Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652.lich / daß derselbe die seufftzende demütige Seele verstossen werde / der so viel umb die Seele gethan hatz Hastu mein Gott das Höchste und Liebste daran gesetzet / was du hattest im Himmelund auf Erden / damit du meine verirrete Seele mögtest zu dir bringen / wie ist es müglich / daß du dieselbe Seele verschmähen könnest / wenn ich aus der Tieffe zu dir seufftze / vnd darnach mich sehne / daß meine Seele nur bey dir wolverwahret werde / Ja mit Frewdigkeit kan ich dir meine Seele vertrawen vnd sagen: HErr in deine Hände befehlich memen Geist / denn du hast sie erlöset. Ich kan mir aber nicht ein bilden / daß ein Christ seine Seele mit ernst Gott befehlen kan / der nicht eine hertzliche Begierde und Verlangen nach jhn hat / ists mir ein Ernst / meine Seele in Gottes Hände zu befehlen / muß ich von Hertzen begierig seyn / GOtt zu geben / was sein ist / und von jhm zu nehmen / was mein ist / ich muß in der Wahrheit sagen können: Ich bin dein / du bist mein / wie gern wolte ich bey dir seyn; Wer das nicht von Grund seiner Seelen sagen kan / dem acht ich ists kein Ernst / wenn er spricht: In deine Hände befehl ich meinen Geist. Daß wir hievon den Anfang vorhabender Leich-Predigt machen / dazu hat vns anleitung gegeben / der verblichener Mund dieser für vns stehenden Leiche / dessen letzte Wort gewesen seyn; Du hast mich erlöset / denn da dieser seeligen Matronen zugeruffen ward / HErr JEsu in deine Hände / befehlich meinen Geist / hat siehinzugesetzet / du hast mich erlöset / vnd ist darauf als fort in eine stilligkeit geraten biß sie verschieden. So halten wir nun dafür / daß sie mit diesen letzten Worten bezeuget habe / beydes jhr Vertrawen zu Gott / vnd jhr Verlangen nach Gott. Vnd das hat sie jhre langwirige Schwachheit gelehret / denn da sie sonsten im Anfang jhrer Kranckheit nicht eben so begierig zum Tode mag gewesen seyn / hat der Fromme GOtt durch die lang- lich / daß derselbe die seufftzende demütige Seele verstossen werde / der so viel umb die Seele gethan hatz Hastu mein Gott das Höchste und Liebste daran gesetzet / was du hattest im Himmelund auf Erden / damit du meine verirrete Seele mögtest zu dir bringen / wie ist es müglich / daß du dieselbe Seele verschmähen könnest / wenn ich aus der Tieffe zu dir seufftze / vnd darnach mich sehne / daß meine Seele nur bey dir wolverwahret werde / Ja mit Frewdigkeit kan ich dir meine Seele vertrawen vnd sagen: HErr in deine Hände befehlich memen Geist / denn du hast sie erlöset. Ich kan mir aber nicht ein bilden / daß ein Christ seine Seele mit ernst Gott befehlen kan / der nicht eine hertzliche Begierde und Verlangen nach jhn hat / ists mir ein Ernst / meine Seele in Gottes Hände zu befehlen / muß ich von Hertzen begierig seyn / GOtt zu geben / was sein ist / und von jhm zu nehmen / was mein ist / ich muß in der Wahrheit sagen können: Ich bin dein / du bist mein / wie gern wolte ich bey dir seyn; Wer das nicht von Grund seiner Seelen sagen kan / dem acht ich ists kein Ernst / wenn er spricht: In deine Hände befehl ich meinen Geist. Daß wir hievon den Anfang vorhabender Leich-Predigt machen / dazu hat vns anleitung gegeben / der verblichener Mund dieser für vns stehenden Leiche / dessen letzte Wort gewesen seyn; Du hast mich erlöset / deñ da dieser seeligen Matronen zugeruffen ward / HErr JEsu in deine Hände / befehlich meinen Geist / hat siehinzugesetzet / du hast mich erlöset / vnd ist darauf als fort in eine stilligkeit geraten biß sie verschiedẽ. So halten wir nun dafür / daß sie mit diesen letzten Worten bezeuget habe / beydes jhr Vertrawen zu Gott / vnd jhr Verlangen nach Gott. Vnd das hat sie jhre langwirige Schwachheit gelehret / denn da sie sonsten im Anfang jhrer Kranckheit nicht eben so begierig zum Tode mag gewesen seyn / hat der Fromme GOtt durch die lang- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0011" n="5"/> lich / daß derselbe die seufftzende demütige Seele verstossen werde / der so viel umb die Seele gethan hatz Hastu mein Gott das Höchste und Liebste daran gesetzet / was du hattest im Himmelund auf Erden / damit du meine verirrete Seele mögtest zu dir bringen / wie ist es müglich / daß du dieselbe Seele verschmähen könnest / wenn ich aus der Tieffe zu dir seufftze / vnd darnach mich sehne / daß meine Seele nur bey dir wolverwahret werde / Ja mit Frewdigkeit kan ich dir meine Seele vertrawen vnd sagen: HErr in deine Hände befehlich memen Geist / denn du hast sie erlöset.</p> <p>Ich kan mir aber nicht ein bilden / daß ein Christ seine Seele mit ernst Gott befehlen kan / der nicht eine hertzliche Begierde und Verlangen nach jhn hat / ists mir ein Ernst / meine Seele in Gottes Hände zu befehlen / muß ich von Hertzen begierig seyn / GOtt zu geben / was sein ist / und von jhm zu nehmen / was mein ist / ich muß in der Wahrheit sagen können: Ich bin dein / du bist mein / wie gern wolte ich bey dir seyn; Wer das nicht von Grund seiner Seelen sagen kan / dem acht ich ists kein Ernst / wenn er spricht: In deine Hände befehl ich meinen Geist.</p> <p>Daß wir hievon den Anfang vorhabender Leich-Predigt machen / dazu hat vns anleitung gegeben / der verblichener Mund dieser für vns stehenden Leiche / dessen letzte Wort gewesen seyn; Du hast mich erlöset / deñ da dieser seeligen Matronen zugeruffen ward / HErr JEsu in deine Hände / befehlich meinen Geist / hat siehinzugesetzet / du hast mich erlöset / vnd ist darauf als fort in eine stilligkeit geraten biß sie verschiedẽ. So halten wir nun dafür / daß sie mit diesen letzten Worten bezeuget habe / beydes jhr Vertrawen zu Gott / vnd jhr Verlangen nach Gott. Vnd das hat sie jhre langwirige Schwachheit gelehret / denn da sie sonsten im Anfang jhrer Kranckheit nicht eben so begierig zum Tode mag gewesen seyn / hat der Fromme GOtt durch die lang- </p> </div> </body> </text> </TEI> [5/0011]
lich / daß derselbe die seufftzende demütige Seele verstossen werde / der so viel umb die Seele gethan hatz Hastu mein Gott das Höchste und Liebste daran gesetzet / was du hattest im Himmelund auf Erden / damit du meine verirrete Seele mögtest zu dir bringen / wie ist es müglich / daß du dieselbe Seele verschmähen könnest / wenn ich aus der Tieffe zu dir seufftze / vnd darnach mich sehne / daß meine Seele nur bey dir wolverwahret werde / Ja mit Frewdigkeit kan ich dir meine Seele vertrawen vnd sagen: HErr in deine Hände befehlich memen Geist / denn du hast sie erlöset.
Ich kan mir aber nicht ein bilden / daß ein Christ seine Seele mit ernst Gott befehlen kan / der nicht eine hertzliche Begierde und Verlangen nach jhn hat / ists mir ein Ernst / meine Seele in Gottes Hände zu befehlen / muß ich von Hertzen begierig seyn / GOtt zu geben / was sein ist / und von jhm zu nehmen / was mein ist / ich muß in der Wahrheit sagen können: Ich bin dein / du bist mein / wie gern wolte ich bey dir seyn; Wer das nicht von Grund seiner Seelen sagen kan / dem acht ich ists kein Ernst / wenn er spricht: In deine Hände befehl ich meinen Geist.
Daß wir hievon den Anfang vorhabender Leich-Predigt machen / dazu hat vns anleitung gegeben / der verblichener Mund dieser für vns stehenden Leiche / dessen letzte Wort gewesen seyn; Du hast mich erlöset / deñ da dieser seeligen Matronen zugeruffen ward / HErr JEsu in deine Hände / befehlich meinen Geist / hat siehinzugesetzet / du hast mich erlöset / vnd ist darauf als fort in eine stilligkeit geraten biß sie verschiedẽ. So halten wir nun dafür / daß sie mit diesen letzten Worten bezeuget habe / beydes jhr Vertrawen zu Gott / vnd jhr Verlangen nach Gott. Vnd das hat sie jhre langwirige Schwachheit gelehret / denn da sie sonsten im Anfang jhrer Kranckheit nicht eben so begierig zum Tode mag gewesen seyn / hat der Fromme GOtt durch die lang-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Von dem seeligen Seelen-Durst : Eine Leich-Sermon/ bey der Leichbegängniß Der ... Anna Wienkamps ... Wolfenbüttel, 1652, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_seelendurst_1652/11>, abgerufen am 08.07.2024. |