Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645.Gedancken einfallen / dz ich etwas bin / so rede ich mich ein vnd spreche: Nun sehe ich / daß ich ein Narr bin / dieweil ich noch will etwas seyn. Was wir gutes seyn / das seynd wir von der Gnade Gottes / das ist aber nicht vnser. HErr lehrePs. 39, 6. 7. doch mich / daß ein Ende mit mir haben muß / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon muß. Sihe / meine Tage sind eine Handbreit bey dir / vnnd mein Leben ist wie nichts vor dir / wie gar nichts sind alle Menschen / die doch so sicher leben! Wann der Mensch erst so klug geworden / daß Er verstehetII. Hortatoriam. Se ad aeternitatem praeparandi. / wie eytel / wie kurtz vnd mühsehlig sein Leben sey / kan er leicht in der Weißheit zunehmen / also daß er sich bey Zeit schicke zu der Ewigkeit / da entweder ist Ach vnd Weh / oder Frewd vnd Wonne. Ich will nicht viel sagen von den hellischen Schmertzen / Stanck vnnd Angst / welches / wiewol es vnerträglich ist / dennoch ertäglich seyn würde / wann es einmahl ein Ende erreichte. Ich wil nur setzen / daß du sollest auff ein weich Bette geleget / vnd mit stricken also angebunden werden / daß du dich von einer Seit zur andern nicht bewegen könnest / vnd sollest solch Gefängnis außhalten / ohne auffhören vnd Ende. So frage ich / ob dir solch vnauffhörlich Liegen nicht würde über alle maß verdrießlich werden. Es wird aber mit dir O du verdampte Seele nicht dahin kommen. Dein weichstes Läger wird seyn der fewriger Pfuel der von Pech vnd Schwefel brennet. Darin bleibstu verstrickt mit allen höchsten Widerwillen / Verdruß / Murren / Pein vnd Schmertzen / vnd hast in alle Ewigkeit kein Auffhören oder Verenderung zu hoffen. O Ewigkeit / O Ewigkeit / wie lang werestu! Wann Gedancken einfallen / dz ich etwas bin / so rede ich mich ein vnd spreche: Nun sehe ich / daß ich ein Narr bin / dieweil ich noch will etwas seyn. Was wir gutes seyn / das seynd wir von der Gnade Gottes / das ist aber nicht vnser. HErr lehrePs. 39, 6. 7. doch mich / daß ein Ende mit mir haben muß / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon muß. Sihe / meine Tage sind eine Handbreit bey dir / vnnd mein Leben ist wie nichts vor dir / wie gar nichts sind alle Menschen / die doch so sicher leben! Wann der Mensch erst so klug geworden / daß Er verstehetII. Hortatoriam. Se ad aeternitatem praeparandi. / wie eytel / wie kurtz vnd mühsehlig sein Leben sey / kan er leicht in der Weißheit zunehmen / also daß er sich bey Zeit schicke zu der Ewigkeit / da entweder ist Ach vnd Weh / oder Frewd vnd Wonne. Ich will nicht viel sagen von den hellischen Schmertzen / Stanck vnnd Angst / welches / wiewol es vnerträglich ist / dennoch ertäglich seyn würde / wann es einmahl ein Ende erreichte. Ich wil nur setzen / daß du sollest auff ein weich Bette geleget / vnd mit stricken also angebunden werden / daß du dich von einer Seit zur andern nicht bewegen könnest / vnd sollest solch Gefängnis außhalten / ohne auffhören vnd Ende. So frage ich / ob dir solch vnauffhörlich Liegen nicht würde über alle maß verdrießlich werden. Es wird aber mit dir O du verdampte Seele nicht dahin kommen. Dein weichstes Läger wird seyn der fewriger Pfuel der von Pech vnd Schwefel brennet. Darin bleibstu verstrickt mit allen höchsten Widerwillen / Verdruß / Murren / Pein vnd Schmertzen / vnd hast in alle Ewigkeit kein Auffhören oder Verenderung zu hoffen. O Ewigkeit / O Ewigkeit / wie lang werestu! Wañ <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0021" n="21"/> Gedancken einfallen / dz ich etwas bin / so rede ich mich ein vnd spreche: Nun sehe ich / daß ich ein Narr bin / dieweil ich noch will etwas seyn. Was wir gutes seyn / das seynd wir von der Gnade Gottes / das ist aber nicht vnser. 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Gedancken einfallen / dz ich etwas bin / so rede ich mich ein vnd spreche: Nun sehe ich / daß ich ein Narr bin / dieweil ich noch will etwas seyn. Was wir gutes seyn / das seynd wir von der Gnade Gottes / das ist aber nicht vnser. HErr lehre doch mich / daß ein Ende mit mir haben muß / vnd mein Leben ein Ziel hat / vnd ich davon muß. Sihe / meine Tage sind eine Handbreit bey dir / vnnd mein Leben ist wie nichts vor dir / wie gar nichts sind alle Menschen / die doch so sicher leben!
Ps. 39, 6. 7. Wann der Mensch erst so klug geworden / daß Er verstehet / wie eytel / wie kurtz vnd mühsehlig sein Leben sey / kan er leicht in der Weißheit zunehmen / also daß er sich bey Zeit schicke zu der Ewigkeit / da entweder ist Ach vnd Weh / oder Frewd vnd Wonne.
II. Hortatoriam. Se ad aeternitatem praeparandi. Ich will nicht viel sagen von den hellischen Schmertzen / Stanck vnnd Angst / welches / wiewol es vnerträglich ist / dennoch ertäglich seyn würde / wann es einmahl ein Ende erreichte. Ich wil nur setzen / daß du sollest auff ein weich Bette geleget / vnd mit stricken also angebunden werden / daß du dich von einer Seit zur andern nicht bewegen könnest / vnd sollest solch Gefängnis außhalten / ohne auffhören vnd Ende. So frage ich / ob dir solch vnauffhörlich Liegen nicht würde über alle maß verdrießlich werden. Es wird aber mit dir O du verdampte Seele nicht dahin kommen. Dein weichstes Läger wird seyn der fewriger Pfuel der von Pech vnd Schwefel brennet. Darin bleibstu verstrickt mit allen höchsten Widerwillen / Verdruß / Murren / Pein vnd Schmertzen / vnd hast in alle Ewigkeit kein Auffhören oder Verenderung zu hoffen. O Ewigkeit / O Ewigkeit / wie lang werestu! Wañ
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Von der Mühseligen Kürtze des Menschlichen Lebens : Ein Leich-Sermon/ Bey der Adelichen Leichbegängnus Deß ... Herrn Gebhard Moltken ... Rostock, 1645, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_kuertze_1645/21>, abgerufen am 16.02.2025. |