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Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Gerechten / zu dem Mittler deß Newen Testaments JESV. In dieser Betrachtung finden wir auch ein Fürbilde eines zweyfachen Standes im Menschen; nemblich deß alten vnd deß newen Menschen. So der Mensch durch Christum nicht wiedergeboren ist / ist er vnter dem Zwang. Er ist entweder ein Verächter / oder so er das Gesetze achtet / behält er doch nur ein knechtisches Hertz / vnd muß vom Gesetz gezwungen werden / vnd thut / was er noch thut / gezwungen vnd mit Vnwillen. Als wann das Gesetz spricht: Du sollst den HERRN deinen GOtt anbeten; so thut zwar solches ein vnwiedergeborner Mensch nach dem eusserlichen Dienst / aber doch mit Widerwillen deß Hertzens. Wann das Gesetze saget: Du solt nicht tödten; da hält der vnwiedergeborne Mensch offt seine Hand ein / daß er nicht tödtet; das Hertz aber bleibt voll Grimmes / vnd wo jhm das Gesetz nicht entgegen wäre / so würde er tödten. Da solcher Vnwillen ist ohne Buß vnd Glauben / da ist Knechtschafft / es heisse der Mensch ein Christ oder ein Türck. Wann aber das Hertz gerühret wird / also daß der Mensch erkenne / er stecke gantz im Vngehorsam vnd Verdamnüß; vnd kompt dann Christus durch den Glauben / vnd tröstet das Hertze wieder mit seinem Verdienst / da gehet die Kindschafft an / vnd weil wir Gottes Kinder seyn durch Christum / sendet er den Geist seines Sohns in vnser Hertz / der ruffet allezeit in allen dingen: Abba / lieber Vatter / vnd versöhnet sich jmmerdar durch Christum mit Gott.

Da lerne nun auch / wie du deines Christ-Kindleins gebrauchen2. De incarnationis fructibus. sollest / vnd wozu er dir nutz sey. Daß du in den Himmel kommest / vnd selig werdest / ist zweyerley vonnöthen / 1. Daß die Verhinderung / das ist / die Sünde weggenommen werde / 2. Daß wir Gottes Kinder vnd Erben werden. Bey des erlangen wir durch Christum. Denn Gottes Sohn ist Mensch / vnd mein Bruder worden / vnd leidet den Todt für mich / vnd im Glauben gibt er sich mir gantz zu eigen / Er ist mein / vnd ich bin sein; damit habe ich in Christo beydes die Bezahlung meiner Sünden / vnd die Erbschafft deß ewigen Lebens. Das gebrauch auch in der Vbung deß Chri-

Gerechten / zu dem Mittler deß Newen Testaments JESV. In dieser Betrachtung finden wir auch ein Fürbilde eines zweyfachen Standes im Menschen; nemblich deß alten vnd deß newen Menschen. So der Mensch durch Christum nicht wiedergeboren ist / ist er vnter dem Zwang. Er ist entweder ein Verächter / oder so er das Gesetze achtet / behält er doch nur ein knechtisches Hertz / vnd muß vom Gesetz gezwungen werden / vnd thut / was er noch thut / gezwungen vnd mit Vnwillen. Als wann das Gesetz spricht: Du sollst den HERRN deinen GOtt anbeten; so thut zwar solches ein vnwiedergeborner Mensch nach dem eusserlichen Dienst / aber doch mit Widerwillen deß Hertzens. Wann das Gesetze saget: Du solt nicht tödten; da hält der vnwiedergeborne Mensch offt seine Hand ein / daß er nicht tödtet; das Hertz aber bleibt voll Grimmes / vnd wo jhm das Gesetz nicht entgegen wäre / so würde er tödten. Da solcher Vnwillen ist ohne Buß vnd Glauben / da ist Knechtschafft / es heisse der Mensch ein Christ oder ein Türck. Wann aber das Hertz gerühret wird / also daß der Mensch erkenne / er stecke gantz im Vngehorsam vnd Verdamnüß; vnd kompt dann Christus durch den Glauben / vnd tröstet das Hertze wieder mit seinem Verdienst / da gehet die Kindschafft an / vnd weil wir Gottes Kinder seyn durch Christum / sendet er den Geist seines Sohns in vnser Hertz / der ruffet allezeit in allen dingen: Abba / lieber Vatter / vnd versöhnet sich jmmerdar durch Christum mit Gott.

Da lerne nun auch / wie du deines Christ-Kindleins gebrauchen2. De incarnationis fructibus. sollest / vnd wozu er dir nutz sey. Daß du in den Himmel kommest / vnd selig werdest / ist zweyerley vonnöthen / 1. Daß die Verhinderung / das ist / die Sünde weggenommen werde / 2. Daß wir Gottes Kinder vnd Erben werden. Bey des erlangen wir durch Christum. Denn Gottes Sohn ist Mensch / vnd mein Bruder worden / vnd leidet den Todt für mich / vnd im Glauben gibt er sich mir gantz zu eigen / Er ist mein / vnd ich bin sein; damit habe ich in Christo beydes die Bezahlung meiner Sünden / vnd die Erbschafft deß ewigen Lebens. Das gebrauch auch in der Vbung deß Chri-

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[157/0177] Gerechten / zu dem Mittler deß Newen Testaments JESV. In dieser Betrachtung finden wir auch ein Fürbilde eines zweyfachen Standes im Menschen; nemblich deß alten vnd deß newen Menschen. So der Mensch durch Christum nicht wiedergeboren ist / ist er vnter dem Zwang. Er ist entweder ein Verächter / oder so er das Gesetze achtet / behält er doch nur ein knechtisches Hertz / vnd muß vom Gesetz gezwungen werden / vnd thut / was er noch thut / gezwungen vnd mit Vnwillen. Als wann das Gesetz spricht: Du sollst den HERRN deinen GOtt anbeten; so thut zwar solches ein vnwiedergeborner Mensch nach dem eusserlichen Dienst / aber doch mit Widerwillen deß Hertzens. Wann das Gesetze saget: Du solt nicht tödten; da hält der vnwiedergeborne Mensch offt seine Hand ein / daß er nicht tödtet; das Hertz aber bleibt voll Grimmes / vnd wo jhm das Gesetz nicht entgegen wäre / so würde er tödten. Da solcher Vnwillen ist ohne Buß vnd Glauben / da ist Knechtschafft / es heisse der Mensch ein Christ oder ein Türck. Wann aber das Hertz gerühret wird / also daß der Mensch erkenne / er stecke gantz im Vngehorsam vnd Verdamnüß; vnd kompt dann Christus durch den Glauben / vnd tröstet das Hertze wieder mit seinem Verdienst / da gehet die Kindschafft an / vnd weil wir Gottes Kinder seyn durch Christum / sendet er den Geist seines Sohns in vnser Hertz / der ruffet allezeit in allen dingen: Abba / lieber Vatter / vnd versöhnet sich jmmerdar durch Christum mit Gott. Da lerne nun auch / wie du deines Christ-Kindleins gebrauchen sollest / vnd wozu er dir nutz sey. Daß du in den Himmel kommest / vnd selig werdest / ist zweyerley vonnöthen / 1. Daß die Verhinderung / das ist / die Sünde weggenommen werde / 2. Daß wir Gottes Kinder vnd Erben werden. Bey des erlangen wir durch Christum. Denn Gottes Sohn ist Mensch / vnd mein Bruder worden / vnd leidet den Todt für mich / vnd im Glauben gibt er sich mir gantz zu eigen / Er ist mein / vnd ich bin sein; damit habe ich in Christo beydes die Bezahlung meiner Sünden / vnd die Erbschafft deß ewigen Lebens. Das gebrauch auch in der Vbung deß Chri- 2. De incarnationis fructibus.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/177>, abgerufen am 24.11.2024.