Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.wird / also / daß das Gemüth sich gebürlich zur Andacht nicht erheben kan / vnd zu Ampts geschäfften vntüchtig wird. Es geschicht zwar wol / daß auch Gottfürchtige fromme Leute in ehrlicher Gesellschafft erfrewet werden / vnd in mässiger Fröligkeit die erfrewende Krafft deß Weins fühlen / wie von Joseph vnd seinen Brüdern geschrieben / Gen. 43. Sie truncken / vnd wurden trunckenGen. 43, 34. mit Joseph. Da sie ohn zweiffel auch bey Vernunfft geblieben. Viel ein anders ists / wann das Hertz beschweret / vnd die Vernunfft begraben wird. Es ist schlim genug / wann einer ohn allen Vorsatz in einer Gesellschafft / wider sein Vorhaben vnd Meynung / mit dem Trunck übereilet vnd überladen wird; in welchem fall sich niemand soll gerechtfertigen / sondern mit betrübtem Hertzen seine Vnvorsichtigkeit GOtt klagen / vnd abbitten: So man aber mit willen der Vollerey nachgehet; oder sich nur wissentlich vnd williglich darzu ziehen vnd bereden lässet / entstehet darauß eine muthwillige Sünde / es geschehe offt oder selten. Denn gleich wie Dieberey oder Ehebruch dadurch nicht entschüldiget wird / daß es nicht offt geschehen; also soll auch vorsetzliche oder willige Trunckenheit nicht dadurch entschüldiget werden / daß es nicht offt geschicht; wiewol es viel schändlicher ist / wann man darauß eine Gewonheit machet. Zum andern / gehören hieher alle vnmässige Gastereyen. Ehrliche Gastereyen / die vnter guten Freunden zur bequemen zeit angestellet werden / da man sich in mässiger Fröligkeit in der Furcht Gottes / bey einem mässigen frölichen Trunck / vnd auch wol bey lieblicher Music ergetzet / mag GOtt wol leiden / der seinen Kindern auch wol einmal eine fröliche Stunde vergönnet. Da haben wir die Exempel der Heiligen. Von Abraham / dem Vatter der Glaubigen / stehet geschrieben im ersten Buch Mosis am 21. Cap. Abraham machte ein groß Mahl / am Tage / da IsaacGen. 21, 8. entwehnet ward. Von Isaac stehet im selbigen Buch am 26. Cap. geschrieben / da Abimelech / der Philister König / mit seinen wird / also / daß das Gemüth sich gebürlich zur Andacht nicht erheben kan / vnd zu Ampts geschäfften vntüchtig wird. Es geschicht zwar wol / daß auch Gottfürchtige fromme Leute in ehrlicher Gesellschafft erfrewet werden / vnd in mässiger Fröligkeit die erfrewende Krafft deß Weins fühlen / wie von Joseph vnd seinen Brüdern geschrieben / Gen. 43. Sie truncken / vnd wurden trunckenGen. 43, 34. mit Joseph. Da sie ohn zweiffel auch bey Vernunfft geblieben. Viel ein anders ists / wann das Hertz beschweret / vnd die Vernunfft begraben wird. Es ist schlim genug / wann einer ohn allen Vorsatz in einer Gesellschafft / wider sein Vorhaben vnd Meynung / mit dem Trunck übereilet vnd überladen wird; in welchem fall sich niemand soll gerechtfertigen / sondern mit betrübtem Hertzen seine Vnvorsichtigkeit GOtt klagen / vnd abbitten: So man aber mit willen der Vollerey nachgehet; oder sich nur wissentlich vnd williglich darzu ziehen vnd bereden lässet / entstehet darauß eine muthwillige Sünde / es geschehe offt oder selten. Denn gleich wie Dieberey oder Ehebruch dadurch nicht entschüldiget wird / daß es nicht offt geschehen; also soll auch vorsetzliche oder willige Trunckenheit nicht dadurch entschüldiget werden / daß es nicht offt geschicht; wiewol es viel schändlicher ist / wann man darauß eine Gewonheit machet. Zum andern / gehören hieher alle vnmässige Gastereyen. Ehrliche Gastereyen / die vnter guten Freunden zur bequemen zeit angestellet werden / da man sich in mässiger Fröligkeit in der Furcht Gottes / bey einem mässigen frölichen Trunck / vnd auch wol bey lieblicher Music ergetzet / mag GOtt wol leiden / der seinen Kindern auch wol einmal eine fröliche Stunde vergönnet. Da haben wir die Exempel der Heiligen. Von Abraham / dem Vatter der Glaubigen / stehet geschrieben im ersten Buch Mosis am 21. Cap. Abraham machte ein groß Mahl / am Tage / da IsaacGen. 21, 8. entwehnet ward. Von Isaac stehet im selbigen Buch am 26. Cap. geschrieben / da Abimelech / der Philister König / mit seinen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0445" n="425"/> wird / also / daß das Gemüth sich gebürlich zur Andacht nicht erheben kan / vnd zu Ampts geschäfften vntüchtig wird. 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Denn gleich wie Dieberey oder Ehebruch dadurch nicht entschüldiget wird / daß es nicht offt geschehen; also soll auch vorsetzliche oder willige Trunckenheit nicht dadurch entschüldiget werden / daß es nicht offt geschicht; wiewol es viel schändlicher ist / wann man darauß eine Gewonheit machet.</p> <p>Zum andern / gehören hieher alle vnmässige Gastereyen. Ehrliche Gastereyen / die vnter guten Freunden zur bequemen zeit angestellet werden / da man sich in mässiger Fröligkeit in der Furcht Gottes / bey einem mässigen frölichen Trunck / vnd auch wol bey lieblicher Music ergetzet / mag GOtt wol leiden / der seinen Kindern auch wol einmal eine fröliche Stunde vergönnet. Da haben wir die Exempel der Heiligen. Von Abraham / dem Vatter der Glaubigen / stehet geschrieben im ersten Buch Mosis am 21. Cap. Abraham machte ein groß Mahl / am Tage / da Isaac<note place="right">Gen. 21, 8.</note> entwehnet ward. Von Isaac stehet im selbigen Buch am 26. 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wird / also / daß das Gemüth sich gebürlich zur Andacht nicht erheben kan / vnd zu Ampts geschäfften vntüchtig wird. Es geschicht zwar wol / daß auch Gottfürchtige fromme Leute in ehrlicher Gesellschafft erfrewet werden / vnd in mässiger Fröligkeit die erfrewende Krafft deß Weins fühlen / wie von Joseph vnd seinen Brüdern geschrieben / Gen. 43. Sie truncken / vnd wurden truncken mit Joseph. Da sie ohn zweiffel auch bey Vernunfft geblieben. Viel ein anders ists / wann das Hertz beschweret / vnd die Vernunfft begraben wird. Es ist schlim genug / wann einer ohn allen Vorsatz in einer Gesellschafft / wider sein Vorhaben vnd Meynung / mit dem Trunck übereilet vnd überladen wird; in welchem fall sich niemand soll gerechtfertigen / sondern mit betrübtem Hertzen seine Vnvorsichtigkeit GOtt klagen / vnd abbitten: So man aber mit willen der Vollerey nachgehet; oder sich nur wissentlich vnd williglich darzu ziehen vnd bereden lässet / entstehet darauß eine muthwillige Sünde / es geschehe offt oder selten. Denn gleich wie Dieberey oder Ehebruch dadurch nicht entschüldiget wird / daß es nicht offt geschehen; also soll auch vorsetzliche oder willige Trunckenheit nicht dadurch entschüldiget werden / daß es nicht offt geschicht; wiewol es viel schändlicher ist / wann man darauß eine Gewonheit machet.
Gen. 43, 34. Zum andern / gehören hieher alle vnmässige Gastereyen. Ehrliche Gastereyen / die vnter guten Freunden zur bequemen zeit angestellet werden / da man sich in mässiger Fröligkeit in der Furcht Gottes / bey einem mässigen frölichen Trunck / vnd auch wol bey lieblicher Music ergetzet / mag GOtt wol leiden / der seinen Kindern auch wol einmal eine fröliche Stunde vergönnet. Da haben wir die Exempel der Heiligen. Von Abraham / dem Vatter der Glaubigen / stehet geschrieben im ersten Buch Mosis am 21. Cap. Abraham machte ein groß Mahl / am Tage / da Isaac entwehnet ward. Von Isaac stehet im selbigen Buch am 26. Cap. geschrieben / da Abimelech / der Philister König / mit seinen
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/445>, abgerufen am 22.07.2024. |