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Lütkemann, Joachim: Joachimi Lütkemanni Der Heiligen Schrifft Doctoris und Superintendentis Generalissimi in Wulffenbüttel Valet-Rede An die Christliche Gemeine zu S. Jacob in Rostock. Wolfenbüttel, 1656.

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Woher komts / daß so viel Predigten so wenig Nutz schaffen? Anders redet / anders lebet man. Daher ists kommen / daß man predigen für eine Gewohnheit achtet / und mehr wird nichts draus. Ich halte dafür daß alles Unglücks ein Anfang sey / daß Prediger in jhrem Ampt untüchtig geworden seyn. Der HErr selbsten klaget also beym Jeremia am 10. Meine Hirten seyn zu Narren worden / und fragen nach dem Jer. 10, 21. HErrn nicht darumb können sie auch nichts rechts lehren / sondern alle Herde sind zerstreuet. Christus hat auch vergebs nicht befohlen: Bittet den Herren der Erndte / daß er getreue Arbeiter in seine Erndte sende. Wenn das Predig Ampt wol bestellet ist / da wohnet gewißlich der HErr mit reichen Segen. Umb eines recht frommen Menschen willen / ist GOtt offt gnädig einer gantzen Stadt und Lande. Denn das ist eine solche Person / die bey Gott mächtig ist. Daher / als Gott einen Grund zu einem bessern Stand in seinem Volck legen wolt: Da spricht Er: Ich wil euch Prediger geben Jer. 3, 15. nach meinem Hertzen; Als wolte Er sagen: Wann jhr nun genug gebusset habet / wil ich auf eine andere Ordnung eure Mauren bauen. Ich wil bey der Geistligkeit anfangen / und dieselbe behoflen / wie ich sie haben wil. Ja daß der gütige Gott auch hierin bey uns den Anfang machen wolte! Ich rede euch wieder an / O jhr allerliebsten Studiosi, die jhr zu den Dienst Gottes euch gewiedmet habet / helffet mitbauen an den Mauren Jerusalems; Sehet / in euren Händen stehet mit das Heyl des Volckes. Ihr seyd dieselbe die GOtt von Mutterleibe ausgesondert hat / zu treiben sein Werck und zu suchen das Heyl der Menschen.

So seyd nun nicht ein Exempel der Boßheit und Uppigkeit. Zerreisset nicht die Mauren Jerusalems / die jhr mit baun soltet. Machet jhr O Allerliebste / den Anfang / von Her-

Woher komts / daß so viel Predigten so wenig Nutz schaffen? Anders redet / anders lebet man. Daher ists kommen / daß man predigen für eine Gewohnheit achtet / und mehr wird nichts draus. Ich halte dafür daß alles Unglücks ein Anfang sey / daß Prediger in jhrem Ampt untüchtig geworden seyn. Der HErr selbsten klaget also beym Jeremia am 10. Meine Hirten seyn zu Narren worden / und fragen nach dem Jer. 10, 21. HErrn nicht darumb können sie auch nichts rechts lehren / sondern alle Herde sind zerstreuet. Christus hat auch vergebs nicht befohlen: Bittet den Herren der Erndte / daß er getreue Arbeiter in seine Erndte sende. Wenn das Predig Ampt wol bestellet ist / da wohnet gewißlich der HErr mit reichen Segen. Umb eines recht frommen Menschen willen / ist GOtt offt gnädig einer gantzen Stadt und Lande. Denn das ist eine solche Person / die bey Gott mächtig ist. Daher / als Gott einen Grund zu einem bessern Stand in seinem Volck legen wolt: Da spricht Er: Ich wil euch Prediger geben Jer. 3, 15. nach meinem Hertzen; Als wolte Er sagen: Wann jhr nun genug gebůsset habet / wil ich auf eine andere Ordnung eure Mauren bauen. Ich wil bey der Geistligkeit anfangen / und dieselbe behoflen / wie ich sie haben wil. Ja daß der gütige Gott auch hierin bey uns den Anfang machen wolte! Ich rede euch wieder an / O jhr allerliebsten Studiosi, die jhr zu den Dienst Gottes euch gewiedmet habet / helffet mitbauen an den Mauren Jerusalems; Sehet / in euren Händen stehet mit das Heyl des Volckes. Ihr seyd dieselbe die GOtt von Mutterleibe ausgesondert hat / zu treiben sein Werck und zu suchen das Heyl der Menschen.

So seyd nun nicht ein Exempel der Boßheit und Uppigkeit. Zerreisset nicht die Mauren Jerusalems / die jhr mit baun soltet. Machet jhr O Allerliebste / den Anfang / von Her-

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[19/0027] Woher komts / daß so viel Predigten so wenig Nutz schaffen? Anders redet / anders lebet man. Daher ists kommen / daß man predigen für eine Gewohnheit achtet / und mehr wird nichts draus. Ich halte dafür daß alles Unglücks ein Anfang sey / daß Prediger in jhrem Ampt untüchtig geworden seyn. Der HErr selbsten klaget also beym Jeremia am 10. Meine Hirten seyn zu Narren worden / und fragen nach dem HErrn nicht darumb können sie auch nichts rechts lehren / sondern alle Herde sind zerstreuet. Christus hat auch vergebs nicht befohlen: Bittet den Herren der Erndte / daß er getreue Arbeiter in seine Erndte sende. Wenn das Predig Ampt wol bestellet ist / da wohnet gewißlich der HErr mit reichen Segen. Umb eines recht frommen Menschen willen / ist GOtt offt gnädig einer gantzen Stadt und Lande. Denn das ist eine solche Person / die bey Gott mächtig ist. Daher / als Gott einen Grund zu einem bessern Stand in seinem Volck legen wolt: Da spricht Er: Ich wil euch Prediger geben nach meinem Hertzen; Als wolte Er sagen: Wann jhr nun genug gebůsset habet / wil ich auf eine andere Ordnung eure Mauren bauen. Ich wil bey der Geistligkeit anfangen / und dieselbe behoflen / wie ich sie haben wil. Ja daß der gütige Gott auch hierin bey uns den Anfang machen wolte! Ich rede euch wieder an / O jhr allerliebsten Studiosi, die jhr zu den Dienst Gottes euch gewiedmet habet / helffet mitbauen an den Mauren Jerusalems; Sehet / in euren Händen stehet mit das Heyl des Volckes. Ihr seyd dieselbe die GOtt von Mutterleibe ausgesondert hat / zu treiben sein Werck und zu suchen das Heyl der Menschen. Jer. 10, 21. Jer. 3, 15. So seyd nun nicht ein Exempel der Boßheit und Uppigkeit. Zerreisset nicht die Mauren Jerusalems / die jhr mit baun soltet. Machet jhr O Allerliebste / den Anfang / von Her-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Joachimi Lütkemanni Der Heiligen Schrifft Doctoris und Superintendentis Generalissimi in Wulffenbüttel Valet-Rede An die Christliche Gemeine zu S. Jacob in Rostock. Wolfenbüttel, 1656, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_valetrede_1656/27>, abgerufen am 26.04.2024.