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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Hierauß erscheinet / wie die Liebe grösser sey als der Glaube; denn der Glaube macht nur die Bahne zur Vollkommenheit; die Liebe aber ist die Vollkommenheit selbst. Im ewigen Leben / da die Vollkommenheit recht wird angehen / wird der Glaube auff hören / vnd die Liebe in vollem schwange gehen. Da wird alles / was GOtt will / in höchster reinster Liebe geschehen. Hie seyn wir in Gott durch den Glauben; im ewigen Leben / durch die Liebe.

Hie mercke auch / wie alle Gebott in der Vbung der Gottseligkeit müssen so wol nach der Liebe gerichtet werden / als das gut selbsten / das wir thun. Denn so die Liebe ist deß Gesetzes Erfüllung / so kan kein Gebot bestehen / wann es wider die Liebe lauffet / sondern es müssen alle Gebott nach der Liebe gerichtet werden / vnd der Liebe weichen. Wo man sihet / daß ein Ding nicht zu Nutz / sondern zu Schaden deß Nechsten reiche / muß es nachbleiben. Zum Exempel: Es war ein Gesetz / daß niemand essen durffte von dem Schawbrodt / das für der Laden deß Bundes auffgeleget ward / ohn allein die Priester; noch lobet es der HERR Christus / daß der Priester Abimelech in der Noth David vnd seinem Knaben davon zu essen gegeben hatte; deßgleichen lobet er / so man am Sabbathtage einen Ochsen auß dem Brunnen ziehet / vngeacht daß im Gesetz verbotten war / am Sabbath zu arbeiten. Denn da wird recht das Gebott nach der Liebe gerichtet. Hingegen wann man Gebott machet vom fasten / kein Fleisch zu essen / nicht ehelich zu werden / vnd darüber fest vnd steiff hält / daß ein Mensch vor an Leib vnd Seel verderben müste / ehe solches Gebott solte gemildert werden / so thut man eben so klüglich / als ein Fuhrman / der den Wagen nicht wolte nach dem Weg / sondern den Weg nach dem Wagen lencken / vnd gleich zu fahren / über Stock vnd Berg. Lutherus erklärets mit solchem Exempel: Wenn du einen solchenLuth. postill. Eccles. h l. Narren sihest / der bey sich selbs dächte; Ey Speise vnd Kleider ist ein gut Ding / vnd dächte nicht weiter / sondern führe zu / vnd nehme einen Menschen für sich /

Hierauß erscheinet / wie die Liebe grösser sey als der Glaube; denn der Glaube macht nur die Bahne zur Vollkommenheit; die Liebe aber ist die Vollkommenheit selbst. Im ewigen Leben / da die Vollkommenheit recht wird angehen / wird der Glaube auff hören / vnd die Liebe in vollem schwange gehen. Da wird alles / was GOtt will / in höchster reinster Liebe geschehen. Hie seyn wir in Gott durch den Glauben; im ewigen Leben / durch die Liebe.

Hie mercke auch / wie alle Gebott in der Vbung der Gottseligkeit müssen so wol nach der Liebe gerichtet werden / als das gut selbsten / das wir thun. Denn so die Liebe ist deß Gesetzes Erfüllung / so kan kein Gebot bestehen / wann es wider die Liebe lauffet / sondern es müssen alle Gebott nach der Liebe gerichtet werden / vnd der Liebe weichen. Wo man sihet / daß ein Ding nicht zu Nutz / sondern zu Schaden deß Nechsten reiche / muß es nachbleiben. Zum Exempel: Es war ein Gesetz / daß niemand essen durffte von dem Schawbrodt / das für der Laden deß Bundes auffgeleget ward / ohn allein die Priester; noch lobet es der HERR Christus / daß der Priester Abimelech in der Noth David vnd seinem Knaben davon zu essen gegeben hatte; deßgleichen lobet er / so man am Sabbathtage einen Ochsen auß dem Brunnen ziehet / vngeacht daß im Gesetz verbotten war / am Sabbath zu arbeiten. Denn da wird recht das Gebott nach der Liebe gerichtet. Hingegen wann man Gebott machet vom fasten / kein Fleisch zu essen / nicht ehelich zu werden / vnd darüber fest vnd steiff hält / daß ein Mensch vor an Leib vnd Seel verderben müste / ehe solches Gebott solte gemildert werden / so thut man eben so klüglich / als ein Fuhrman / der den Wagen nicht wolte nach dem Weg / sondern den Weg nach dem Wagen lencken / vnd gleich zu fahren / über Stock vnd Berg. Lutherus erklärets mit solchem Exempel: Wenn du einen solchenLuth. postill. Eccles. h l. Narren sihest / der bey sich selbs dächte; Ey Speise vnd Kleider ist ein gut Ding / vnd dächte nicht weiter / sondern führe zu / vnd nehme einen Menschen für sich /

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[291/0311] Hierauß erscheinet / wie die Liebe grösser sey als der Glaube; denn der Glaube macht nur die Bahne zur Vollkommenheit; die Liebe aber ist die Vollkommenheit selbst. Im ewigen Leben / da die Vollkommenheit recht wird angehen / wird der Glaube auff hören / vnd die Liebe in vollem schwange gehen. Da wird alles / was GOtt will / in höchster reinster Liebe geschehen. Hie seyn wir in Gott durch den Glauben; im ewigen Leben / durch die Liebe. Hie mercke auch / wie alle Gebott in der Vbung der Gottseligkeit müssen so wol nach der Liebe gerichtet werden / als das gut selbsten / das wir thun. Denn so die Liebe ist deß Gesetzes Erfüllung / so kan kein Gebot bestehen / wann es wider die Liebe lauffet / sondern es müssen alle Gebott nach der Liebe gerichtet werden / vnd der Liebe weichen. Wo man sihet / daß ein Ding nicht zu Nutz / sondern zu Schaden deß Nechsten reiche / muß es nachbleiben. Zum Exempel: Es war ein Gesetz / daß niemand essen durffte von dem Schawbrodt / das für der Laden deß Bundes auffgeleget ward / ohn allein die Priester; noch lobet es der HERR Christus / daß der Priester Abimelech in der Noth David vnd seinem Knaben davon zu essen gegeben hatte; deßgleichen lobet er / so man am Sabbathtage einen Ochsen auß dem Brunnen ziehet / vngeacht daß im Gesetz verbotten war / am Sabbath zu arbeiten. Denn da wird recht das Gebott nach der Liebe gerichtet. Hingegen wann man Gebott machet vom fasten / kein Fleisch zu essen / nicht ehelich zu werden / vnd darüber fest vnd steiff hält / daß ein Mensch vor an Leib vnd Seel verderben müste / ehe solches Gebott solte gemildert werden / so thut man eben so klüglich / als ein Fuhrman / der den Wagen nicht wolte nach dem Weg / sondern den Weg nach dem Wagen lencken / vnd gleich zu fahren / über Stock vnd Berg. Lutherus erklärets mit solchem Exempel: Wenn du einen solchen Narren sihest / der bey sich selbs dächte; Ey Speise vnd Kleider ist ein gut Ding / vnd dächte nicht weiter / sondern führe zu / vnd nehme einen Menschen für sich / Luth. postill. Eccles. h l.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/311>, abgerufen am 25.11.2024.