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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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dessen keine Ehre / der Mensch suchet darin seinen Nutz / Ehre vnd Ansehen / drumb gilt er auch nichts für GOtt / würde er seiner Gaben gebrauchen einfältig in der Demuth vnd in der Liebe / zur Ehre GOttes vnd Nutz deß Nechsten / so würde er auch bey GOTT werth seyn.

Erkenne doch / lieber Mensch / was du bist ohne die Liebe / vnter tausenden ist nicht einer / der alle Geheimnüß verstehe / vnd davon mit Engelischen vnd aller Menschen Zungen reden könne. Wann dann das für GOtt nichts gilt / der die aller für trefflichsten Gaben hat / vnd nicht in der Liebe ist / was will doch der Mensch gelten / der fort so grosse Gaben nicht hat / vnd doch darin will ein Ansehen haben / leer ohne Liebe vnd Demuth? Sprichstu / das ist mir Nutzes genug / wann ich Ruhm vnd ansehen in der Welt habe; so setze dir für Augen alle Menschen / von anbegin der Welt / die jemals Ruhm vnd Ansehen gehabt haben / was haben sie da von / so sie nicht von GOtt geehret werden? Was solte wol der grosse Alexander dafür geben / daß er nie ein König gewesen wäre / vnd nur theil am Reiche Christi haben möchte? Hastu nun keinen andern Nutzen von deinen Gaben / als den Ruhm für der Welt / so bleiben dennoch alle deine Gaben dir vnnütze in alle Ewigkeit.

Man könte auch hie gedencken / gilt der Mensch ohne die Liebe nichtes für Gott / so muß ja vor der Glaube mit Liebe geschmücket seyn / ehe er selig machet. Da ist freylich wahr / es ist kein rechtschaffener Glaube / der nicht in der Liebe thätig ist; doch ist dieses dabey zu mercken / der Glaube hat seine Krafft nicht von der Liebe / sondern die Liebe kommet auß dem Glauben / vnd wircket alles was Gott wol gefällig ist.

II. De charitatis proprietate.

Wann nun offenbar ist / wie nothwendig die Liebe zu allen Gaben sey / so muß man ja auch der Liebe Eigenschafft wol wissen / die erzehlet Paulus in folgender Ordnung; welches denn in dieser Lection das ander Stück ist.

V. 4. 5. 6. 7.

1. Die Liebe ist langmütig. Sie kan viel dulden vnd

dessen keine Ehre / der Mensch suchet darin seinen Nutz / Ehre vnd Ansehen / drumb gilt er auch nichts für GOtt / würde er seiner Gaben gebrauchen einfältig in der Demuth vnd in der Liebe / zur Ehre GOttes vnd Nutz deß Nechsten / so würde er auch bey GOTT werth seyn.

Erkenne doch / lieber Mensch / was du bist ohne die Liebe / vnter tausenden ist nicht einer / der alle Geheimnüß verstehe / vnd davon mit Engelischen vnd aller Menschen Zungen reden könne. Wann dann das für GOtt nichts gilt / der die aller für trefflichsten Gaben hat / vnd nicht in der Liebe ist / was will doch der Mensch gelten / der fort so grosse Gaben nicht hat / vnd doch darin will ein Ansehen haben / leer ohne Liebe vnd Demuth? Sprichstu / das ist mir Nutzes genug / wann ich Ruhm vnd ansehen in der Welt habe; so setze dir für Augen alle Menschen / von anbegin der Welt / die jemals Ruhm vnd Ansehen gehabt haben / was haben sie da von / so sie nicht von GOtt geehret werden? Was solte wol der grosse Alexander dafür geben / daß er nie ein König gewesen wäre / vnd nur theil am Reiche Christi haben möchte? Hastu nun keinen andern Nutzen von deinen Gaben / als den Ruhm für der Welt / so bleiben dennoch alle deine Gaben dir vnnütze in alle Ewigkeit.

Man könte auch hie gedencken / gilt der Mensch ohne die Liebe nichtes für Gott / so muß ja vor der Glaube mit Liebe geschmücket seyn / ehe er selig machet. Da ist freylich wahr / es ist kein rechtschaffener Glaube / der nicht in der Liebe thätig ist; doch ist dieses dabey zu mercken / der Glaube hat seine Krafft nicht von der Liebe / sondern die Liebe kommet auß dem Glauben / vnd wircket alles was Gott wol gefällig ist.

II. De charitatis proprietate.

Wann nun offenbar ist / wie nothwendig die Liebe zu allen Gaben sey / so muß man ja auch der Liebe Eigenschafft wol wissen / die erzehlet Paulus in folgender Ordnung; welches denn in dieser Lection das ander Stück ist.

V. 4. 5. 6. 7.

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[408/0428] dessen keine Ehre / der Mensch suchet darin seinen Nutz / Ehre vnd Ansehen / drumb gilt er auch nichts für GOtt / würde er seiner Gaben gebrauchen einfältig in der Demuth vnd in der Liebe / zur Ehre GOttes vnd Nutz deß Nechsten / so würde er auch bey GOTT werth seyn. Erkenne doch / lieber Mensch / was du bist ohne die Liebe / vnter tausenden ist nicht einer / der alle Geheimnüß verstehe / vnd davon mit Engelischen vnd aller Menschen Zungen reden könne. Wann dann das für GOtt nichts gilt / der die aller für trefflichsten Gaben hat / vnd nicht in der Liebe ist / was will doch der Mensch gelten / der fort so grosse Gaben nicht hat / vnd doch darin will ein Ansehen haben / leer ohne Liebe vnd Demuth? Sprichstu / das ist mir Nutzes genug / wann ich Ruhm vnd ansehen in der Welt habe; so setze dir für Augen alle Menschen / von anbegin der Welt / die jemals Ruhm vnd Ansehen gehabt haben / was haben sie da von / so sie nicht von GOtt geehret werden? Was solte wol der grosse Alexander dafür geben / daß er nie ein König gewesen wäre / vnd nur theil am Reiche Christi haben möchte? Hastu nun keinen andern Nutzen von deinen Gaben / als den Ruhm für der Welt / so bleiben dennoch alle deine Gaben dir vnnütze in alle Ewigkeit. Man könte auch hie gedencken / gilt der Mensch ohne die Liebe nichtes für Gott / so muß ja vor der Glaube mit Liebe geschmücket seyn / ehe er selig machet. Da ist freylich wahr / es ist kein rechtschaffener Glaube / der nicht in der Liebe thätig ist; doch ist dieses dabey zu mercken / der Glaube hat seine Krafft nicht von der Liebe / sondern die Liebe kommet auß dem Glauben / vnd wircket alles was Gott wol gefällig ist. Wann nun offenbar ist / wie nothwendig die Liebe zu allen Gaben sey / so muß man ja auch der Liebe Eigenschafft wol wissen / die erzehlet Paulus in folgender Ordnung; welches denn in dieser Lection das ander Stück ist. 1. Die Liebe ist langmütig. Sie kan viel dulden vnd

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/428>, abgerufen am 22.11.2024.