Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.in die Lufft streichet / sondern ich betäube meinen Leib / vnd zähme jhn. Er thut keine Lufftstreiche / braucht nicht viel auffhebens / vnd vergebliche Fechterstreiche / sondern streitet in Ernst / also / daß er nicht einen Fehlstreich thue. Lufftstreiche seyns / wann man sich deß Glaubens rühmet / vnd doch keine Früchte deß Glaubens herfür bringet. Ein solcher Mensch ist gleich einem Kinde / das für einem grossen Riesen stehet / vnd fichtet mit Händen viel in die Lufft hinein: eben also stehet ein Maul Christ für dem Satan / wenn er auffs schönste vom Glauben reden kan / vnd fühlet die Krafft deß Glaubens nicht. Er wird dem Satan nicht wehe damit thun. Lufftstreiche seynd auch alle Wercke / dadurch weder GOtt noch den Menschen gedienet wird. Paulus kämpffet also / daß er seinem Fleisch vnd dem Teuffel jmmer Abbruch thue. Er hat jmmer für Augen sein vorgesetztes Kleinot / dahin richtet er sein Thun vnd Leben / vnd enthält sich von allem / das hiezu jhm nicht dienlich / sondern schädlich ist. Er zähmet vnd betäubet seinen Leib / er lässt seinem Fleisch den geringsten Willen nicht / vnd wehret allen bösen Bewegungen. Er lässt den alten Menschen nicht regieren / sondern macht jhn zum Knecht / daß er dem Geist gehorsam sey. Vnd vmb dieser Vrsach willen / nemblich daß er dem Fleisch nicht will den Willen lassen / meidet er auch allen bösen Schein / vnd hütet sich / daß er seine Freyheit nicht mißbrauche. Solchen Fleiß wendet Paulus an / in Vbung der Gottseligkeit / daß er möge ein vnsträfflicher Prediger seyn / der also predige / daß er selbst nicht verwerfflich werde. Wer predigt / vnd begehret nicht gleichen Fleiß anzuwenden / sondern lässet seine fleischliche Lüsteloß / der ist ein verworffener Prediger / er predige wie er will. Den rechten Weg lehren / vnd im Leben zeigen / stehet fein bey einander. Hingegen anders lehren vnd anders leben / stehet sehr schändlich. Drumb müssen insonderheit Lehrer vnd Prediger hie grossen Fleiß anwenden; vnd so viel grössern Fleiß / so viel mehr sie mit ärgerlichem Leben der Christenheit schaden können. Doch in die Lufft streichet / sondern ich betäube meinen Leib / vnd zähme jhn. Er thut keine Lufftstreiche / braucht nicht viel auffhebens / vnd vergebliche Fechterstreiche / sondern streitet in Ernst / also / daß er nicht einen Fehlstreich thue. Lufftstreiche seyns / wann man sich deß Glaubens rühmet / vnd doch keine Früchte deß Glaubens herfür bringet. Ein solcher Mensch ist gleich einem Kinde / das für einem grossen Riesen stehet / vnd fichtet mit Händen viel in die Lufft hinein: eben also stehet ein Maul Christ für dem Satan / wenn er auffs schönste vom Glauben reden kan / vnd fühlet die Krafft deß Glaubens nicht. Er wird dem Satan nicht wehe damit thun. Lufftstreiche seynd auch alle Wercke / dadurch weder GOtt noch den Menschen gedienet wird. Paulus kämpffet also / daß er seinem Fleisch vnd dem Teuffel jmmer Abbruch thue. Er hat jmmer für Augen sein vorgesetztes Kleinot / dahin richtet er sein Thun vnd Leben / vnd enthält sich von allem / das hiezu jhm nicht dienlich / sondern schädlich ist. Er zähmet vnd betäubet seinen Leib / er lässt seinem Fleisch den geringsten Willen nicht / vnd wehret allen bösen Bewegungen. Er lässt den alten Menschen nicht regieren / sondern macht jhn zum Knecht / daß er dem Geist gehorsam sey. Vnd vmb dieser Vrsach willen / nemblich daß er dem Fleisch nicht will den Willen lassen / meidet er auch allen bösen Schein / vnd hütet sich / daß er seine Freyheit nicht mißbrauche. Solchen Fleiß wendet Paulus an / in Vbung der Gottseligkeit / daß er möge ein vnsträfflicher Prediger seyn / der also predige / daß er selbst nicht verwerfflich werde. Wer predigt / vnd begehret nicht gleichen Fleiß anzuwenden / sondern lässet seine fleischliche Lüsteloß / der ist ein verworffener Prediger / er predige wie er will. Den rechten Weg lehren / vnd im Leben zeigen / stehet fein bey einander. Hingegen anders lehren vnd anders leben / stehet sehr schändlich. Drumb müssen insonderheit Lehrer vnd Prediger hie grossen Fleiß anwenden; vnd so viel grössern Fleiß / so viel mehr sie mit ärgerlichem Leben der Christenheit schaden können. Doch <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0380" n="360"/> in die Lufft streichet / sondern ich betäube meinen Leib / vnd zähme jhn. Er thut keine Lufftstreiche / braucht nicht viel auffhebens / vnd vergebliche Fechterstreiche / sondern streitet in Ernst / also / daß er nicht einen Fehlstreich thue. Lufftstreiche seyns / wann man sich deß Glaubens rühmet / vnd doch keine Früchte deß Glaubens herfür bringet. Ein solcher Mensch ist gleich einem Kinde / das für einem grossen Riesen stehet / vnd fichtet mit Händen viel in die Lufft hinein: eben also stehet ein Maul Christ für dem Satan / wenn er auffs schönste vom Glauben reden kan / vnd fühlet die Krafft deß Glaubens nicht. Er wird dem Satan nicht wehe damit thun. Lufftstreiche seynd auch alle Wercke / dadurch weder GOtt noch den Menschen gedienet wird. Paulus kämpffet also / daß er seinem Fleisch vnd dem Teuffel jmmer Abbruch thue. Er hat jmmer für Augen sein vorgesetztes Kleinot / dahin richtet er sein Thun vnd Leben / vnd enthält sich von allem / das hiezu jhm nicht dienlich / sondern schädlich ist. Er zähmet vnd betäubet seinen Leib / er lässt seinem Fleisch den geringsten Willen nicht / vnd wehret allen bösen Bewegungen. Er lässt den alten Menschen nicht regieren / sondern macht jhn zum Knecht / daß er dem Geist gehorsam sey. 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in die Lufft streichet / sondern ich betäube meinen Leib / vnd zähme jhn. Er thut keine Lufftstreiche / braucht nicht viel auffhebens / vnd vergebliche Fechterstreiche / sondern streitet in Ernst / also / daß er nicht einen Fehlstreich thue. Lufftstreiche seyns / wann man sich deß Glaubens rühmet / vnd doch keine Früchte deß Glaubens herfür bringet. Ein solcher Mensch ist gleich einem Kinde / das für einem grossen Riesen stehet / vnd fichtet mit Händen viel in die Lufft hinein: eben also stehet ein Maul Christ für dem Satan / wenn er auffs schönste vom Glauben reden kan / vnd fühlet die Krafft deß Glaubens nicht. Er wird dem Satan nicht wehe damit thun. Lufftstreiche seynd auch alle Wercke / dadurch weder GOtt noch den Menschen gedienet wird. Paulus kämpffet also / daß er seinem Fleisch vnd dem Teuffel jmmer Abbruch thue. Er hat jmmer für Augen sein vorgesetztes Kleinot / dahin richtet er sein Thun vnd Leben / vnd enthält sich von allem / das hiezu jhm nicht dienlich / sondern schädlich ist. Er zähmet vnd betäubet seinen Leib / er lässt seinem Fleisch den geringsten Willen nicht / vnd wehret allen bösen Bewegungen. Er lässt den alten Menschen nicht regieren / sondern macht jhn zum Knecht / daß er dem Geist gehorsam sey. Vnd vmb dieser Vrsach willen / nemblich daß er dem Fleisch nicht will den Willen lassen / meidet er auch allen bösen Schein / vnd hütet sich / daß er seine Freyheit nicht mißbrauche.
Solchen Fleiß wendet Paulus an / in Vbung der Gottseligkeit / daß er möge ein vnsträfflicher Prediger seyn / der also predige / daß er selbst nicht verwerfflich werde. Wer predigt / vnd begehret nicht gleichen Fleiß anzuwenden / sondern lässet seine fleischliche Lüsteloß / der ist ein verworffener Prediger / er predige wie er will. Den rechten Weg lehren / vnd im Leben zeigen / stehet fein bey einander. Hingegen anders lehren vnd anders leben / stehet sehr schändlich. Drumb müssen insonderheit Lehrer vnd Prediger hie grossen Fleiß anwenden; vnd so viel grössern Fleiß / so viel mehr sie mit ärgerlichem Leben der Christenheit schaden können. Doch
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/380>, abgerufen am 16.02.2025. |