Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

zeuget vnd geboren ist / also wollen die / so vnter dem Gesetz seyn / die Kindschafft vnd das himlische Erbe bey Gott in einem fleischlichen dinge / im Thun oder Wercken suchen.

Solche Leute seynd zu Christi vnd der Apostel Zeiten gewesen / die Bürger Jerusalem / das gantze Judenthumb. Da denn zu mercken / daß alle Glaubigen vor Christi Zeit / außgenommen die auß den Heyden / die ausserhalb deß heiligen Landes wohneten / seynd zwar verbunden gewesen an den Mosaischen Gottesdienst / doch also / daß denselben das Gesetz nur ein Zuchtmeister auff Christum wäre / in dem erstlich den Glaubigen darinnen jhre sündliche Vnart gezeiget ward / hernach auch die Artzney in Christo / durch mancherley Fürbilde. Die nun auß Israel durchs Gesetz hindurch sahen auff Christum / vnd in demselben jhre Versöhnung vnd Gerechtigkeit sucheten / die waren nicht Agar / sondern Sarae Kinder. Die aber das Gesetze also annahmen / als bestünde darin jhr Ruhm / Gerechtigkeit vnd Seligkeit für GOtt / das seynd dieselbe / davon hie gesaget wird / Agars Kinder.

Nun / was gelten die für GOTT? Sie seynd Knechte. Gleich wie Ismael von der Magd geboren ward; also ist auch alles / was auß dem Gesetz Gerechtigkeit für GOtt suchet / nur eine knechtische Geburt. Das Testament / das vom Berg Sina V. 24. 25.kompt / gebieret nur zur Knechtschafft; deßgleichen das Jerusalem / das zu dieser Zeit ist / ist dienstbar mit seinen Kindern. Dienstbar seynd sie / denn sie arbeiten / vnd lassen sich beschweren mit vielerley Satzungen / vnd haben doch keinen Danck dazu / bleiben nur Knechte / vnd finden kein Erbtheil bey GOTT. Denn Rom. 7, 14.wie Paulus sagt / das Gesetze ist geistlich / vnd erfodert den Geist vnd das inwendige gantze Hertz; Ich aber bin fleischlich vnter die Sünde verkaufft / darumb ist vns mit dem Gesetz zur himlischen Erbschafft gar nichts geholffen. Das ist nun eine Art / Agar mit jhren Kindern.

2. Sarae libertas.

Dieser ist entgegen gesetzet die Sara mit jhren Kindern / vnd

zeuget vnd geboren ist / also wollen die / so vnter dem Gesetz seyn / die Kindschafft vnd das himlische Erbe bey Gott in einem fleischlichen dinge / im Thun oder Wercken suchen.

Solche Leute seynd zu Christi vnd der Apostel Zeiten gewesen / die Bürger Jerusalem / das gantze Judenthumb. Da denn zu mercken / daß alle Glaubigen vor Christi Zeit / außgenommen die auß den Heyden / die ausserhalb deß heiligen Landes wohneten / seynd zwar verbunden gewesen an den Mosaischen Gottesdienst / doch also / daß denselben das Gesetz nur ein Zuchtmeister auff Christum wäre / in dem erstlich den Glaubigen darinnen jhre sündliche Vnart gezeiget ward / hernach auch die Artzney in Christo / durch mancherley Fürbilde. Die nun auß Israel durchs Gesetz hindurch sahen auff Christum / vnd in demselben jhre Versöhnung vnd Gerechtigkeit sucheten / die waren nicht Agar / sondern Sarae Kinder. Die aber das Gesetze also annahmen / als bestünde darin jhr Ruhm / Gerechtigkeit vnd Seligkeit für GOtt / das seynd dieselbe / davon hie gesaget wird / Agars Kinder.

Nun / was gelten die für GOTT? Sie seynd Knechte. Gleich wie Ismael von der Magd geboren ward; also ist auch alles / was auß dem Gesetz Gerechtigkeit für GOtt suchet / nur eine knechtische Geburt. Das Testament / das vom Berg Sina V. 24. 25.kompt / gebieret nur zur Knechtschafft; deßgleichen das Jerusalem / das zu dieser Zeit ist / ist dienstbar mit seinẽ Kindern. Dienstbar seynd sie / denn sie arbeiten / vnd lassen sich beschweren mit vielerley Satzungen / vnd haben doch keinen Danck dazu / bleiben nur Knechte / vnd finden kein Erbtheil bey GOTT. Denn Rom. 7, 14.wie Paulus sagt / das Gesetze ist geistlich / vnd erfodert den Geist vnd das inwendige gantze Hertz; Ich aber bin fleischlich vnter die Sünde verkaufft / darumb ist vns mit dem Gesetz zur himlischen Erbschafft gar nichts geholffen. Das ist nun eine Art / Agar mit jhren Kindern.

2. Sarae libertas.

Dieser ist entgegen gesetzet die Sara mit jhren Kindern / vnd

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0530" n="510"/>
zeuget vnd                      geboren ist / also wollen die / so vnter dem Gesetz seyn / die Kindschafft vnd                      das himlische Erbe bey Gott in einem fleischlichen dinge / im Thun oder Wercken                      suchen.</p>
        <p>Solche Leute seynd zu Christi vnd der Apostel Zeiten gewesen / die Bürger                      Jerusalem / das gantze Judenthumb. Da denn zu mercken / daß alle Glaubigen vor                      Christi Zeit / außgenommen die auß den Heyden / die ausserhalb deß heiligen                      Landes wohneten / seynd zwar verbunden gewesen an den Mosaischen Gottesdienst /                      doch also / daß denselben das Gesetz nur ein Zuchtmeister auff Christum wäre /                      in dem erstlich den Glaubigen darinnen jhre sündliche Vnart gezeiget ward /                      hernach auch die Artzney in Christo / durch mancherley Fürbilde. Die nun auß                      Israel durchs Gesetz hindurch sahen auff Christum / vnd in demselben jhre                      Versöhnung vnd Gerechtigkeit sucheten / die waren nicht Agar / sondern Sarae                      Kinder. Die aber das Gesetze also annahmen / als bestünde darin jhr Ruhm /                      Gerechtigkeit vnd Seligkeit für GOtt / das seynd dieselbe / davon hie gesaget                      wird / Agars Kinder.</p>
        <p>Nun / was gelten die für GOTT? Sie seynd Knechte. Gleich wie Ismael von der Magd                      geboren ward; also ist auch alles / was auß dem Gesetz Gerechtigkeit für GOtt                      suchet / nur eine knechtische Geburt. Das Testament / das vom Berg Sina <note place="left">V. 24. 25.</note>kompt / gebieret nur zur Knechtschafft;                      deßgleichen das Jerusalem / das zu dieser Zeit ist / ist dienstbar mit seine&#x0303; Kindern. Dienstbar seynd sie / denn sie arbeiten / vnd lassen                      sich beschweren mit vielerley Satzungen / vnd haben doch keinen Danck dazu /                      bleiben nur Knechte / vnd finden kein Erbtheil bey GOTT. Denn <note place="left">Rom. 7, 14.</note>wie Paulus sagt / das Gesetze ist                      geistlich / vnd erfodert den Geist vnd das inwendige gantze Hertz; Ich aber bin                      fleischlich vnter die Sünde verkaufft / darumb ist vns mit dem Gesetz zur                      himlischen Erbschafft gar nichts geholffen. Das ist nun eine Art / Agar mit                      jhren Kindern.</p>
        <note place="left">2. Sarae libertas.</note>
        <p>Dieser ist entgegen gesetzet die Sara mit jhren Kindern / vnd
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[510/0530] zeuget vnd geboren ist / also wollen die / so vnter dem Gesetz seyn / die Kindschafft vnd das himlische Erbe bey Gott in einem fleischlichen dinge / im Thun oder Wercken suchen. Solche Leute seynd zu Christi vnd der Apostel Zeiten gewesen / die Bürger Jerusalem / das gantze Judenthumb. Da denn zu mercken / daß alle Glaubigen vor Christi Zeit / außgenommen die auß den Heyden / die ausserhalb deß heiligen Landes wohneten / seynd zwar verbunden gewesen an den Mosaischen Gottesdienst / doch also / daß denselben das Gesetz nur ein Zuchtmeister auff Christum wäre / in dem erstlich den Glaubigen darinnen jhre sündliche Vnart gezeiget ward / hernach auch die Artzney in Christo / durch mancherley Fürbilde. Die nun auß Israel durchs Gesetz hindurch sahen auff Christum / vnd in demselben jhre Versöhnung vnd Gerechtigkeit sucheten / die waren nicht Agar / sondern Sarae Kinder. Die aber das Gesetze also annahmen / als bestünde darin jhr Ruhm / Gerechtigkeit vnd Seligkeit für GOtt / das seynd dieselbe / davon hie gesaget wird / Agars Kinder. Nun / was gelten die für GOTT? Sie seynd Knechte. Gleich wie Ismael von der Magd geboren ward; also ist auch alles / was auß dem Gesetz Gerechtigkeit für GOtt suchet / nur eine knechtische Geburt. Das Testament / das vom Berg Sina kompt / gebieret nur zur Knechtschafft; deßgleichen das Jerusalem / das zu dieser Zeit ist / ist dienstbar mit seinẽ Kindern. Dienstbar seynd sie / denn sie arbeiten / vnd lassen sich beschweren mit vielerley Satzungen / vnd haben doch keinen Danck dazu / bleiben nur Knechte / vnd finden kein Erbtheil bey GOTT. Denn wie Paulus sagt / das Gesetze ist geistlich / vnd erfodert den Geist vnd das inwendige gantze Hertz; Ich aber bin fleischlich vnter die Sünde verkaufft / darumb ist vns mit dem Gesetz zur himlischen Erbschafft gar nichts geholffen. Das ist nun eine Art / Agar mit jhren Kindern. V. 24. 25. Rom. 7, 14. Dieser ist entgegen gesetzet die Sara mit jhren Kindern / vnd

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/530
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/530>, abgerufen am 04.06.2024.