Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.alter Adam sonderbare Lust mit solchem Sauerteig vmbzugehen. Wie ein Acker viel geneigter ist zum Vnkraut / als zu guten nutzlichen Früchten / also auch das Hertz nimbt von Natur viel eher das böß an / dazu es gantz geneiget / als das gute. Im Text wirdt der alte Sauerteig zweyer Art gemachet / ein Sauerteig der Boßheit / vnnd ein Sauerteig der Schalckheit. Boßheit ist muthwillige Sünde / wann jemand ohne schew wieder Gott vnd das Gewissen vnrecht thut. Schalckheit ist die innerliche listige Tücke / vnnd deß Hertzens geschwinde Rencke / daß den Namen nicht haben soll / es sey vnrecht gethan / sondern es soll recht gut vnd Christlich seyn. Wie mancher gibt sich auß für einen Christen / vnd will den Namen haben er handele Christlich / beredet sich auch dessen in seinen Hertzen / hält aber vnter dessen für ein Meisterstuck / so er seinem Nächsten ein Beinlein kan vnterlegen? Das heißt dann für der Welt Politisch / aber nach der Sprach deß heiligen Geistes heißts ein Sauerteig der Schalckheit 2. Cor. 11, 3 Marc. 8, 15. Deut. 15, 9./ eben wie die geschwinde List der alten Schlangen eine Schalckheit genennt wird. Sonsten heist es auch der Sauerteig der Phariseer vnnd Herodis / vnnd ein Belialstrick. Dahin gehöret alle Gleißnerey für GOtt / vnnd falsche Freundtschafft vnter den Menschen. Dieser alter Sauerteig ist / der einen reinen Menschen verunreiniget / es sey ein Sauerteig der Boßheit / oder ein Sauerteig der Schalckheit. Wisset jhr nicht / daß ein wenig Sauerteig den gantzen Teig versäuret? Ist Sauerteig vnter das Christliche Wesen gemen get / so spricht Paulus. Ewer Ruhm ist nicht fein. Ihr rühmet euch für Christen / vnnd leydet doch Sauerteig vnter euch / das ist kein guter Ruhm. Sauerteig stehet keinem Christen wol an / sondern verunreiniget jhn. Sauerteig nimbt nicht an sich die Eygenschafft eines süssen Teiges / ob schon deß süssen Teiges vielmehr ist als deß sauren / son- alter Adam sonderbare Lust mit solchem Sauerteig vmbzugehen. Wie ein Acker viel geneigter ist zum Vnkraut / als zu guten nutzlichen Früchten / also auch das Hertz nimbt von Natur viel eher das böß an / dazu es gantz geneiget / als das gute. Im Text wirdt der alte Sauerteig zweyer Art gemachet / ein Sauerteig der Boßheit / vnnd ein Sauerteig der Schalckheit. Boßheit ist muthwillige Sünde / wann jemand ohne schew wieder Gott vnd das Gewissen vnrecht thut. Schalckheit ist die innerliche listige Tücke / vnnd deß Hertzens geschwinde Rencke / daß den Namen nicht haben soll / es sey vnrecht gethan / sondern es soll recht gut vnd Christlich seyn. Wie mancher gibt sich auß für einen Christen / vnd will den Namen haben er handele Christlich / beredet sich auch dessen in seinẽ Hertzen / hält aber vnter dessen für ein Meisterstuck / so er seinem Nächsten ein Beinlein kan vnterlegen? Das heißt dann für der Welt Politisch / aber nach der Sprach deß heiligen Geistes heißts ein Sauerteig der Schalckheit 2. Cor. 11, 3 Marc. 8, 15. Deut. 15, 9./ eben wie die geschwinde List der altẽ Schlangen eine Schalckheit genennt wird. Sonsten heist es auch der Sauerteig der Phariseer vnnd Herodis / vnnd ein Belialstrick. Dahin gehöret alle Gleißnerey für GOtt / vnnd falsche Freundtschafft vnter den Menschen. Dieser alter Sauerteig ist / der einen reinen Menschen verunreiniget / es sey ein Sauerteig der Boßheit / oder ein Sauerteig der Schalckheit. Wisset jhr nicht / daß ein wenig Sauerteig den gantzen Teig versäuret? Ist Sauerteig vnter das Christliche Wesen gemen get / so spricht Paulus. Ewer Ruhm ist nicht fein. Ihr rühmet euch für Christen / vnnd leydet doch Sauerteig vnter euch / das ist kein guter Ruhm. Sauerteig stehet keinem Christen wol an / sondern verunreiniget jhn. Sauerteig nimbt nicht an sich die Eygenschafft eines süssen Teiges / ob schon deß süssen Teiges vielmehr ist als deß sauren / son- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0620" n="600"/> alter Adam sonderbare Lust mit solchem Sauerteig vmbzugehen. Wie ein Acker viel geneigter ist zum Vnkraut / als zu guten nutzlichen Früchten / also auch das Hertz nimbt von Natur viel eher das böß an / dazu es gantz geneiget / als das gute.</p> <p>Im Text wirdt der alte Sauerteig zweyer Art gemachet / ein Sauerteig der Boßheit / vnnd ein Sauerteig der Schalckheit. Boßheit ist muthwillige Sünde / wann jemand ohne schew wieder Gott vnd das Gewissen vnrecht thut. Schalckheit ist die innerliche listige Tücke / vnnd deß Hertzens geschwinde Rencke / daß den Namen nicht haben soll / es sey vnrecht gethan / sondern es soll recht gut vnd Christlich seyn. Wie mancher gibt sich auß für einen Christen / vnd will den Namen haben er handele Christlich / beredet sich auch dessen in seinẽ Hertzen / hält aber vnter dessen für ein Meisterstuck / so er seinem Nächsten ein Beinlein kan vnterlegen? Das heißt dann für der Welt Politisch / aber nach der <choice><sic>Srpach</sic><corr>Sprach</corr></choice> deß heiligen Geistes heißts ein Sauerteig der Schalckheit <note place="left">2. Cor. 11, 3 Marc. 8, 15. Deut. 15, 9.</note>/ eben wie die geschwinde List der altẽ Schlangen eine Schalckheit genennt wird. Sonsten heist es auch der Sauerteig der Phariseer vnnd Herodis / vnnd ein Belialstrick. Dahin gehöret alle Gleißnerey für GOtt / vnnd falsche Freundtschafft vnter den Menschen.</p> <p>Dieser alter Sauerteig ist / der einen reinen Menschen verunreiniget / es sey ein Sauerteig der Boßheit / oder ein Sauerteig der Schalckheit. Wisset jhr nicht / daß ein wenig Sauerteig den gantzen Teig versäuret? Ist Sauerteig vnter das Christliche Wesen gemen get / so spricht Paulus. Ewer Ruhm ist nicht fein. Ihr rühmet euch für Christen / vnnd leydet doch Sauerteig vnter euch / das ist kein guter Ruhm. Sauerteig stehet keinem Christen wol an / sondern verunreiniget jhn.</p> <p>Sauerteig nimbt nicht an sich die Eygenschafft eines süssen Teiges / ob schon deß süssen Teiges vielmehr ist als deß sauren / son- </p> </div> </body> </text> </TEI> [600/0620]
alter Adam sonderbare Lust mit solchem Sauerteig vmbzugehen. Wie ein Acker viel geneigter ist zum Vnkraut / als zu guten nutzlichen Früchten / also auch das Hertz nimbt von Natur viel eher das böß an / dazu es gantz geneiget / als das gute.
Im Text wirdt der alte Sauerteig zweyer Art gemachet / ein Sauerteig der Boßheit / vnnd ein Sauerteig der Schalckheit. Boßheit ist muthwillige Sünde / wann jemand ohne schew wieder Gott vnd das Gewissen vnrecht thut. Schalckheit ist die innerliche listige Tücke / vnnd deß Hertzens geschwinde Rencke / daß den Namen nicht haben soll / es sey vnrecht gethan / sondern es soll recht gut vnd Christlich seyn. Wie mancher gibt sich auß für einen Christen / vnd will den Namen haben er handele Christlich / beredet sich auch dessen in seinẽ Hertzen / hält aber vnter dessen für ein Meisterstuck / so er seinem Nächsten ein Beinlein kan vnterlegen? Das heißt dann für der Welt Politisch / aber nach der Sprach deß heiligen Geistes heißts ein Sauerteig der Schalckheit / eben wie die geschwinde List der altẽ Schlangen eine Schalckheit genennt wird. Sonsten heist es auch der Sauerteig der Phariseer vnnd Herodis / vnnd ein Belialstrick. Dahin gehöret alle Gleißnerey für GOtt / vnnd falsche Freundtschafft vnter den Menschen.
2. Cor. 11, 3 Marc. 8, 15. Deut. 15, 9. Dieser alter Sauerteig ist / der einen reinen Menschen verunreiniget / es sey ein Sauerteig der Boßheit / oder ein Sauerteig der Schalckheit. Wisset jhr nicht / daß ein wenig Sauerteig den gantzen Teig versäuret? Ist Sauerteig vnter das Christliche Wesen gemen get / so spricht Paulus. Ewer Ruhm ist nicht fein. Ihr rühmet euch für Christen / vnnd leydet doch Sauerteig vnter euch / das ist kein guter Ruhm. Sauerteig stehet keinem Christen wol an / sondern verunreiniget jhn.
Sauerteig nimbt nicht an sich die Eygenschafft eines süssen Teiges / ob schon deß süssen Teiges vielmehr ist als deß sauren / son-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/620 |
Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 600. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/620>, abgerufen am 22.07.2024. |