Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.geborne Gewonheit. Man soll nicht meynen / daß Christus die Sünde vnd Hölle überwunden in solcher Meynung / dich selig zu machen / du hörest Christum / oder nicht; du nehmest sein Erlösung an oder nicht; sondern das alle die durch den Glauben seinen Sieg vnd seine Erlösung annehmen / von Sünden loß vnnd selig seyn sollen. Ist eben / als wann ein reicher Mann dem Türckischen Käyser eine grosse Summa Geldes zehlete / damit alle vnter dem Türckischen Reich gefangene Christen loß gelassen würden. Da ist jederman der Weg zur Freyheit eröffnet. Es köndte aber einer seyn / der vmb einer losen Metzen willen / viel lieber wolte ein Knecht bleiben als loß seyn. Mein lieber Christ / die Erlösung Christi ist groß genug für alle / allen zu gut hat er Todt vnnd Teuffel überwunden / aber das muß dazu kommen / das auch in dir der Teuffel überwunden / vnd der Sünden reich zerstöret werde. Aber da haben sich die meisten ans Teuffels Gemeinschafft verliebet / wollen viel lieber Christum entbern / als von deß Fleisches Lust vnd eignen Willen gescheyden seyn. Mancher nehme es verlieb / daß er durch Christum freye were von der Höllen / vnnd zugleich in seinem Fleisch freyen Willen hätte. Aber das mag nicht seyn. Die heutige Osterliche Lection will es durch auß nicht zugeben / daß man das Osterlämblein Christum beym Saurteig der Sünden esse. Daher ermahnet sie vns / daß wir den alten Saurteig außfegen / vnnd vnsere Ostern halten nit beym alten Saurteig der Boßheit / sondern beym süssen Teig der Lauterkeit vnd Warheit. Wer nun Lust hat Ostern zu halten / der leihe dem Heiligen Geist Ohren vnd Hertzen / zu vernehmen / wie recht Ostern zu halten sey / damit durch den SaurteigThema. vnser Osterliche Frucht vnd Süssigkeit nicht verhindert werde. Der Siegesfürst Christus JEsus rühre vnsere Hertzen durch seinen H. Geist / daß wir in jhm recht Ostern halten. Amen. geborne Gewonheit. Man soll nicht meynen / daß Christus die Sünde vnd Hölle überwunden in solcher Meynung / dich selig zu machen / du hörest Christum / oder nicht; du nehmest sein Erlösung an oder nicht; sondern das alle die durch den Glauben seinen Sieg vnd seine Erlösung annehmen / von Sünden loß vnnd selig seyn sollen. Ist eben / als wann ein reicher Mann dem Türckischen Käyser eine grosse Summa Geldes zehlete / damit alle vnter dem Türckischen Reich gefangene Christen loß gelassen würden. Da ist jederman der Weg zur Freyheit eröffnet. Es köndte aber einer seyn / der vmb einer losen Metzen willen / viel lieber wolte ein Knecht bleiben als loß seyn. Mein lieber Christ / die Erlösung Christi ist groß genug für alle / allen zu gut hat er Todt vnnd Teuffel überwunden / aber das muß dazu kommen / das auch in dir der Teuffel überwunden / vnd der Sünden reich zerstöret werde. Aber da haben sich die meisten ans Teuffels Gemeinschafft verliebet / wollen viel lieber Christum entbern / als von deß Fleisches Lust vnd eignen Willen gescheyden seyn. Mancher nehme es verlieb / daß er durch Christum freye were von der Höllen / vnnd zugleich in seinem Fleisch freyen Willen hätte. Aber das mag nicht seyn. Die heutige Osterliche Lection will es durch auß nicht zugeben / daß man das Osterlämblein Christum beym Saurteig der Sünden esse. Daher ermahnet sie vns / daß wir den alten Saurteig außfegen / vnnd vnsere Ostern halten nit beym alten Saurteig der Boßheit / sondern beym süssen Teig der Lauterkeit vnd Warheit. Wer nun Lust hat Ostern zu halten / der leihe dem Heiligen Geist Ohren vnd Hertzen / zu vernehmen / wie recht Ostern zu halten sey / damit durch den SaurteigThema. vnser Osterliche Frucht vnd Süssigkeit nicht verhindert werde. Der Siegesfürst Christus JEsus rühre vnsere Hertzen durch seinen H. Geist / daß wir in jhm recht Ostern halten. Amen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0615" n="595"/> geborne Gewonheit. Man soll nicht meynen / daß Christus die Sünde vnd Hölle überwunden in solcher Meynung / dich selig zu machen / du hörest Christum / oder nicht; du nehmest sein Erlösung an oder nicht; sondern das alle die durch den Glauben seinen Sieg vnd seine Erlösung annehmen / von Sünden loß vnnd selig seyn sollen. Ist eben / als wann ein reicher Mann dem Türckischen Käyser eine grosse Summa Geldes zehlete / damit alle vnter dem Türckischen Reich gefangene Christen loß gelassen würden. Da ist jederman der Weg zur Freyheit eröffnet. Es köndte aber einer seyn / der vmb einer losen Metzen willen / viel lieber wolte ein Knecht bleiben als loß seyn. Mein lieber Christ / die Erlösung Christi ist groß genug für alle / allen zu gut hat er Todt vnnd Teuffel überwunden / aber das muß dazu kommen / das auch in dir der Teuffel überwunden / vnd der Sünden reich zerstöret werde. Aber da haben sich die meisten ans Teuffels Gemeinschafft verliebet / wollen viel lieber Christum entbern / als von deß Fleisches Lust vnd eignen Willen gescheyden seyn.</p> <p>Mancher nehme es verlieb / daß er durch Christum freye were von der Höllen / vnnd zugleich in seinem Fleisch freyen Willen hätte. Aber das mag nicht seyn. Die heutige Osterliche Lection will es durch auß nicht zugeben / daß man das Osterlämblein Christum beym Saurteig der Sünden esse. Daher ermahnet sie vns / daß wir den alten Saurteig außfegen / vnnd vnsere Ostern halten nit beym alten Saurteig der Boßheit / sondern beym süssen Teig der Lauterkeit vnd Warheit. Wer nun Lust hat Ostern zu halten / der leihe dem Heiligen Geist Ohren vnd Hertzen / zu vernehmen / wie recht Ostern zu halten sey / damit durch den Saurteig<note place="right">Thema.</note> vnser Osterliche Frucht vnd Süssigkeit nicht verhindert werde. Der Siegesfürst Christus JEsus rühre vnsere Hertzen durch seinen H. Geist / daß wir in jhm recht Ostern halten. Amen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [595/0615]
geborne Gewonheit. Man soll nicht meynen / daß Christus die Sünde vnd Hölle überwunden in solcher Meynung / dich selig zu machen / du hörest Christum / oder nicht; du nehmest sein Erlösung an oder nicht; sondern das alle die durch den Glauben seinen Sieg vnd seine Erlösung annehmen / von Sünden loß vnnd selig seyn sollen. Ist eben / als wann ein reicher Mann dem Türckischen Käyser eine grosse Summa Geldes zehlete / damit alle vnter dem Türckischen Reich gefangene Christen loß gelassen würden. Da ist jederman der Weg zur Freyheit eröffnet. Es köndte aber einer seyn / der vmb einer losen Metzen willen / viel lieber wolte ein Knecht bleiben als loß seyn. Mein lieber Christ / die Erlösung Christi ist groß genug für alle / allen zu gut hat er Todt vnnd Teuffel überwunden / aber das muß dazu kommen / das auch in dir der Teuffel überwunden / vnd der Sünden reich zerstöret werde. Aber da haben sich die meisten ans Teuffels Gemeinschafft verliebet / wollen viel lieber Christum entbern / als von deß Fleisches Lust vnd eignen Willen gescheyden seyn.
Mancher nehme es verlieb / daß er durch Christum freye were von der Höllen / vnnd zugleich in seinem Fleisch freyen Willen hätte. Aber das mag nicht seyn. Die heutige Osterliche Lection will es durch auß nicht zugeben / daß man das Osterlämblein Christum beym Saurteig der Sünden esse. Daher ermahnet sie vns / daß wir den alten Saurteig außfegen / vnnd vnsere Ostern halten nit beym alten Saurteig der Boßheit / sondern beym süssen Teig der Lauterkeit vnd Warheit. Wer nun Lust hat Ostern zu halten / der leihe dem Heiligen Geist Ohren vnd Hertzen / zu vernehmen / wie recht Ostern zu halten sey / damit durch den Saurteig vnser Osterliche Frucht vnd Süssigkeit nicht verhindert werde. Der Siegesfürst Christus JEsus rühre vnsere Hertzen durch seinen H. Geist / daß wir in jhm recht Ostern halten. Amen.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 595. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/615>, abgerufen am 03.07.2024. |