanden.
Er stosst sie nicht trostloß
von sich hinweg/ sondern Er errettet sie auß
aller Furcht/ und hilfft ihnen auß allen ih-
ren Nöthen.
Trübsal bringt von Natur Furcht/
und macht das Hertz traurig/ dafür seynd die

Hei-

über den 34. Pſalm


ſo ſprich/ was hilfft mir dieſe Ehre? meine Ehre
iſt in GOtt. Erkenne deine Dürfftigkeit und
Schande/ und trage nur darnach ein Verlan-
gen/ daß du in GOtt reich und geehret ſeyſt/ ſo
biſt du arm im Geiſt und elend für GOtt. Haſt
du aber noch etwas in der Welt/ darauff du dich
verläſſt/ und darauff dein Hertz ruhet/ ſo biſt du
nicht arm.

Endlich zum dritten/ erwege hier auch die Be-
ſchaffenheit der Erhörung.
David gedencket
hie/ daß GOtt höre/ antworte/ auß aller
Furcht errette/ auß allen Nöthen helffe/
unſer Angeſicht nicht laſſe zu ſchanden wer-
den.
Damit macht Er uns die Hoffnung/ daß
wir mit nichten in unſerm Gebet ſollen beſchä-
met werden. Wann iemand eine gute Hoffnung
auff einen Freund ſetzet/ und bey demſelben in
Noth Hülffe ſucht/ und doch abgewieſen wird/
das macht ihn ſchamroth; Alſo ſolls uns nicht
gehen/ wenn wir ſchon gleichſam mit Unbeſchei-
denheit GOtt anlauffen: Welche ihn anſe-
hen und anlauffen/ derer Angeſicht wird
nicht zu ſchanden.
Er ſtoſſt ſie nicht troſtloß
von ſich hinweg/ ſondern Er errettet ſie auß
aller Furcht/ und hilfft ihnen auß allen ih-
ren Nöthen.
Trübſal bringt von Natur Furcht/
und macht das Hertz traurig/ dafür ſeynd die

Hei-
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[120/0143] über den 34. Pſalm ſo ſprich/ was hilfft mir dieſe Ehre? meine Ehre iſt in GOtt. Erkenne deine Dürfftigkeit und Schande/ und trage nur darnach ein Verlan- gen/ daß du in GOtt reich und geehret ſeyſt/ ſo biſt du arm im Geiſt und elend für GOtt. Haſt du aber noch etwas in der Welt/ darauff du dich verläſſt/ und darauff dein Hertz ruhet/ ſo biſt du nicht arm. Endlich zum dritten/ erwege hier auch die Be- ſchaffenheit der Erhörung. David gedencket hie/ daß GOtt höre/ antworte/ auß aller Furcht errette/ auß allen Nöthen helffe/ unſer Angeſicht nicht laſſe zu ſchanden wer- den. Damit macht Er uns die Hoffnung/ daß wir mit nichten in unſerm Gebet ſollen beſchä- met werden. Wann iemand eine gute Hoffnung auff einen Freund ſetzet/ und bey demſelben in Noth Hülffe ſucht/ und doch abgewieſen wird/ das macht ihn ſchamroth; Alſo ſolls uns nicht gehen/ wenn wir ſchon gleichſam mit Unbeſchei- denheit GOtt anlauffen: Welche ihn anſe- hen und anlauffen/ derer Angeſicht wird nicht zu ſchanden. Er ſtoſſt ſie nicht troſtloß von ſich hinweg/ ſondern Er errettet ſie auß aller Furcht/ und hilfft ihnen auß allen ih- ren Nöthen. Trübſal bringt von Natur Furcht/ und macht das Hertz traurig/ dafür ſeynd die Hei-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/143>, abgerufen am 17.02.2025.