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Lütkemann, Joachim: Joachimi Lütkemanni Der Heiligen Schrifft Doctoris und Superintendentis Generalissimi in Wulffenbüttel Valet-Rede An die Christliche Gemeine zu S. Jacob in Rostock. Wolfenbüttel, 1656.

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züchtiget eben nicht auf die Stunde wenn seine Kinder sich versehen haben / sondern Er wartet der gelegenen Zeit / da züchtiget Er den seine liebe Kinder also / daß sie Ehre davon haben / und wil sie nicht fort für der Welt zu schanden machen. Wenn wir umb 1. Pet. 2, 20, Missethat willen leiden / das gibt keinen Ruhm; Wenn wir uns aber befleisfigen gutes zu thun / und üm Gutthat leiden und erdulden / das ist Gnade bei Gott / spricht Petrus. Wenn sich nun die Kinder Gottes vom Fleisch und Teuffel verleiten lassen / und drümm hertzlich bekümmert seyn / vergibet Gott gnädiglich; Gedenckts aber noch wol zu finden: Wenn denn die Zeit da ist / und GOtt mit seiner Ruthe aufstehet / so greifft Er sie an in einer unschüldigen Sache / auff daß sie die Ehre haben / daß sie unschüldig leyden. Zum Exempel / wenn David seiner Königlichen Macht mißbraucht / und sich schändlich versündiget in dem Handel Uriae / vergiebet es jhm zwar Gott auf sein bußfertiges Flehen / und macht jhn nicht öffentlich zu schanden; Doch muste er nicht ungezüchtiget seyn / sondern von seinen eigenen Kindern groß Hertzleid leyden / und gar zum Reich außgetrieben werden. Das wiederfuhr David unverschuldet / er hatte es weder an Absolon / weder an Israel verschuldet / daß er so übel gehalten ward: Doch weil er sich an Gott vorhin verschuldet hat / züchtiget jhn Gott ehrbarer weise / daß er die Ehre hatte / er leide in unschuld. Da über GOtt zugleich die Gedult und den Glauben seiner Kinder / und machet daß durch diß Leyden jhr Ruhm und Lohn im Himmel nur grösser werde. So säuberlich gehet GOtt mit seinen Kindern umb. Das merckt die Welt nicht. Aber Vater und Sohn verstehen sich wol. Drumm auch die Kinder Gottes sich gedüldig unter das Creutz ergeben / und daranlgedencken / wie sie es doppelt wol bey Gott verdienet haben / ob sie schon für der Welt unschüldig seyn / und sprechen: Mich. 7, 9. Ich wil den Zorn des HERREN tragen / denn

züchtiget eben nicht auf die Stunde wenn seine Kinder sich versehen haben / sondern Er wartet der gelegenẽ Zeit / da züchtiget Er den seine liebe Kinder also / daß sie Ehre davon haben / und wil sie nicht fort für der Welt zu schanden machen. Wenn wir umb 1. Pet. 2, 20, Missethat willẽ leiden / das gibt keinen Ruhm; Weñ wir uns aber befleisfigẽ gutes zu thun / und üm Gutthat leidẽ uñ erdulden / das ist Gnade bei Gott / spricht Petrus. Weñ sich nun die Kinder Gottes vom Fleisch uñ Teuffel verleiten lassen / und drüm̃ hertzlich beküm̃ert seyn / vergibet Gott gnädiglich; Gedenckts aber noch wol zu finden: Wenn denn die Zeit da ist / und GOtt mit seiner Ruthe aufstehet / so greifft Er sie an in einer unschüldigen Sache / auff daß sie die Ehre haben / daß sie unschüldig leyden. Zum Exempel / wenn David seiner Königlichen Macht mißbraucht / und sich schändlich versündiget in dem Handel Uriae / vergiebet es jhm zwar Gott auf sein bußfertiges Flehen / und macht jhn nicht öffentlich zu schanden; Doch muste er nicht ungezüchtiget seyn / sondern von seinen eigenen Kindern groß Hertzleid leyden / und gar zum Reich außgetrieben werden. Das wiederfůhr David unverschuldet / er hatte es weder an Absolon / weder an Israel verschuldet / daß er so übel gehalten ward: Doch weil er sich an Gott vorhin verschuldet hat / züchtiget jhn Gott ehrbarer weise / daß er die Ehre hatte / er leide in unschuld. Da über GOtt zugleich die Gedult und den Glauben seiner Kinder / und machet daß durch diß Leyden jhr Ruhm und Lohn im Himmel nur grösser werde. So säuberlich gehet GOtt mit seinen Kindern umb. Das merckt die Welt nicht. Aber Vater und Sohn verstehen sich wol. Drům̃ auch die Kinder Gottes sich gedüldig unter das Creutz ergeben / und daranlgedencken / wie sie es doppelt wol bey Gott verdienet haben / ob sie schon für der Welt unschüldig seyn / und sprechen: Mich. 7, 9. Ich wil den Zorn des HERREN tragen / denn

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[5/0035] züchtiget eben nicht auf die Stunde wenn seine Kinder sich versehen haben / sondern Er wartet der gelegenẽ Zeit / da züchtiget Er den seine liebe Kinder also / daß sie Ehre davon haben / und wil sie nicht fort für der Welt zu schanden machen. Wenn wir umb Missethat willẽ leiden / das gibt keinen Ruhm; Weñ wir uns aber befleisfigẽ gutes zu thun / und üm Gutthat leidẽ uñ erdulden / das ist Gnade bei Gott / spricht Petrus. Weñ sich nun die Kinder Gottes vom Fleisch uñ Teuffel verleiten lassen / und drüm̃ hertzlich beküm̃ert seyn / vergibet Gott gnädiglich; Gedenckts aber noch wol zu finden: Wenn denn die Zeit da ist / und GOtt mit seiner Ruthe aufstehet / so greifft Er sie an in einer unschüldigen Sache / auff daß sie die Ehre haben / daß sie unschüldig leyden. Zum Exempel / wenn David seiner Königlichen Macht mißbraucht / und sich schändlich versündiget in dem Handel Uriae / vergiebet es jhm zwar Gott auf sein bußfertiges Flehen / und macht jhn nicht öffentlich zu schanden; Doch muste er nicht ungezüchtiget seyn / sondern von seinen eigenen Kindern groß Hertzleid leyden / und gar zum Reich außgetrieben werden. Das wiederfůhr David unverschuldet / er hatte es weder an Absolon / weder an Israel verschuldet / daß er so übel gehalten ward: Doch weil er sich an Gott vorhin verschuldet hat / züchtiget jhn Gott ehrbarer weise / daß er die Ehre hatte / er leide in unschuld. Da über GOtt zugleich die Gedult und den Glauben seiner Kinder / und machet daß durch diß Leyden jhr Ruhm und Lohn im Himmel nur grösser werde. So säuberlich gehet GOtt mit seinen Kindern umb. Das merckt die Welt nicht. Aber Vater und Sohn verstehen sich wol. Drům̃ auch die Kinder Gottes sich gedüldig unter das Creutz ergeben / und daranlgedencken / wie sie es doppelt wol bey Gott verdienet haben / ob sie schon für der Welt unschüldig seyn / und sprechen: Ich wil den Zorn des HERREN tragen / denn 1. Pet. 2, 20, Mich. 7, 9.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Joachimi Lütkemanni Der Heiligen Schrifft Doctoris und Superintendentis Generalissimi in Wulffenbüttel Valet-Rede An die Christliche Gemeine zu S. Jacob in Rostock. Wolfenbüttel, 1656, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_valetrede_1656/35>, abgerufen am 28.03.2024.