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Lütkemann, Joachim: Von der Krone nach einem Christlichen Kampff. Wolfenbüttel, 1650.

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verleschet der Glaube / und wird überwunden; Und solt ich in solchem Augenblick sterben / kan mir niemand für meine Seeligkeit guth sagen. So jemand felt / so ist er gefallen / und stehet nicht / ob er wol also fort sich wieder auffrichtet. Was wird aber geschehen / so der da felt beliegen bleibet? was wird geschehen / so er in Sünden verharret?

Du müchtest fragen / ists wol müglich / daß derselbe in Sünden verharren und fort fahren könne / der vorhin seine Lust an der Herrligkeit JEsu Christi gehabt hat? O lieber Christ / wenn du so fragest / bezeugest du / daß du dich selbst noch nicht recht kennest. Erforsche nur dein eigen Hertz / und beschawe / wie leicht du durch eine schwere Beleidigung in einen Unversöhnlichen Haß gerathen könnest / daß du auch deinen Beleidiger ohne Entrüstung nicht magst nennen hören? Wenn dieser Haß das Hertz einnimpt machet er all dein Gebett und Gottesdienst zur Sünde. Die im Weltlichen Ansehen sitzen / wie leicht seyn dieselbe dahin gebracht / wann sie schon Lust zur Gottseligkeit haben / daß sie entweder in der Welt sich müssen verschmehen lassen / oder wider jhren Nebenchristen höchstgefährlicher weise die Klinge blössen / auch wol Kugeln verwechseln? Da doch jhr Gewissen jhnen widerspricht und bezeuget / daß sie solchen Handel wieder Gott anfangen / mit Hindansätzung der ewigen Seeligkeit / so wol des einen als des andern die im Kampff zusammen auff einander gehen. Wann denn einer in diesem feindlichen Angriff alßbald bleibet / woltestu sagen daß er im Glauben gestorben were / so were nach deiner Meinung es gewißlich gethan umb alle Gottseligkeit. Wie leicht geschichts / daß ein frommer Mensch in einer Versuchung unter den Schein des Rechten etwas gewinnet / und an sich

verleschet der Glaube / und wird überwunden; Und solt ich in solchem Augenblick sterben / kan mir niemand für meine Seeligkeit guth sagen. So jemand felt / so ist er gefallen / und stehet nicht / ob er wol also fort sich wieder auffrichtet. Was wird aber geschehen / so der da felt beliegen bleibet? was wird geschehen / so er in Sünden verharret?

Du müchtest fragen / ists wol müglich / daß derselbe in Sünden verharren und fort fahren könne / der vorhin seine Lust an der Herrligkeit JEsu Christi gehabt hat? O lieber Christ / wenn du so fragest / bezeugest du / daß du dich selbst noch nicht recht kennest. Erforsche nur dein eigen Hertz / und beschawe / wie leicht du durch eine schwere Beleidigung in einen Unversöhnlichen Haß gerathen könnest / daß du auch deinen Beleidiger ohne Entrüstung nicht magst nennen hören? Wenn dieser Haß das Hertz einnimpt machet er all dein Gebett und Gottesdienst zur Sünde. Die im Weltlichen Ansehen sitzen / wie leicht seyn dieselbe dahin gebracht / wann sie schon Lust zur Gottseligkeit haben / daß sie entweder in der Welt sich müssen verschmehen lassen / oder wider jhren Nebenchristen höchstgefährlicher weise die Klinge blössen / auch wol Kugeln verwechseln? Da doch jhr Gewissen jhnen widerspricht und bezeuget / daß sie solchen Handel wieder Gott anfangen / mit Hindansätzung der ewigen Seeligkeit / so wol des einen als des andern die im Kampff zusammen auff einander gehen. Wann denn einer in diesem feindlichen Angriff alßbald bleibet / woltestu sagen daß er im Glauben gestorben were / so were nach deiner Meinung es gewißlich gethan umb alle Gottseligkeit. Wie leicht geschichts / daß ein frommer Mensch in einer Versuchung unter den Schein des Rechten etwas gewinnet / und an sich

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[11/0011] verleschet der Glaube / und wird überwunden; Und solt ich in solchem Augenblick sterben / kan mir niemand für meine Seeligkeit guth sagen. So jemand felt / so ist er gefallen / und stehet nicht / ob er wol also fort sich wieder auffrichtet. Was wird aber geschehen / so der da felt beliegen bleibet? was wird geschehen / so er in Sünden verharret? Du müchtest fragen / ists wol müglich / daß derselbe in Sünden verharren und fort fahren könne / der vorhin seine Lust an der Herrligkeit JEsu Christi gehabt hat? O lieber Christ / wenn du so fragest / bezeugest du / daß du dich selbst noch nicht recht kennest. Erforsche nur dein eigen Hertz / und beschawe / wie leicht du durch eine schwere Beleidigung in einen Unversöhnlichen Haß gerathen könnest / daß du auch deinen Beleidiger ohne Entrüstung nicht magst nennen hören? Wenn dieser Haß das Hertz einnimpt machet er all dein Gebett und Gottesdienst zur Sünde. Die im Weltlichen Ansehen sitzen / wie leicht seyn dieselbe dahin gebracht / wann sie schon Lust zur Gottseligkeit haben / daß sie entweder in der Welt sich müssen verschmehen lassen / oder wider jhren Nebenchristen höchstgefährlicher weise die Klinge blössen / auch wol Kugeln verwechseln? Da doch jhr Gewissen jhnen widerspricht und bezeuget / daß sie solchen Handel wieder Gott anfangen / mit Hindansätzung der ewigen Seeligkeit / so wol des einen als des andern die im Kampff zusammen auff einander gehen. Wann denn einer in diesem feindlichen Angriff alßbald bleibet / woltestu sagen daß er im Glauben gestorben were / so were nach deiner Meinung es gewißlich gethan umb alle Gottseligkeit. Wie leicht geschichts / daß ein frommer Mensch in einer Versuchung unter den Schein des Rechten etwas gewinnet / und an sich

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von der Krone nach einem Christlichen Kampff. Wolfenbüttel, 1650, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_leichsermon_1650/11>, abgerufen am 01.05.2024.