Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Die Christliche Freyheit bestehet darinn / daß wir durch Christum GOttes Kinder geworden / vnd im Gericht für Sünde vnd Hölle vns nicht fürchten dörffen. Dann auß Gnaden seynd wir gerecht / durch die Erlösung / die durch JEsum Christum geschehen ist. Vnd wenn wir also durch den Glauben gerecht vnnd GOttes Kinder geworden seyn / gibt vns Christus seinen Geist / der vns zu allem guten reitzet / daß nicht noth sey / daß wir durchs Gesetz entweder gezwungen / oder verurtheilet werden. Wer jhm aber die Gnade Christi also einbildet / daß jhm frey stehe zu thun vnd zu lassen / was jhm beliebe / der irret / vnnd macht die Freyheit zum Deckel der Boßheit / damit er etwas habe seine Boßheit zu entschuldigen; eben als wann Christus darumb gestorben were / daß wir vnter dem Schirm seines Todtes / jmmer hin frey sicher sündigen köndten. Das gehet nicht an; wann wir frey seyn von Rom. 6, 18.Sünd / Zorn / Zwang; so seyn wir GOttes Knechte worden. Was wir als dann thun / das thun wir zwar als die Freyen / aber auch als die Knechte Gottes; wir thuns / nit als die durchs Gesetzes Zwang getrieben werden / sondern freywillig auß einem kindlichen Geiste GOtt zu Dienst vnd Ehren. Also auch wann wir der Obrigkeit vnterthan seyn / sollen wir solches thun als die Freyen / auß freyem Gemüthe / vnd dennoch auch als Knechte Gottes / die gerne jhrem GOtt zu gefallen leben. Merck hie / wann Petrus gebeut / daß wir der Obrigkeit vnterthan seyn sollen / als die Knechte GOttes / daß damit dem Gehorsamb / den wir Menschen schuldig seyn / jhre gewisse Maß vnnd Ziel gesteckt wird; denn so müssen wir Menschen gehorsamb seyn / daß wir nicht tretten auß Gottes Diensten. Aber was wir thun / müssen wir thun als Knechte GOttes. Solte vns dann eine Obrigkeit etwas anmuthen / das wieder GOtt vnnd das Gewissen / müssen wir wie vorgemeldet / GOtt mehr gehorchen als den Menschen. Die Christliche Freyheit bestehet darinn / daß wir durch Christum GOttes Kinder geworden / vnd im Gericht für Sünde vnd Hölle vns nicht fürchten dörffen. Dann auß Gnaden seynd wir gerecht / durch die Erlösung / die durch JEsum Christum geschehen ist. Vnd wenn wir also durch den Glauben gerecht vnnd GOttes Kinder geworden seyn / gibt vns Christus seinen Geist / der vns zu allem guten reitzet / daß nicht noth sey / daß wir durchs Gesetz entweder gezwungen / oder verurtheilet werden. Wer jhm aber die Gnade Christi also einbildet / daß jhm frey stehe zu thun vnd zu lassen / was jhm beliebe / der irret / vnnd macht die Freyheit zum Deckel der Boßheit / damit er etwas habe seine Boßheit zu entschuldigen; eben als wann Christus darumb gestorben were / daß wir vnter dem Schirm seines Todtes / jmmer hin frey sicher sündigen köndten. Das gehet nicht an; wann wir frey seyn von Rom. 6, 18.Sünd / Zorn / Zwang; so seyn wir GOttes Knechte worden. Was wir als dann thun / das thun wir zwar als die Freyen / aber auch als die Knechte Gottes; wir thuns / nit als die durchs Gesetzes Zwang getrieben werden / sondern freywillig auß einem kindlichen Geiste GOtt zu Dienst vnd Ehren. Also auch wann wir der Obrigkeit vnterthan seyn / sollen wir solches thun als die Freyen / auß freyem Gemüthe / vnd dennoch auch als Knechte Gottes / die gerne jhrem GOtt zu gefallen leben. Merck hie / wann Petrus gebeut / daß wir der Obrigkeit vnterthan seyn sollen / als die Knechte GOttes / daß damit dem Gehorsamb / den wir Menschen schuldig seyn / jhre gewisse Maß vnnd Ziel gesteckt wird; denn so müssen wir Menschen gehorsamb seyn / daß wir nicht tretten auß Gottes Diensten. Aber was wir thun / müssen wir thun als Knechte GOttes. 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Die Christliche Freyheit bestehet darinn / daß wir durch Christum GOttes Kinder geworden / vnd im Gericht für Sünde vnd Hölle vns nicht fürchten dörffen. Dann auß Gnaden seynd wir gerecht / durch die Erlösung / die durch JEsum Christum geschehen ist. Vnd wenn wir also durch den Glauben gerecht vnnd GOttes Kinder geworden seyn / gibt vns Christus seinen Geist / der vns zu allem guten reitzet / daß nicht noth sey / daß wir durchs Gesetz entweder gezwungen / oder verurtheilet werden. Wer jhm aber die Gnade Christi also einbildet / daß jhm frey stehe zu thun vnd zu lassen / was jhm beliebe / der irret / vnnd macht die Freyheit zum Deckel der Boßheit / damit er etwas habe seine Boßheit zu entschuldigen; eben als wann Christus darumb gestorben were / daß wir vnter dem Schirm seines Todtes / jmmer hin frey sicher sündigen köndten. Das gehet nicht an; wann wir frey seyn von Sünd / Zorn / Zwang; so seyn wir GOttes Knechte worden. Was wir als dann thun / das thun wir zwar als die Freyen / aber auch als die Knechte Gottes; wir thuns / nit als die durchs Gesetzes Zwang getrieben werden / sondern freywillig auß einem kindlichen Geiste GOtt zu Dienst vnd Ehren. Also auch wann wir der Obrigkeit vnterthan seyn / sollen wir solches thun als die Freyen / auß freyem Gemüthe / vnd dennoch auch als Knechte Gottes / die gerne jhrem GOtt zu gefallen leben.
Rom. 6, 18. Merck hie / wann Petrus gebeut / daß wir der Obrigkeit vnterthan seyn sollen / als die Knechte GOttes / daß damit dem Gehorsamb / den wir Menschen schuldig seyn / jhre gewisse Maß vnnd Ziel gesteckt wird; denn so müssen wir Menschen gehorsamb seyn / daß wir nicht tretten auß Gottes Diensten. Aber was wir thun / müssen wir thun als Knechte GOttes. Solte vns dann eine Obrigkeit etwas anmuthen / das wieder GOtt vnnd das Gewissen / müssen wir wie vorgemeldet / GOtt mehr gehorchen als den Menschen.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 722. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/742>, abgerufen am 28.07.2024. |