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Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647.

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Jünglings / den wir jetzt zu seinem Ruhbettlein begleitet; so dieselbe trawret vnd klaget über den frühzeitigen Abtritt jhres Eltesten Sohns / welchen sie selbst über 40. Meilen vorm viertel Jahr anhero gebracht / aus Mütterlicher Trew vnd Vorsorge / vnd jhn Christlichen Hertzen anbefohlen? Wie solte sie ohn bestürtzung zuhören / wenn jhr die Botschafft wird zu Hause gebracht werden? Ewer Sohn ist gestorben? Allermeist / da die Wunden wegen jhres lieben Ehemanns vnd jüngsten Sohns / die sie in kurtzer frist verlohren / noch nicht gar werden geheilet seyn. Da der Ertzvater Jacob die Botschafft bekam: Wir haben einen bundten Rock im Blute gefunden / sihe Gen. 37, 32.ob es deines Sohns Josephs Rock sey oder nicht; da zureiß er seine Kleider / vnd leget einen Sack vmb seine Lenden / vnd trug Leyd vmb seinen Sohn lange Zeit / ob zwar alle seine Söhne vnd Töchter aufftraten / jhn zu trösten / wolte er sich doch nicht trösten lassen / sondern sprach: Ich werde mit Leyd hinunter fahren in die Gruben / zu meinem Sohn. Da er nachmahls seinen andern Sohn Benjamin solte in Egypten schicken / wegerte er sich sehr / vnd bekandte seine Schwachheit [unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]. 48, 38./ vnd sprach: Mein Sohn sol nicht hinab ziehen / denn sein Bruder ist todt / vnd er ist allein überblieben / wenn jhm ein Vnfall auff dem Wege begegnete / würdet jhr meine grawe Haar mit Hertzeleid in die Gruben bringen. So wenig es diesen Altvater zu verdencken / daß er sich hertzlich bekümmert über den vermeynten Verlust seiner Kinder / so we -

Jünglings / den wir jetzt zu seinem Ruhbettlein begleitet; so dieselbe trawret vnd klaget über den frühzeitigen Abtritt jhres Eltesten Sohns / welchen sie selbst über 40. Meilen vorm viertel Jahr anhero gebracht / aus Mütterlicher Trew vnd Vorsorge / vnd jhn Christlichen Hertzen anbefohlen? Wie solte sie ohn bestürtzung zuhören / wenn jhr die Botschafft wird zu Hause gebracht werden? Ewer Sohn ist gestorben? Allermeist / da die Wunden wegen jhres lieben Ehemanns vnd jüngsten Sohns / die sie in kurtzer frist verlohren / noch nicht gar werden geheilet seyn. Da der Ertzvater Jacob die Botschafft bekam: Wir haben einen bundten Rock im Blute gefunden / sihe Gen. 37, 32.ob es deines Sohns Josephs Rock sey oder nicht; da zureiß er seine Kleider / vnd leget einen Sack vmb seine Lenden / vnd trug Leyd vmb seinen Sohn lange Zeit / ob zwar alle seine Söhne vnd Töchter aufftraten / jhn zu trösten / wolte er sich doch nicht trösten lassen / sondern sprach: Ich werde mit Leyd hinunter fahren in die Gruben / zu meinem Sohn. Da er nachmahls seinen andern Sohn Benjamin solte in Egypten schicken / wegerte er sich sehr / vnd bekandte seine Schwachheit [unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]. 48, 38./ vnd sprach: Mein Sohn sol nicht hinab ziehen / denn sein Bruder ist todt / vnd er ist allein überblieben / wenn jhm ein Vnfall auff dem Wege begegnete / würdet jhr meine grawe Haar mit Hertzeleid in die Gruben bringen. So wenig es diesen Altvater zu verdencken / daß er sich hertzlich bekümmert über den vermeynten Verlust seiner Kinder / so we -

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[0012] Jünglings / den wir jetzt zu seinem Ruhbettlein begleitet; so dieselbe trawret vnd klaget über den frühzeitigen Abtritt jhres Eltesten Sohns / welchen sie selbst über 40. Meilen vorm viertel Jahr anhero gebracht / aus Mütterlicher Trew vnd Vorsorge / vnd jhn Christlichen Hertzen anbefohlen? Wie solte sie ohn bestürtzung zuhören / wenn jhr die Botschafft wird zu Hause gebracht werden? Ewer Sohn ist gestorben? Allermeist / da die Wunden wegen jhres lieben Ehemanns vnd jüngsten Sohns / die sie in kurtzer frist verlohren / noch nicht gar werden geheilet seyn. Da der Ertzvater Jacob die Botschafft bekam: Wir haben einen bundten Rock im Blute gefunden / sihe ob es deines Sohns Josephs Rock sey oder nicht; da zureiß er seine Kleider / vnd leget einen Sack vmb seine Lenden / vnd trug Leyd vmb seinen Sohn lange Zeit / ob zwar alle seine Söhne vnd Töchter aufftraten / jhn zu trösten / wolte er sich doch nicht trösten lassen / sondern sprach: Ich werde mit Leyd hinunter fahren in die Gruben / zu meinem Sohn. Da er nachmahls seinen andern Sohn Benjamin solte in Egypten schicken / wegerte er sich sehr / vnd bekandte seine Schwachheit / vnd sprach: Mein Sohn sol nicht hinab ziehen / denn sein Bruder ist todt / vnd er ist allein überblieben / wenn jhm ein Vnfall auff dem Wege begegnete / würdet jhr meine grawe Haar mit Hertzeleid in die Gruben bringen. So wenig es diesen Altvater zu verdencken / daß er sich hertzlich bekümmert über den vermeynten Verlust seiner Kinder / so we - Gen. 37, 32. _. 48, 38.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Von dem blawen Dunst der Welt ... : Ein Leich-Sermon bey der Leichbegängniß ... Conradi Fincken ... Rostock, 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_dunst_1647/12>, abgerufen am 26.04.2024.