Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.Mensch nicht alles für Gold annimpt / was den Schein des Goldes hat / sondern er prüfet es vor. Also soll ein Christ in feinem thun vnd lassen nicht fort für Gottes Willen halten / was jhn düncket Gottes Wille zu seyn; sondern er soll sein thun vnd lassen prüfen. Der Probierstein ist Gottes Wort / darinnen GOtt seinen Willen offenbaret hat / darnach muß man sich richten. Es ist aber nicht genug nach Gottes Willen die Sünde meiden; wer sich GOTT auffopffert / der muß auch auff Christliche Tugenden gedencken / vnd prüfen / was da heilig / wolgefällig / vnd vollkommen sey. Daß man im Handel niemand soll verfortheilen / wissen auch die Heyden / vnd hüten sich dafür. Ein Christ muß weiter kommen / vnd dem nachdencken / was er weiter zu thun schuldig sey / das da ein heiliges / Gott wolgefälliges Werck Matt. 5, 42.sey; als daß wir geben jederman / der vns bittet / vnd wenden vns nicht von dem / der vns abborgen will; daß wir wolthun nicht allein Luc. 6, 33. 35.den Wolthätern / sondern auch den Feinden; daß wir leihen / auch da wir nichts dafür hoffen. Die Weltkinder halten es auch für vnrecht / so man jemand leid thut; Ein Christ soll nicht allein sich fürsehen / daß er ja niemand leid thue; sondern muß auch alles Leid mit Gedult vnd Sanfftmuth ertragen können. Es ist noch mancher Christ / der sich Christlicher Tugenden befleissiget / daran ist aber grosser Mangel / auch bey den Frommen / daß sie nicht prüfen das vollkommene / vnd was vns zur rechten Christlichen Vollkommenheit führet. Mancher thut viel gutes / übet Gedult vnd Sanfftmuth. Aber wo bleibet das / Matt. 6, 39. 40.was Christus sagt? Matthaeiam 6. Ihr solt nicht widerstreben dem Vbel / sondern so dir jemand einen Streich gibt auff deinen rechten Backen / dem biete den andern auch dar. Vnd so jemand mit dir rechten will / vnd deinen Rock nehmen / dem laß auch den Mantel. O wie weit seyn wir von der Christlichen Vollkommenheit! Der meiste Hauff Mensch nicht alles für Gold annimpt / was den Schein des Goldes hat / sondern er prüfet es vor. Also soll ein Christ in feinem thun vnd lassen nicht fort für Gottes Willen halten / was jhn düncket Gottes Wille zu seyn; sondern er soll sein thun vnd lassen prüfen. Der Probierstein ist Gottes Wort / darinnen GOtt seinen Willen offenbaret hat / darnach muß man sich richten. Es ist aber nicht genug nach Gottes Willen die Sünde meiden; wer sich GOTT auffopffert / der muß auch auff Christliche Tugenden gedencken / vnd prüfen / was da heilig / wolgefällig / vnd vollkommen sey. Daß man im Handel niemand soll verfortheilen / wissen auch die Heyden / vnd hüten sich dafür. Ein Christ muß weiter kommen / vnd dem nachdencken / was er weiter zu thun schuldig sey / das da ein heiliges / Gott wolgefälliges Werck Matt. 5, 42.sey; als daß wir geben jederman / der vns bittet / vnd wenden vns nicht von dem / der vns abborgen will; daß wir wolthun nicht allein Luc. 6, 33. 35.den Wolthätern / sondern auch den Feinden; daß wir leihen / auch da wir nichts dafür hoffen. Die Weltkinder halten es auch für vnrecht / so man jemand leid thut; Ein Christ soll nicht allein sich fürsehen / daß er ja niemand leid thue; sondern muß auch alles Leid mit Gedult vnd Sanfftmuth ertragen können. Es ist noch mancher Christ / der sich Christlicher Tugenden befleissiget / daran ist aber grosser Mangel / auch bey den Frommen / daß sie nicht prüfen das vollkommene / vnd was vns zur rechten Christlichen Vollkommenheit führet. Mancher thut viel gutes / übet Gedult vnd Sanfftmuth. Aber wo bleibet das / Matt. 6, 39. 40.was Christus sagt? Matthaeiam 6. Ihr solt nicht widerstreben dem Vbel / sondern so dir jemand einen Streich gibt auff deinen rechten Backen / dem biete den andern auch dar. Vnd so jemand mit dir rechten will / vnd deinen Rock nehmen / dem laß auch den Mantel. O wie weit seyn wir von der Christlichen Vollkommenheit! Der meiste Hauff <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0256" n="236"/> Mensch nicht alles für Gold annimpt / was den Schein des Goldes hat / sondern er prüfet es vor. Also soll ein Christ in feinem thun vnd lassen nicht fort für Gottes Willen halten / was jhn düncket Gottes Wille zu seyn; sondern er soll sein thun vnd lassen prüfen. Der Probierstein ist Gottes Wort / darinnen GOtt seinen Willen offenbaret hat / darnach muß man sich richten.</p> <p>Es ist aber nicht genug nach Gottes Willen die Sünde meiden; wer sich GOTT auffopffert / der muß auch auff Christliche Tugenden gedencken / vnd prüfen / was da heilig / wolgefällig / vnd vollkommen sey. Daß man im Handel niemand soll verfortheilen / wissen auch die Heyden / vnd hüten sich dafür. Ein Christ muß weiter kommen / vnd dem nachdencken / was er weiter zu thun schuldig sey / das da ein heiliges / Gott wolgefälliges Werck <note place="left">Matt. 5, 42.</note>sey; als daß wir geben jederman / der vns bittet / vnd wenden vns nicht von dem / der vns abborgen will; daß wir wolthun nicht allein <note place="left">Luc. 6, 33. 35.</note>den Wolthätern / sondern auch den Feinden; daß wir leihen / auch da wir nichts dafür hoffen. Die Weltkinder halten es auch für vnrecht / so man jemand leid thut; Ein Christ soll nicht allein sich fürsehen / daß er ja niemand leid thue; sondern muß auch alles Leid mit Gedult vnd Sanfftmuth ertragen können.</p> <p>Es ist noch mancher Christ / der sich Christlicher Tugenden befleissiget / daran ist aber grosser Mangel / auch bey den Frommen / daß sie nicht prüfen das vollkommene / vnd was vns zur rechten Christlichen Vollkommenheit führet. 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Mensch nicht alles für Gold annimpt / was den Schein des Goldes hat / sondern er prüfet es vor. Also soll ein Christ in feinem thun vnd lassen nicht fort für Gottes Willen halten / was jhn düncket Gottes Wille zu seyn; sondern er soll sein thun vnd lassen prüfen. Der Probierstein ist Gottes Wort / darinnen GOtt seinen Willen offenbaret hat / darnach muß man sich richten.
Es ist aber nicht genug nach Gottes Willen die Sünde meiden; wer sich GOTT auffopffert / der muß auch auff Christliche Tugenden gedencken / vnd prüfen / was da heilig / wolgefällig / vnd vollkommen sey. Daß man im Handel niemand soll verfortheilen / wissen auch die Heyden / vnd hüten sich dafür. Ein Christ muß weiter kommen / vnd dem nachdencken / was er weiter zu thun schuldig sey / das da ein heiliges / Gott wolgefälliges Werck sey; als daß wir geben jederman / der vns bittet / vnd wenden vns nicht von dem / der vns abborgen will; daß wir wolthun nicht allein den Wolthätern / sondern auch den Feinden; daß wir leihen / auch da wir nichts dafür hoffen. Die Weltkinder halten es auch für vnrecht / so man jemand leid thut; Ein Christ soll nicht allein sich fürsehen / daß er ja niemand leid thue; sondern muß auch alles Leid mit Gedult vnd Sanfftmuth ertragen können.
Matt. 5, 42.
Luc. 6, 33. 35. Es ist noch mancher Christ / der sich Christlicher Tugenden befleissiget / daran ist aber grosser Mangel / auch bey den Frommen / daß sie nicht prüfen das vollkommene / vnd was vns zur rechten Christlichen Vollkommenheit führet. Mancher thut viel gutes / übet Gedult vnd Sanfftmuth. Aber wo bleibet das / was Christus sagt? Matthaeiam 6. Ihr solt nicht widerstreben dem Vbel / sondern so dir jemand einen Streich gibt auff deinen rechten Backen / dem biete den andern auch dar. Vnd so jemand mit dir rechten will / vnd deinen Rock nehmen / dem laß auch den Mantel. O wie weit seyn wir von der Christlichen Vollkommenheit! Der meiste Hauff
Matt. 6, 39. 40.
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/256>, abgerufen am 22.07.2024. |