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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 34. Psalm


dringt zu einem Grunde/ da es sich samlet/ so sol-
ten aller Menschen Hertzen einmühtig auff
Gott zulauffen/ und sich nicht lassen auffhalten
durch die Grösse der Noth: sondern so viel-
mehr und hefftiger auff GOTT dringen/ ie
hefftiger die Noth uns dringet. Wir sehen/
wie mancher Bettler so unverschamt ist/ daß er
sich nicht wil abweisen lassen. Zwar bey Men-
schen ist solch unverschamts geilen verdrieß-
lich/ aber bey Gott ist es angenehm. Gott hats
gern/ daß man ihn überläufft/ wie Christus uns
lehret mit dem Exempel der geilenden Frauen/
welche den Richter so offt überlieff/ biß er ihren
Willen thät. Luc. 18. v. 5.

Erwege nun auch fürs ander/ die Beschaf-
fenheit deß Beters.
David gedencket hie ei-
nes Elenden/ wie er vorhin die Elenden mit sei-
nem Exempel zu trösten gedencket/ wenn er
spricht: Meine Seele soll sich rühmen deß
HErrn/ daß die Elenden hören und sich freuen.
Also spricht er auch hie; Da dieser Elender
rieff/ höret der HErr.
Es ist sehr tröstlich/
daß die Schrifft nicht saget/ daß GOtt nur erhö-
re die gewaltige Leute und fürtreffliche Heiligen/
sondern die Elenden/ damit ja niemand um sei-
ner Unwürdigkeit willen kleinmütig werde. Al-
so stehet im 9. Psalm v. 13. 19: Er vergisset

nicht

über den 34. Pſalm


dringt zu einem Grunde/ da es ſich ſamlet/ ſo ſol-
ten aller Menſchen Hertzen einmühtig auff
Gott zulauffen/ und ſich nicht laſſen auffhalten
durch die Gröſſe der Noth: ſondern ſo viel-
mehr und hefftiger auff GOTT dringen/ ie
hefftiger die Noth uns dringet. Wir ſehen/
wie mancher Bettler ſo unverſchamt iſt/ daß er
ſich nicht wil abweiſen laſſen. Zwar bey Men-
ſchen iſt ſolch unverſchamts geilen verdrieß-
lich/ aber bey Gott iſt es angenehm. Gott hats
gern/ daß man ihn überläufft/ wie Chriſtus uns
lehret mit dem Exempel der geilenden Frauen/
welche den Richter ſo offt überlieff/ biß er ihren
Willen thät. Luc. 18. v. 5.

Erwege nun auch fürs ander/ die Beſchaf-
fenheit deß Beters.
David gedencket hie ei-
nes Elenden/ wie er vorhin die Elenden mit ſei-
nem Exempel zu tröſten gedencket/ wenn er
ſpricht: Meine Seele ſoll ſich rühmen deß
HErrn/ daß die Elenden hören und ſich freuen.
Alſo ſpricht er auch hie; Da dieſer Elender
rieff/ höret der HErr.
Es iſt ſehr tröſtlich/
daß die Schrifft nicht ſaget/ daß GOtt nur erhö-
re die gewaltige Leute und fürtreffliche Heiligen/
ſondern die Elenden/ damit ja niemand um ſei-
ner Unwürdigkeit willen kleinmütig werde. Al-
ſo ſtehet im 9. Pſalm v. 13. 19: Er vergiſſet

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[118/0141] über den 34. Pſalm dringt zu einem Grunde/ da es ſich ſamlet/ ſo ſol- ten aller Menſchen Hertzen einmühtig auff Gott zulauffen/ und ſich nicht laſſen auffhalten durch die Gröſſe der Noth: ſondern ſo viel- mehr und hefftiger auff GOTT dringen/ ie hefftiger die Noth uns dringet. Wir ſehen/ wie mancher Bettler ſo unverſchamt iſt/ daß er ſich nicht wil abweiſen laſſen. Zwar bey Men- ſchen iſt ſolch unverſchamts geilen verdrieß- lich/ aber bey Gott iſt es angenehm. Gott hats gern/ daß man ihn überläufft/ wie Chriſtus uns lehret mit dem Exempel der geilenden Frauen/ welche den Richter ſo offt überlieff/ biß er ihren Willen thät. Luc. 18. v. 5. Erwege nun auch fürs ander/ die Beſchaf- fenheit deß Beters. David gedencket hie ei- nes Elenden/ wie er vorhin die Elenden mit ſei- nem Exempel zu tröſten gedencket/ wenn er ſpricht: Meine Seele ſoll ſich rühmen deß HErrn/ daß die Elenden hören und ſich freuen. Alſo ſpricht er auch hie; Da dieſer Elender rieff/ höret der HErr. Es iſt ſehr tröſtlich/ daß die Schrifft nicht ſaget/ daß GOtt nur erhö- re die gewaltige Leute und fürtreffliche Heiligen/ ſondern die Elenden/ damit ja niemand um ſei- ner Unwürdigkeit willen kleinmütig werde. Al- ſo ſtehet im 9. Pſalm v. 13. 19: Er vergiſſet nicht

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/141>, abgerufen am 26.11.2024.