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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die dritte Betrachtung.


Heiligen nicht befreyet/ die fühlen auch wohl
was ihnen wehe thut/ da ist inwendig Schrec-
ken/ außwendig Streit. David war ein tapffer
Held/ und klaget doch offt über Angst und Schrec-
ken. Unser Heyland selbsten hat müssen erfah-
ren/ was Traurigkeit ist; Aber auß dem allen
errettet der HErr.
Das thut er nicht allein/
wenn Er die Trübsal von uns nimmt/ oder die-
selbe lindert/ sondern/ wenn er Trost und Ge-
dult ins Hertz gibt. Wenn GOtt die Furcht
auß dem Hertzen vertreibt/ und ein gedultig
freudig Hertz schaffet/ so antwortet der HErr
heimlich/ dabey kanst du mercken/ daß du den ge-
funden/ den du gesucht hast. Wenn die würckli-
che Errettung folget/ so antwortet Gott auff dein
Gebet öffentlich. Darum sage nicht/ daß dein
Gebet nicht erhöret sey/ wenn du nicht also fort
die Erfreyung für Augen siehest/ hast du Gedult
und Trost durch dein Gebet von Gott erlanget/
hat GOtt schon geantwortet/ die Hülffe gehet
schon an/ und beweiset GOtt keine geringere
Gnade/ als wenn Er alsfort das Creutz hätte
gantz auffgehoben. Ein Gedültiger ist besser
als ein Starcker/ sagt Salomon am 16. Cap.
v. 32. seiner Sprüche. Was sucht die gläubige
Seele mehr im 35. Psalm v. 3. als daß sie in al-
ler Noth nur diesen Trost fühle/ daß Gott ihre
Hülff sey; und zu ihr sprech: ich bin dein Hülffe.

Ficht
H v

Die dritte Betrachtung.


Heiligen nicht befreyet/ die fühlen auch wohl
was ihnen wehe thut/ da iſt inwendig Schrec-
ken/ außwendig Streit. David war ein tapffer
Held/ und klaget doch offt über Angſt uñ Schrec-
ken. Unſer Heyland ſelbſten hat müſſen erfah-
ren/ was Traurigkeit iſt; Aber auß dem allen
errettet der HErr.
Das thut er nicht allein/
wenn Er die Trübſal von uns nimmt/ oder die-
ſelbe lindert/ ſondern/ wenn er Troſt und Ge-
dult ins Hertz gibt. Wenn GOtt die Furcht
auß dem Hertzen vertreibt/ und ein gedultig
freudig Hertz ſchaffet/ ſo antwortet der HErr
heimlich/ dabey kanſt du mercken/ daß du den ge-
funden/ den du geſucht haſt. Wenn die würckli-
che Errettung folget/ ſo antwortet Gott auff dein
Gebet öffentlich. Darum ſage nicht/ daß dein
Gebet nicht erhöret ſey/ wenn du nicht alſo fort
die Erfreyung für Augen ſieheſt/ haſt du Gedult
und Troſt durch dein Gebet von Gott erlanget/
hat GOtt ſchon geantwortet/ die Hülffe gehet
ſchon an/ und beweiſet GOtt keine geringere
Gnade/ als wenn Er alsfort das Creutz hätte
gantz auffgehoben. Ein Gedültiger iſt beſſer
als ein Starcker/ ſagt Salomon am 16. Cap.
v. 32. ſeiner Sprüche. Was ſucht die gläubige
Seele mehr im 35. Pſalm v. 3. als daß ſie in al-
ler Noth nur dieſen Troſt fühle/ daß Gott ihre
Hülff ſey; und zu ihr ſprech: ich bin dein Hülffe.

Ficht
H v
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[121/0144] Die dritte Betrachtung. Heiligen nicht befreyet/ die fühlen auch wohl was ihnen wehe thut/ da iſt inwendig Schrec- ken/ außwendig Streit. David war ein tapffer Held/ und klaget doch offt über Angſt uñ Schrec- ken. Unſer Heyland ſelbſten hat müſſen erfah- ren/ was Traurigkeit iſt; Aber auß dem allen errettet der HErr. Das thut er nicht allein/ wenn Er die Trübſal von uns nimmt/ oder die- ſelbe lindert/ ſondern/ wenn er Troſt und Ge- dult ins Hertz gibt. Wenn GOtt die Furcht auß dem Hertzen vertreibt/ und ein gedultig freudig Hertz ſchaffet/ ſo antwortet der HErr heimlich/ dabey kanſt du mercken/ daß du den ge- funden/ den du geſucht haſt. Wenn die würckli- che Errettung folget/ ſo antwortet Gott auff dein Gebet öffentlich. Darum ſage nicht/ daß dein Gebet nicht erhöret ſey/ wenn du nicht alſo fort die Erfreyung für Augen ſieheſt/ haſt du Gedult und Troſt durch dein Gebet von Gott erlanget/ hat GOtt ſchon geantwortet/ die Hülffe gehet ſchon an/ und beweiſet GOtt keine geringere Gnade/ als wenn Er alsfort das Creutz hätte gantz auffgehoben. Ein Gedültiger iſt beſſer als ein Starcker/ ſagt Salomon am 16. Cap. v. 32. ſeiner Sprüche. Was ſucht die gläubige Seele mehr im 35. Pſalm v. 3. als daß ſie in al- ler Noth nur dieſen Troſt fühle/ daß Gott ihre Hülff ſey; und zu ihr ſprech: ich bin dein Hülffe. Ficht H v

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/144>, abgerufen am 23.11.2024.