Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

10. Die Liebe frewet sich nicht der Vngerechtigkeit / vnd ist jhr nicht lieb / wann jemand gewalt vnd vnrecht geschicht / wie Simei that / da David zum Lande hinauß gejaget ward. So ist jhr auch nicht lieb / wann sie einen fallen sihet / lachet nicht darüber ins Fäustlein / sondern hat ein hertzlich Mitleiden / eben wie vnser HERR JESVS den gefallenen Petrum mit erbarmenden Augen angesehen. Wer sich nun darüber frewet / so einer vnrecht thut oder leidet / der sündiget sehr wider die Liebe.

11. Die Liebe frewet sich der Warheit. Es ist jhr lieb / wanns recht zugehet / gleich wie sich GOtt vnd Engel darüber frewen. Wo wir aber nicht leiden können / daß man auffrichtig handele / solte es auch vnser Schade seyn / so seynd wir nicht auffrichtig in der Liebe.

12. Die Liebe verträget alles. Sie schickt sich in jedermans weise / vnd hält dem Nechsten seine Gebrechen zu gute / vmb Fried vnd Liebes willen / daß das Band deß Friedens nicht zerrissen werde. Je weniger nun ein Mensch ertragen kan / je schwächer er in der Liebe ist.

13. Die Liebe glaubet alles. Es ist die Liebe ein einfältiges ding / glaubet vnd trawet jederman / so lange sie nicht jemand auff offenbarer Lügen befindet; sie versihet sich alles guten / vnd gedencket / es werde ein ander auch so seyn / wie sie. Wenn man nun leicht ein Mißtrawen auff den Nechsten setzet / das ist Schwachheit in der Liebe.

14. Die Liebe hoffet alles. Sie verzweiffelt an keinem Menschen / sondern denckt noch jmmer / er werde sich bessern; vnd in solcher Hoffnung verwirfft sie niemand; darumb wünschet sie auch / daß der Nechster zu allem guten gelangen möge. Wann man nun den Nechsten auß Verzweifflung verwirfft / vnd sich seiner auch mit dem Gebet nicht mehr annimpt / so wird die Liebe

10. Die Liebe frewet sich nicht der Vngerechtigkeit / vnd ist jhr nicht lieb / wann jemand gewalt vnd vnrecht geschicht / wie Simei that / da David zum Lande hinauß gejaget ward. So ist jhr auch nicht lieb / wann sie einen fallen sihet / lachet nicht darüber ins Fäustlein / sondern hat ein hertzlich Mitleiden / eben wie vnser HERR JESVS den gefallenen Petrum mit erbarmenden Augen angesehen. Wer sich nun darüber frewet / so einer vnrecht thut oder leidet / der sündiget sehr wider die Liebe.

11. Die Liebe frewet sich der Warheit. Es ist jhr lieb / wanns recht zugehet / gleich wie sich GOtt vnd Engel darüber frewen. Wo wir aber nicht leiden können / daß man auffrichtig handele / solte es auch vnser Schade seyn / so seynd wir nicht auffrichtig in der Liebe.

12. Die Liebe verträget alles. Sie schickt sich in jedermans weise / vnd hält dem Nechsten seine Gebrechen zu gute / vmb Fried vnd Liebes willen / daß das Band deß Friedens nicht zerrissen werde. Je weniger nun ein Mensch ertragen kan / je schwächer er in der Liebe ist.

13. Die Liebe glaubet alles. Es ist die Liebe ein einfältiges ding / glaubet vnd trawet jederman / so lange sie nicht jemand auff offenbarer Lügen befindet; sie versihet sich alles guten / vnd gedencket / es werde ein ander auch so seyn / wie sie. Wenn man nun leicht ein Mißtrawẽ auff den Nechsten setzet / das ist Schwachheit in der Liebe.

14. Die Liebe hoffet alles. Sie verzweiffelt an keinem Menschen / sondern denckt noch jmmer / er werde sich bessern; vnd in solcher Hoffnung verwirfft sie niemand; darumb wünschet sie auch / daß der Nechster zu allem guten gelangen möge. Wann man nun den Nechsten auß Verzweifflung verwirfft / vnd sich seiner auch mit dem Gebet nicht mehr annimpt / so wird die Liebe

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0431" n="411"/>
        <p>10. Die Liebe frewet sich nicht der Vngerechtigkeit / vnd ist jhr nicht lieb /                      wann jemand gewalt vnd vnrecht geschicht / wie Simei that / da David zum Lande                      hinauß gejaget ward. So ist jhr auch nicht lieb / wann sie einen fallen sihet /                      lachet nicht darüber ins Fäustlein / sondern hat ein hertzlich Mitleiden / eben                      wie vnser HERR JESVS den gefallenen Petrum mit erbarmenden Augen angesehen. Wer                      sich nun darüber frewet / so einer vnrecht thut oder leidet / der sündiget sehr                      wider die Liebe.</p>
        <p>11. Die Liebe frewet sich der Warheit. Es ist jhr lieb / wanns recht zugehet /                      gleich wie sich GOtt vnd Engel darüber frewen. Wo wir aber nicht leiden können /                      daß man auffrichtig handele / solte es auch vnser Schade seyn / so seynd wir                      nicht auffrichtig in der Liebe.</p>
        <p>12. Die Liebe verträget alles. Sie schickt sich in jedermans weise / vnd hält dem                      Nechsten seine Gebrechen zu gute / vmb Fried vnd Liebes willen / daß das Band                      deß Friedens nicht zerrissen werde. Je weniger nun ein Mensch ertragen kan / je                      schwächer er in der Liebe ist.</p>
        <p>13. Die Liebe glaubet alles. Es ist die Liebe ein einfältiges ding / glaubet vnd                      trawet jederman / so lange sie nicht jemand auff offenbarer Lügen befindet; sie                      versihet sich alles guten / vnd gedencket / es werde ein ander auch so seyn /                      wie sie. Wenn man nun leicht ein Mißtrawe&#x0303; auff den Nechsten                      setzet / das ist Schwachheit in der Liebe.</p>
        <p>14. Die Liebe hoffet alles. Sie verzweiffelt an keinem Menschen / sondern denckt                      noch jmmer / er werde sich bessern; vnd in solcher Hoffnung verwirfft sie                      niemand; darumb wünschet sie auch / daß der Nechster zu allem guten gelangen                      möge. Wann man nun den Nechsten auß Verzweifflung verwirfft / vnd sich seiner                      auch mit dem Gebet nicht mehr annimpt / so wird die Liebe
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[411/0431] 10. Die Liebe frewet sich nicht der Vngerechtigkeit / vnd ist jhr nicht lieb / wann jemand gewalt vnd vnrecht geschicht / wie Simei that / da David zum Lande hinauß gejaget ward. So ist jhr auch nicht lieb / wann sie einen fallen sihet / lachet nicht darüber ins Fäustlein / sondern hat ein hertzlich Mitleiden / eben wie vnser HERR JESVS den gefallenen Petrum mit erbarmenden Augen angesehen. Wer sich nun darüber frewet / so einer vnrecht thut oder leidet / der sündiget sehr wider die Liebe. 11. Die Liebe frewet sich der Warheit. Es ist jhr lieb / wanns recht zugehet / gleich wie sich GOtt vnd Engel darüber frewen. Wo wir aber nicht leiden können / daß man auffrichtig handele / solte es auch vnser Schade seyn / so seynd wir nicht auffrichtig in der Liebe. 12. Die Liebe verträget alles. Sie schickt sich in jedermans weise / vnd hält dem Nechsten seine Gebrechen zu gute / vmb Fried vnd Liebes willen / daß das Band deß Friedens nicht zerrissen werde. Je weniger nun ein Mensch ertragen kan / je schwächer er in der Liebe ist. 13. Die Liebe glaubet alles. Es ist die Liebe ein einfältiges ding / glaubet vnd trawet jederman / so lange sie nicht jemand auff offenbarer Lügen befindet; sie versihet sich alles guten / vnd gedencket / es werde ein ander auch so seyn / wie sie. Wenn man nun leicht ein Mißtrawẽ auff den Nechsten setzet / das ist Schwachheit in der Liebe. 14. Die Liebe hoffet alles. Sie verzweiffelt an keinem Menschen / sondern denckt noch jmmer / er werde sich bessern; vnd in solcher Hoffnung verwirfft sie niemand; darumb wünschet sie auch / daß der Nechster zu allem guten gelangen möge. Wann man nun den Nechsten auß Verzweifflung verwirfft / vnd sich seiner auch mit dem Gebet nicht mehr annimpt / so wird die Liebe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/431
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/431>, abgerufen am 17.05.2024.