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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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ehre Gottes. Also seyn wir alle Gotteslästerer / die GOtt geschmähet haben. Was solte nun der Sohn Gottes mit vns thun? Hätte Er vns als Gottes Lästerer verstossen wollen / wo wären wir geblieben? Aber Er nimpt vnsere Schmach vnd Gotteslästerung auff sich / daß sie von vns käme / vnd hilfft vns auff mit seiner Heiligkeit. Also sollen auch wir mit den Schwachen vmbgehen / vnd nicht als ein hoffärtiger Phariseer mit dem Zöllner: sollen jhn nicht gleich verdammen / verachten / vnd an vns ein Wolgefallen haben / sondern vielmehr fleiß anwenden / daß wir auß dem Irrthumb jhn herauß reissen.

Generalis regula de usu Scripturae. V. 4.

Durch diese Gelegenheit gibt Paulus eine gemeine Regel / die Schrifft nützlich zu lesen: Was vorher geschrieben ist / das ist vns zur Lehr geschrieben / auff daß wir durch Gedult vnd Trost der Schrifft Hoffnung haben. Als wolt er sagen: Ob schon dieser Spruch im 69. Psalm von Christo redet / vnd von Ihm schon erfüllet ist / so ist er doch / wie auch die Historien der Altvätter / vnd die gantze Schrifft / Vns zur Lehr geschrieben / nicht Christo vnd den Heiligen zu Trost. Christus bedarff es nicht / die Heiligen seyn nicht mehr verhanden; Vns aber muß es zur Lehr dienen. Daher ist es 1. vnser Lehr-Buch: Hernach auch vnser Trost-Buch. Es setzet Paulus bey einander / Gedult / Trost vnd Hoffnung. Denn die H. Schrifft nimpt nicht weg Widerwertigkeit vnd Leyd: sondern verkündiget es. Weil auch das gantze Leben eines Christen nicht anders ist / als eine Tödtung deß alten Menschen. Hingegen / das gute / das wir haben sollen / sehen wir nicht / da ist Gedult vnd Trost von nöthen / daß wir Hoffnung haben vnd behalten. Das wircket aber die Schrifft / vnd stärcket den Menschen mit Trost mitten im Leiden. Denn / wenn die leidende / betrübte Seel höret vnd recht ins Hertze fasset nur ein Wort von jhrem Gott / wie derselbe bey anderen gestanden sey / wie der auch bey jhr stehe / vnd jhr außhelffe / vnd was sie von Ihm zu erwarten habe / so schwinget sie sich durch die Hoffnung zu

ehre Gottes. Also seyn wir alle Gotteslästerer / die GOtt geschmähet haben. Was solte nun der Sohn Gottes mit vns thun? Hätte Er vns als Gottes Lästerer verstossen wollen / wo wären wir geblieben? Aber Er nimpt vnsere Schmach vnd Gotteslästerung auff sich / daß sie von vns käme / vnd hilfft vns auff mit seiner Heiligkeit. Also sollen auch wir mit den Schwachen vmbgehen / vnd nicht als ein hoffärtiger Phariseer mit dem Zöllner: sollen jhn nicht gleich verdammen / verachten / vnd an vns ein Wolgefallen haben / sondern vielmehr fleiß anwenden / daß wir auß dem Irrthumb jhn herauß reissen.

Generalis regula de usu Scripturae. V. 4.

Durch diese Gelegenheit gibt Paulus eine gemeine Regel / die Schrifft nützlich zu lesen: Was vorher geschrieben ist / das ist vns zur Lehr geschrieben / auff daß wir durch Gedult vnd Trost der Schrifft Hoffnung haben. Als wolt er sagen: Ob schon dieser Spruch im 69. Psalm von Christo redet / vnd von Ihm schon erfüllet ist / so ist er doch / wie auch die Historien der Altvätter / vnd die gantze Schrifft / Vns zur Lehr geschrieben / nicht Christo vnd den Heiligen zu Trost. Christus bedarff es nicht / die Heiligen seyn nicht mehr verhanden; Vns aber muß es zur Lehr dienen. Daher ist es 1. vnser Lehr-Buch: Hernach auch vnser Trost-Buch. Es setzet Paulus bey einander / Gedult / Trost vnd Hoffnung. Denn die H. Schrifft nimpt nicht weg Widerwertigkeit vnd Leyd: sondern verkündiget es. Weil auch das gantze Leben eines Christen nicht anders ist / als eine Tödtung deß alten Menschen. Hingegen / das gute / das wir haben sollen / sehen wir nicht / da ist Gedult vnd Trost von nöthen / daß wir Hoffnung haben vnd behalten. Das wircket aber die Schrifft / vnd stärcket den Menschen mit Trost mitten im Leiden. Denn / wenn die leidende / betrübte Seel höret vnd recht ins Hertze fasset nur ein Wort von jhrem Gott / wie derselbe bey anderen gestanden sey / wie der auch bey jhr stehe / vnd jhr außhelffe / vnd was sie von Ihm zu erwarten habe / so schwinget sie sich durch die Hoffnung zu

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[26/0046] ehre Gottes. Also seyn wir alle Gotteslästerer / die GOtt geschmähet haben. Was solte nun der Sohn Gottes mit vns thun? Hätte Er vns als Gottes Lästerer verstossen wollen / wo wären wir geblieben? Aber Er nimpt vnsere Schmach vnd Gotteslästerung auff sich / daß sie von vns käme / vnd hilfft vns auff mit seiner Heiligkeit. Also sollen auch wir mit den Schwachen vmbgehen / vnd nicht als ein hoffärtiger Phariseer mit dem Zöllner: sollen jhn nicht gleich verdammen / verachten / vnd an vns ein Wolgefallen haben / sondern vielmehr fleiß anwenden / daß wir auß dem Irrthumb jhn herauß reissen. Durch diese Gelegenheit gibt Paulus eine gemeine Regel / die Schrifft nützlich zu lesen: Was vorher geschrieben ist / das ist vns zur Lehr geschrieben / auff daß wir durch Gedult vnd Trost der Schrifft Hoffnung haben. Als wolt er sagen: Ob schon dieser Spruch im 69. Psalm von Christo redet / vnd von Ihm schon erfüllet ist / so ist er doch / wie auch die Historien der Altvätter / vnd die gantze Schrifft / Vns zur Lehr geschrieben / nicht Christo vnd den Heiligen zu Trost. Christus bedarff es nicht / die Heiligen seyn nicht mehr verhanden; Vns aber muß es zur Lehr dienen. Daher ist es 1. vnser Lehr-Buch: Hernach auch vnser Trost-Buch. Es setzet Paulus bey einander / Gedult / Trost vnd Hoffnung. Denn die H. Schrifft nimpt nicht weg Widerwertigkeit vnd Leyd: sondern verkündiget es. Weil auch das gantze Leben eines Christen nicht anders ist / als eine Tödtung deß alten Menschen. Hingegen / das gute / das wir haben sollen / sehen wir nicht / da ist Gedult vnd Trost von nöthen / daß wir Hoffnung haben vnd behalten. Das wircket aber die Schrifft / vnd stärcket den Menschen mit Trost mitten im Leiden. Denn / wenn die leidende / betrübte Seel höret vnd recht ins Hertze fasset nur ein Wort von jhrem Gott / wie derselbe bey anderen gestanden sey / wie der auch bey jhr stehe / vnd jhr außhelffe / vnd was sie von Ihm zu erwarten habe / so schwinget sie sich durch die Hoffnung zu

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/46>, abgerufen am 25.04.2024.