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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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lachen. Doch erbarme dich auch darüber / daß die Welt so tieff in argem liget.

2. Sensus proprius.

Das ander / dafür wir vns hüten müssen / ist vnser eigener Sinn. Die Welt ist ausser vns / aber der eigene Sinn ist in vns. Davon saget vnser Text: Verändert euch durch Ernewrung ewres Sinnes. Die Meynung ist / daß wir vnseren alten natürlichen Sinn ablegen / vnd einen andern vnd newen Sinn annehmen. Der Sinn heisst ein Dünckel oder Meynung in vns / dardurch wir etwas für gut oder böß achten. Diesem Sinn folget vnser gantzes Leben / vnd wird dadurch entweder gut oder böß. Denn was mich recht vnd gut düncket / davon halt ich auch etwas / vnd dem folge ich auch gerne. Ists nun warhafftig gut / das ich für gut halte / so wird leicht das gantze Leben gut; Ists aber böß / so kan das gantze Leben nicht anders als böse seyn. Wann nun vnser Text saget von Veränderung vnd Ernewrung vnseres Sinnes; ist damit genugsam angedeutet / daß vnser eigner Sinn nicht gut ist. Denn wenn er recht vnd gut wäre / bedürffte er keiner Veränderung. Das bezeuget auch GOtt / wann die Schrifft saget / wie das tichten vnd trachten deß menschlichen Hertzens nur böse Gen. 6. & 8.sey / von Jugend auff vnd jmmerdar / im ersten Buch Mosis am Jer. 17, 9.6. vnd 8. Cap. Also bey dem Jeremia am 17. Es ist das Hertz ein trotzig vnd verzaget ding / ein verzweiffeltes böses ding / wer kan es ergründen? Weil nun vnser eigner natürlicher Sinn böß ist / so kan auch das Leben nicht gut seyn / das nach demselben Sinne gerichtet wird.

Hierumb wann wir vns wollen GOtt auffopffern / müssen wir den eigenen Sinn ablegen / die Natur muß bey vns ersterben / vnd muß vns alles verdächtig seyn / dazu vns die Natur treibet; als die Natur vnd eigener Sinn hat gerne / daß wir reich / hoch vnd glücklich in dieser Welt seyen / drumb trachtet sie auch dem nach / das vns dahin bringe. Das muß aber bey einem Gott ergebenen

lachen. Doch erbarme dich auch darüber / daß die Welt so tieff in argem liget.

2. Sensus proprius.

Das ander / dafür wir vns hüten müssen / ist vnser eigener Sinn. Die Welt ist ausser vns / aber der eigene Sinn ist in vns. Davon saget vnser Text: Verändert euch durch Ernewrung ewres Sinnes. Die Meynung ist / daß wir vnseren alten natürlichen Sinn ablegen / vnd einen andern vnd newen Sinn annehmen. Der Sinn heisst ein Dünckel oder Meynung in vns / dardurch wir etwas für gut oder böß achten. Diesem Sinn folget vnser gantzes Leben / vnd wird dadurch entweder gut oder böß. Denn was mich recht vnd gut düncket / davon halt ich auch etwas / vnd dem folge ich auch gerne. Ists nun warhafftig gut / das ich für gut halte / so wird leicht das gantze Leben gut; Ists aber böß / so kan das gantze Leben nicht anders als böse seyn. Wann nun vnser Text saget von Veränderung vnd Ernewrung vnseres Sinnes; ist damit genugsam angedeutet / daß vnser eigner Sinn nicht gut ist. Denn wenn er recht vnd gut wäre / bedürffte er keiner Veränderung. Das bezeuget auch GOtt / wann die Schrifft saget / wie das tichten vnd trachten deß menschlichen Hertzens nur böse Gen. 6. & 8.sey / von Jugend auff vnd jmmerdar / im ersten Buch Mosis am Jer. 17, 9.6. vnd 8. Cap. Also bey dem Jeremia am 17. Es ist das Hertz ein trotzig vnd verzaget ding / ein verzweiffeltes böses ding / wer kan es ergründen? Weil nun vnser eigner natürlicher Sinn böß ist / so kan auch das Leben nicht gut seyn / das nach demselben Sinne gerichtet wird.

Hierumb wann wir vns wollen GOtt auffopffern / müssen wir den eigenen Sinn ablegen / die Natur muß bey vns ersterben / vnd muß vns alles verdächtig seyn / dazu vns die Natur treibet; als die Natur vnd eigener Sinn hat gerne / daß wir reich / hoch vnd glücklich in dieser Welt seyen / drumb trachtet sie auch dem nach / das vns dahin bringe. Das muß aber bey einem Gott ergebenen

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[234/0254] lachen. Doch erbarme dich auch darüber / daß die Welt so tieff in argem liget. Das ander / dafür wir vns hüten müssen / ist vnser eigener Sinn. Die Welt ist ausser vns / aber der eigene Sinn ist in vns. Davon saget vnser Text: Verändert euch durch Ernewrung ewres Sinnes. Die Meynung ist / daß wir vnseren alten natürlichen Sinn ablegen / vnd einen andern vnd newen Sinn annehmen. Der Sinn heisst ein Dünckel oder Meynung in vns / dardurch wir etwas für gut oder böß achten. Diesem Sinn folget vnser gantzes Leben / vnd wird dadurch entweder gut oder böß. Denn was mich recht vnd gut düncket / davon halt ich auch etwas / vnd dem folge ich auch gerne. Ists nun warhafftig gut / das ich für gut halte / so wird leicht das gantze Leben gut; Ists aber böß / so kan das gantze Leben nicht anders als böse seyn. Wann nun vnser Text saget von Veränderung vnd Ernewrung vnseres Sinnes; ist damit genugsam angedeutet / daß vnser eigner Sinn nicht gut ist. Denn wenn er recht vnd gut wäre / bedürffte er keiner Veränderung. Das bezeuget auch GOtt / wann die Schrifft saget / wie das tichten vnd trachten deß menschlichen Hertzens nur böse sey / von Jugend auff vnd jmmerdar / im ersten Buch Mosis am 6. vnd 8. Cap. Also bey dem Jeremia am 17. Es ist das Hertz ein trotzig vnd verzaget ding / ein verzweiffeltes böses ding / wer kan es ergründen? Weil nun vnser eigner natürlicher Sinn böß ist / so kan auch das Leben nicht gut seyn / das nach demselben Sinne gerichtet wird. Gen. 6. & 8. Jer. 17, 9. Hierumb wann wir vns wollen GOtt auffopffern / müssen wir den eigenen Sinn ablegen / die Natur muß bey vns ersterben / vnd muß vns alles verdächtig seyn / dazu vns die Natur treibet; als die Natur vnd eigener Sinn hat gerne / daß wir reich / hoch vnd glücklich in dieser Welt seyen / drumb trachtet sie auch dem nach / das vns dahin bringe. Das muß aber bey einem Gott ergebenen

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/254>, abgerufen am 23.11.2024.