Lütkemann, Joachim: Joachimi Lütkemanni Der Heiligen Schrifft Doctoris und Superintendentis Generalissimi in Wulffenbüttel Valet-Rede An die Christliche Gemeine zu S. Jacob in Rostock. Wolfenbüttel, 1656.der Tugend Bescheidenheit / und in der Bescheidenheit Mässigkeit / und in der Mässigkeit Gedult / und in der Gedult Gottseligkeit. Was ich euch nun gelehret / habe ich selber müssen in übung bringen / auf daß ich mich Euch als einen Vorgänger in Gedult und Leiden darstellen möchte. Was würde ich vor ein Lehrer seyn / wenn ich nur andern predigte und mir selber nicht. Gedult in Verfolgung und Anfechtung stehet einem jeden Christen wol an / wie viel mehr einem getreuen Prediger. Es heisset im Christenthumb nicht; Schlage oder stosse / sondern / Leide und erdulde. Wenn Paulus seinen Timotheum zur 2. Tim. 3. 3. 12. Beständigkeit in Verfolgung anmahnet / spricht er: Leide dich als ein guter Streiter JEsu Christi: Denn dulden wir so werden wir mit herrschen. In Gedult und Leiden ist der Sieg. Wie? Sol ein Christ denn alles leiden / sol er sich nicht verantworten / wenn er eines Dinges fälschlich beschüldiget wird? Hie müssen wir ansehen den Sohn Gottes; Da derselbe dem Hohenpriester Hannas auf die Frage / seine Lehre betreffend / antwortete / daß Er nichts im Verborgen sondern frey öffentlich geredt hette vor der Welt: Und derer Diener einer die dabey stunden / JEsu einen Backenstreich gab / sprach JEsus zu jhm mit kekkem Joh. 18, 23. Muth: Hab ich übel geredt so beweise es / daß es böse sey / hab ich aber recht geredt / was schlägstu mich: Meine Widersacher aber haben mir alle Verantwortung abgeschlagen: wollen mir eintzige Erklärung meiner Worte nicht gestatten / es sol alles bloß und allein nach jhrem Willen gehen- Und weil ich jhnen hierin nicht folgen wil / ruffen sie mich aus vor einen hochmutigen Mann. Ich muß bekennen / sie sagen recht daran / Ich bin hochmutig: und habe euch / meine allerliebste Christen / dazu angemahnet daß jhrs auch seyn soltet. Mein Hochmuth aber ruhet nicht auf grossen Reichthum / Ehr und Ansehen der Welt / sondern auf den hocher habenen GOtt / auf welchen ich der Tugend Bescheidenheit / und in der Bescheidenheit Mässigkeit / und in der Mässigkeit Gedult / und in der Gedult Gottseligkeit. Was ich euch nun gelehret / habe ich selber müssen in übung bringen / auf daß ich mich Euch als einen Vorgänger in Gedult und Leiden darstellen möchte. Was würde ich vor ein Lehrer seyn / wenn ich nur andern predigte und mir selber nicht. Gedult in Verfolgung und Anfechtung stehet einem jeden Christen wol an / wie viel mehr einem getreuen Prediger. Es heisset im Christenthumb nicht; Schlage oder stosse / sondern / Leide und erdulde. Wenn Paulus seinen Timotheum zur 2. Tim. 3. 3. 12. Beständigkeit in Verfolgung anmahnet / spricht er: Leide dich als ein guter Streiter JEsu Christi: Denn dulden wir so werden wir mit herrschen. In Gedult und Leiden ist der Sieg. Wie? Sol ein Christ denn alles leiden / sol er sich nicht verantworten / wenn er eines Dinges fälschlich beschüldiget wird? Hie müssen wir ansehen den Sohn Gottes; Da derselbe dem Hohenpriester Hannas auf die Frage / seine Lehre betreffend / antwortete / daß Er nichts im Verborgen sondern frey öffentlich geredt hette vor der Welt: Und derer Diener einer die dabey stunden / JEsu einen Backenstreich gab / sprach JEsus zu jhm mit kekkem Joh. 18, 23. Muth: Hab ich übel geredt so beweise es / daß es böse sey / hab ich aber recht geredt / was schlägstu mich: Meine Widersacher aber haben mir alle Verantwortung abgeschlagen: wollen mir eintzige Erklärung meiner Worte nicht gestatten / es sol alles bloß und allein nach jhrem Willen gehen- Und weil ich jhnen hierin nicht folgen wil / ruffen sie mich aus vor einen hochmůtigen Mann. Ich muß bekennen / sie sagen recht daran / Ich bin hochmůtig: und habe euch / meine allerliebste Christen / dazu angemahnet daß jhrs auch seyn soltet. Mein Hochmuth aber ruhet nicht auf grossen Reichthum / Ehr und Ansehen der Welt / sondern auf den hocher habenen GOtt / auf welchen ich <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0006"/> der Tugend Bescheidenheit / und in der Bescheidenheit Mässigkeit / und in der Mässigkeit Gedult / und in der Gedult Gottseligkeit. Was ich euch nun gelehret / habe ich selber müssen in übung bringen / auf daß ich mich Euch als einen Vorgänger in Gedult und Leiden darstellen möchte. Was würde ich vor ein Lehrer seyn / wenn ich nur andern predigte und mir selber nicht. Gedult in Verfolgung und Anfechtung stehet einem jeden Christen wol an / wie viel mehr einem getreuen Prediger. Es heisset im Christenthumb nicht; Schlage oder stosse / sondern / Leide und erdulde. Wenn Paulus seinen Timotheum zur <note place="left"><hi rendition="#i">2. Tim. 3. 3. 12.</hi></note>Beständigkeit in Verfolgung anmahnet / spricht er: Leide dich als ein guter Streiter JEsu Christi: Denn dulden wir so werden wir mit herrschen. In Gedult und Leiden ist der Sieg. Wie? Sol ein Christ denn alles leiden / sol er sich nicht verantworten / wenn er eines Dinges fälschlich beschüldiget wird? Hie müssen wir ansehen den Sohn Gottes; Da derselbe dem Hohenpriester Hannas auf die Frage / seine Lehre betreffend / antwortete / daß Er nichts im Verborgen sondern frey öffentlich geredt hette vor der Welt: Und derer Diener einer die dabey stunden / JEsu einen Backenstreich gab / sprach JEsus zu jhm mit kekkem <note place="left"><hi rendition="#i">Joh. 18, 23.</hi></note>Muth: Hab ich übel geredt so beweise es / daß es böse sey / hab ich aber recht geredt / was schlägstu mich: Meine Widersacher aber haben mir alle Verantwortung abgeschlagen: wollen mir eintzige Erklärung meiner Worte nicht gestatten / es sol alles bloß und allein nach jhrem Willen gehen- Und weil ich jhnen hierin nicht folgen wil / ruffen sie mich aus vor einen hochmůtigen Mann. Ich muß bekennen / sie sagen recht daran / Ich bin hochmůtig: und habe euch / meine allerliebste Christen / dazu angemahnet daß jhrs auch seyn soltet. Mein Hochmuth aber ruhet nicht auf grossen Reichthum / Ehr und Ansehen der Welt / sondern auf den hocher habenen GOtt / auf welchen ich </p> </div> </body> </text> </TEI> [0006]
der Tugend Bescheidenheit / und in der Bescheidenheit Mässigkeit / und in der Mässigkeit Gedult / und in der Gedult Gottseligkeit. Was ich euch nun gelehret / habe ich selber müssen in übung bringen / auf daß ich mich Euch als einen Vorgänger in Gedult und Leiden darstellen möchte. Was würde ich vor ein Lehrer seyn / wenn ich nur andern predigte und mir selber nicht. Gedult in Verfolgung und Anfechtung stehet einem jeden Christen wol an / wie viel mehr einem getreuen Prediger. Es heisset im Christenthumb nicht; Schlage oder stosse / sondern / Leide und erdulde. Wenn Paulus seinen Timotheum zur Beständigkeit in Verfolgung anmahnet / spricht er: Leide dich als ein guter Streiter JEsu Christi: Denn dulden wir so werden wir mit herrschen. In Gedult und Leiden ist der Sieg. Wie? Sol ein Christ denn alles leiden / sol er sich nicht verantworten / wenn er eines Dinges fälschlich beschüldiget wird? Hie müssen wir ansehen den Sohn Gottes; Da derselbe dem Hohenpriester Hannas auf die Frage / seine Lehre betreffend / antwortete / daß Er nichts im Verborgen sondern frey öffentlich geredt hette vor der Welt: Und derer Diener einer die dabey stunden / JEsu einen Backenstreich gab / sprach JEsus zu jhm mit kekkem Muth: Hab ich übel geredt so beweise es / daß es böse sey / hab ich aber recht geredt / was schlägstu mich: Meine Widersacher aber haben mir alle Verantwortung abgeschlagen: wollen mir eintzige Erklärung meiner Worte nicht gestatten / es sol alles bloß und allein nach jhrem Willen gehen- Und weil ich jhnen hierin nicht folgen wil / ruffen sie mich aus vor einen hochmůtigen Mann. Ich muß bekennen / sie sagen recht daran / Ich bin hochmůtig: und habe euch / meine allerliebste Christen / dazu angemahnet daß jhrs auch seyn soltet. Mein Hochmuth aber ruhet nicht auf grossen Reichthum / Ehr und Ansehen der Welt / sondern auf den hocher habenen GOtt / auf welchen ich
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Joachimi Lütkemanni Der Heiligen Schrifft Doctoris und Superintendentis Generalissimi in Wulffenbüttel Valet-Rede An die Christliche Gemeine zu S. Jacob in Rostock. Wolfenbüttel, 1656, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_valetrede_1656/6>, abgerufen am 16.02.2025. |