Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Den lieblichen Tag machet die liebliche Sonne / aber diesen TagLutherus in Post. Eccl. super hanc Ep. Quid sit; noctem praeteriisse, diem appropinquasse. machet der HERR selbsten / Er ist selber die Sonne. Wann wir wissen was Tag vnd Nacht ist / so wissen wir auch was das gesagt ist: Die Nacht ist vergangen / der Tag aber herbey kommen. Wann die Nacht bald zu ende kompt / so nahet sich der Tag / vnd je mehr der Tag sich nahet / je mehr die Nacht vertrieben wird / vnd das ist die Morgenröthe: Also auch wann das Liecht deß Evangelij in vns anfanget zu leuchten / gehet vns auff die geistliche Morgenröthe / da Tag vnd Nacht sich scheiden. Drumm wird auch in H. Schrifft die tröstliche vnd lebendige Predigt deß Evangelij verglichen einer Morgenröthe. Also legts der Apostel selbst auß / wann er spricht: VnserV. 11. Heil ist jetzt näher denn da wirs glaubten / oder als da wir seynd glaubig worden: So lang wir nicht glauben vnd vom Evangelio nicht wissen / ist das Heil ferne von vns / so bald aber die Predigt deß Evangelij in vns beginnet zu wircken / vnd wir anfangen glaubig zu werden / denn nahet sich auch das Heil in Christo / vnd das ist die gedachte Morgenröthe. Wann diese geistliche Morgenröthe anbricht / vnd den TagOrtus lucis est tempus surgendi. herzu führet / das ist die Zeit vnd Stunde / davon Paulus sagt: Wir wissen die Zeit / daß die Stunde da ist auffzustehen vom Schlaff. Gleich wie die Nacht von GOtt vnd der Natur ist geordnet zum Schlaff: Also ist der Tag verordnet zur Arbeit. Darumb auch wie der Nacht Kinder Eigenschafft ist schlaffen: Also muß auch der Tag Kinder Eigenschafft seyn auffstehen vom Schlaff / vnd wachen. In der Morgenröthe wird die Welt gleichsam new / die stille der Nacht wird auffgehoben / Menschen vnd Thier regen sich. Also wenn das geistliche Liecht in vnsern Hertzen anfähet auffzugehen / da ist keine Zeit mehr in der Sündenschlaff länger ligen zu bleiben / da müssen wir Augen bekommen / das rechte lebendige Gut erkennen / vnd nach demselben trach- Den lieblichen Tag machet die liebliche Sonne / aber diesen TagLutherus in Post. Eccl. super hanc Ep. Quid sit; noctem praeteriisse, diem appropinquasse. machet der HERR selbsten / Er ist selber die Sonne. Wann wir wissen was Tag vnd Nacht ist / so wissen wir auch was das gesagt ist: Die Nacht ist vergangen / der Tag aber herbey kommen. Wann die Nacht bald zu ende kompt / so nahet sich der Tag / vnd je mehr der Tag sich nahet / je mehr die Nacht vertrieben wird / vnd das ist die Morgenröthe: Also auch wann das Liecht deß Evangelij in vns anfanget zu leuchten / gehet vns auff die geistliche Morgenröthe / da Tag vñ Nacht sich scheiden. Drum̃ wird auch in H. Schrifft die tröstliche vnd lebendige Predigt deß Evangelij verglichen einer Morgenröthe. Also legts der Apostel selbst auß / wann er spricht: VnserV. 11. Heil ist jetzt näher denn da wirs glaubten / oder als da wir seynd glaubig worden: So lang wir nicht glauben vnd vom Evangelio nicht wissen / ist das Heil ferne von vns / so bald aber die Predigt deß Evangelij in vns beginnet zu wircken / vnd wir anfangen glaubig zu werden / denn nahet sich auch das Heil in Christo / vnd das ist die gedachte Morgenröthe. Wann diese geistliche Morgenröthe anbricht / vnd den TagOrtus lucis est tempus surgendi. herzu führet / das ist die Zeit vnd Stunde / davon Paulus sagt: Wir wissen die Zeit / daß die Stunde da ist auffzustehen vom Schlaff. Gleich wie die Nacht von GOtt vnd der Natur ist geordnet zum Schlaff: Also ist der Tag verordnet zur Arbeit. Darumb auch wie der Nacht Kinder Eigenschafft ist schlaffen: Also muß auch der Tag Kinder Eigenschafft seyn auffstehen vom Schlaff / vnd wachen. In der Morgenröthe wird die Welt gleichsam new / die stille der Nacht wird auffgehoben / Menschen vnd Thier regen sich. Also wenn das geistliche Liecht in vnsern Hertzen anfähet auffzugehen / da ist keine Zeit mehr in der Sündenschlaff länger ligen zu bleiben / da müssen wir Augen bekommen / das rechte lebendige Gut erkennen / vnd nach demselben trach- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0029" n="9"/> Den lieblichen Tag machet die liebliche Sonne / aber diesen Tag<note place="right">Lutherus in Post. Eccl. super hanc Ep. Quid sit; noctem praeteriisse, diem appropinquasse.</note> machet der HERR selbsten / Er ist selber die Sonne.</p> <p>Wann wir wissen was Tag vnd Nacht ist / so wissen wir auch was das gesagt ist: Die Nacht ist vergangen / der Tag aber herbey kommen. 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Darumb auch wie der Nacht Kinder Eigenschafft ist schlaffen: Also muß auch der Tag Kinder Eigenschafft seyn auffstehen vom Schlaff / vnd wachen. In der Morgenröthe wird die Welt gleichsam new / die stille der Nacht wird auffgehoben / Menschen vnd Thier regen sich. Also wenn das geistliche Liecht in vnsern Hertzen anfähet auffzugehen / da ist keine Zeit mehr in der Sündenschlaff länger ligen zu bleiben / da müssen wir Augen bekommen / das rechte lebendige Gut erkennen / vnd nach demselben trach- </p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0029]
Den lieblichen Tag machet die liebliche Sonne / aber diesen Tag machet der HERR selbsten / Er ist selber die Sonne.
Lutherus in Post. Eccl. super hanc Ep. Quid sit; noctem praeteriisse, diem appropinquasse. Wann wir wissen was Tag vnd Nacht ist / so wissen wir auch was das gesagt ist: Die Nacht ist vergangen / der Tag aber herbey kommen. Wann die Nacht bald zu ende kompt / so nahet sich der Tag / vnd je mehr der Tag sich nahet / je mehr die Nacht vertrieben wird / vnd das ist die Morgenröthe: Also auch wann das Liecht deß Evangelij in vns anfanget zu leuchten / gehet vns auff die geistliche Morgenröthe / da Tag vñ Nacht sich scheiden. Drum̃ wird auch in H. Schrifft die tröstliche vnd lebendige Predigt deß Evangelij verglichen einer Morgenröthe.
Also legts der Apostel selbst auß / wann er spricht: Vnser Heil ist jetzt näher denn da wirs glaubten / oder als da wir seynd glaubig worden: So lang wir nicht glauben vnd vom Evangelio nicht wissen / ist das Heil ferne von vns / so bald aber die Predigt deß Evangelij in vns beginnet zu wircken / vnd wir anfangen glaubig zu werden / denn nahet sich auch das Heil in Christo / vnd das ist die gedachte Morgenröthe.
V. 11. Wann diese geistliche Morgenröthe anbricht / vnd den Tag herzu führet / das ist die Zeit vnd Stunde / davon Paulus sagt: Wir wissen die Zeit / daß die Stunde da ist auffzustehen vom Schlaff. Gleich wie die Nacht von GOtt vnd der Natur ist geordnet zum Schlaff: Also ist der Tag verordnet zur Arbeit. Darumb auch wie der Nacht Kinder Eigenschafft ist schlaffen: Also muß auch der Tag Kinder Eigenschafft seyn auffstehen vom Schlaff / vnd wachen. In der Morgenröthe wird die Welt gleichsam new / die stille der Nacht wird auffgehoben / Menschen vnd Thier regen sich. Also wenn das geistliche Liecht in vnsern Hertzen anfähet auffzugehen / da ist keine Zeit mehr in der Sündenschlaff länger ligen zu bleiben / da müssen wir Augen bekommen / das rechte lebendige Gut erkennen / vnd nach demselben trach-
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/29>, abgerufen am 22.07.2024. |