Lütkemann, Joachim: Die Lust und Pracht einer Fürstlichen doch geistlichen Vermählung. Wolfenbüttel, 1652.zeigen / was ich gerne wolte. Im Namen GOttes / wir wollen thun / so viel wir durch seine Gnade vermögen. Wer Braut und Bräutigam ist / ist unnötig zu sagen / ihr wissets daß es Christus ist und seine Gemeine. Der Bräutigam ist groß und herrlich genung / die Braut aber fastunwürdig / wie grösser der Bräutigam / wie unwürdiger die Braut. Das ist nun zuvoraus zu verwundern in der geistlichen Vermählung / daß der unendlicher König aller Welt / sich hat verlieben können an so eine nichtige verderbte Creatur / Niemand liebet etwas / er finde denn / was der Liebe wehrt ist / alle Liebhaber können ein Uhrsach ihrer Liebe fürbringen / der eine spricht von seiner Liebsten: Ich liebe sie / darumb daß sie vornehm ist / der ander spricht / Ich liebe sie / darumb daß sie reich ist / der dritte spricht / Ich liebe sie / darumb daß sie schön ist; Etliche sprechen / Ich liebe sie / darumb daß sie fromm ist. Der Sohn Gottes aber findet nichts dergleichen bey der sündlichen Seelen / da ist weder Adel noch Reichtuhm / weder Schönheit noch Frömmigkeit. Man möchte sagen / es wäre eine unsinnige Liebe. Wo hat man jemals gehör et / daß ein mächtiger / ver ständiger Herr sich solte verlieben / An ein geringes / nichtwürdiges / heßliches / unzüchtiges Weibes stück? Vielweniger hat man gehöret / daß er umb einer solchen Person Gegen Liebe sich groß solte bemühen / allermeist wann dieselbige ihn verachtet. Diß ist nimmer geschehen / wird auch nicht geschehen. Was sol man denn sagen von der Liebe Christi? Wie brennet er gegen der abtrünnigen Seele? Wie arbeitet er umb ihr? Wie gehet er ihr nach / und versucht auff allerley Weise sie zu seiner Liebe zu bringen? Ist denn das eine unsinnige Liebe? Das sey ferne / der Sohn Gottes hat in seiner Liebe auch auf Hoheit und Reichtuhm gesehen / er hat auch gesehen auff Schönheit und Tugend / nemblich die noch künfftig zeigen / was ich gerne wolte. Im Namen GOttes / wir wollen thun / so viel wir durch seine Gnade vermögen. Wer Braut und Bräutigam ist / ist unnötig zu sagen / ihr wissets daß es Christus ist und seine Gemeine. Der Bräutigam ist groß und herrlich genung / die Braut aber fastunwürdig / wie grösser der Bräutigam / wie unwürdiger die Braut. Das ist nun zuvoraus zu verwundern in der geistlichen Vermählung / daß der unendlicher König aller Welt / sich hat verlieben können an so eine nichtige verderbte Creatur / Niemand liebet etwas / er finde denn / was der Liebe wehrt ist / alle Liebhaber können ein Uhrsach ihrer Liebe fürbringen / der eine spricht von seiner Liebsten: Ich liebe sie / darumb daß sie vornehm ist / der ander spricht / Ich liebe sie / darumb daß sie reich ist / der dritte spricht / Ich liebe sie / darumb daß sie schön ist; Etliche sprechen / Ich liebe sie / darumb daß sie from̃ ist. Der Sohn Gottes aber findet nichts dergleichen bey der sündlichen Seelen / da ist weder Adel noch Reichtuhm / weder Schönheit noch Frömmigkeit. Man möchte sagen / es wäre eine unsinnige Liebe. Wo hat man jemals gehör et / daß ein mächtiger / ver ständiger Herr sich solte verlieben / An ein geringes / nichtwürdiges / heßliches / unzüchtiges Weibes stück? Vielweniger hat man gehöret / daß er umb einer solchen Person Gegen Liebe sich groß solte bemühen / allermeist wann dieselbige ihn verachtet. Diß ist nimmer geschehen / wird auch nicht geschehen. Was sol man denn sagen von der Liebe Christi? Wie brennet er gegen der abtrünnigen Seele? Wie arbeitet er umb ihr? Wie gehet er ihr nach / und versucht auff allerley Weise sie zu seiner Liebe zu bringen? Ist denn das eine unsinnige Liebe? Das sey ferne / der Sohn Gottes hat in seiner Liebe auch auf Hoheit und Reichtuhm gesehẽ / er hat auch gesehen auff Schönheit und Tugend / nemblich die noch künfftig <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0005" n="5"/> zeigen / was ich gerne wolte. Im Namen GOttes / wir wollen thun / so viel wir durch seine Gnade vermögen.</p> <p>Wer Braut und Bräutigam ist / ist unnötig zu sagen / ihr wissets daß es Christus ist und seine Gemeine. Der Bräutigam ist groß und herrlich genung / die Braut aber fastunwürdig / wie grösser der Bräutigam / wie unwürdiger die Braut. Das ist nun zuvoraus zu verwundern in der geistlichen Vermählung / daß der unendlicher König aller Welt / sich hat verlieben können an so eine nichtige verderbte Creatur / Niemand liebet etwas / er finde denn / was der Liebe wehrt ist / alle Liebhaber können ein Uhrsach ihrer Liebe fürbringen / der eine spricht von seiner Liebsten: Ich liebe sie / darumb daß sie vornehm ist / der ander spricht / Ich liebe sie / darumb daß sie reich ist / der dritte spricht / Ich liebe sie / darumb daß sie schön ist; Etliche sprechen / Ich liebe sie / darumb daß sie from̃ ist. Der Sohn Gottes aber findet nichts dergleichen bey der sündlichen Seelen / da ist weder Adel noch Reichtuhm / weder Schönheit noch Frömmigkeit. Man möchte sagen / es wäre eine unsinnige Liebe. Wo hat man jemals gehör et / daß ein mächtiger / ver ständiger Herr sich solte verlieben / An ein geringes / nichtwürdiges / heßliches / unzüchtiges Weibes stück? Vielweniger hat man gehöret / daß er umb einer solchen Person Gegen Liebe sich groß solte bemühen / allermeist wann dieselbige ihn verachtet. Diß ist nimmer geschehen / wird auch nicht geschehen. Was sol man denn sagen von der Liebe Christi? Wie brennet er gegen der abtrünnigen Seele? Wie arbeitet er umb ihr? Wie gehet er ihr nach / und versucht auff allerley Weise sie zu seiner Liebe zu bringen? Ist denn das eine unsinnige Liebe? Das sey ferne / der Sohn Gottes hat in seiner Liebe auch auf Hoheit und Reichtuhm gesehẽ / er hat auch gesehen auff Schönheit und Tugend / nemblich die noch künfftig </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0005]
zeigen / was ich gerne wolte. Im Namen GOttes / wir wollen thun / so viel wir durch seine Gnade vermögen.
Wer Braut und Bräutigam ist / ist unnötig zu sagen / ihr wissets daß es Christus ist und seine Gemeine. Der Bräutigam ist groß und herrlich genung / die Braut aber fastunwürdig / wie grösser der Bräutigam / wie unwürdiger die Braut. Das ist nun zuvoraus zu verwundern in der geistlichen Vermählung / daß der unendlicher König aller Welt / sich hat verlieben können an so eine nichtige verderbte Creatur / Niemand liebet etwas / er finde denn / was der Liebe wehrt ist / alle Liebhaber können ein Uhrsach ihrer Liebe fürbringen / der eine spricht von seiner Liebsten: Ich liebe sie / darumb daß sie vornehm ist / der ander spricht / Ich liebe sie / darumb daß sie reich ist / der dritte spricht / Ich liebe sie / darumb daß sie schön ist; Etliche sprechen / Ich liebe sie / darumb daß sie from̃ ist. Der Sohn Gottes aber findet nichts dergleichen bey der sündlichen Seelen / da ist weder Adel noch Reichtuhm / weder Schönheit noch Frömmigkeit. Man möchte sagen / es wäre eine unsinnige Liebe. Wo hat man jemals gehör et / daß ein mächtiger / ver ständiger Herr sich solte verlieben / An ein geringes / nichtwürdiges / heßliches / unzüchtiges Weibes stück? Vielweniger hat man gehöret / daß er umb einer solchen Person Gegen Liebe sich groß solte bemühen / allermeist wann dieselbige ihn verachtet. Diß ist nimmer geschehen / wird auch nicht geschehen. Was sol man denn sagen von der Liebe Christi? Wie brennet er gegen der abtrünnigen Seele? Wie arbeitet er umb ihr? Wie gehet er ihr nach / und versucht auff allerley Weise sie zu seiner Liebe zu bringen? Ist denn das eine unsinnige Liebe? Das sey ferne / der Sohn Gottes hat in seiner Liebe auch auf Hoheit und Reichtuhm gesehẽ / er hat auch gesehen auff Schönheit und Tugend / nemblich die noch künfftig
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Die Lust und Pracht einer Fürstlichen doch geistlichen Vermählung. Wolfenbüttel, 1652, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_vermaehlung_1652/5>, abgerufen am 16.02.2025. |