Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.kant seyn / wirds doch wenig geacht. Welt bleibt wol Welt; vnd kehret alles vmb. Die Schrifft saget: Die Gnade Gottes züchtiget vns / daß wir das gottlose Wesen verläugnen. Die Welt spricht: Bey Gott ist grosse Gnade vnd viel Vergebung. Drumb darff man sich so genaw nicht in acht nehmen / vnser Thun macht vns nicht selig / sondern Gottes Gnade. Das muß man vnter Christen sehen vnd hören; ist aber nicht zu loben. Wer die heilsame Gnade recht kennet / der befleissige sich / das vngöttliche Wesen zu verläugnen / vnd daß er keusch / gerecht vnd heilig lebe in dieser Welt / vnd warte auff die Erscheinung der Herrligkeit deß grossen GOttes / vnd deß Heylandes CHristi JEsu. Das Zeitliche sollen wir nicht anders ansehen / als ein Ding / das wir nur auff ein zeitlang müssen gebrauchen; weiter sollen wirs nicht achten / sondern nur stets hinauß gedencken in ein anders Leben. Vnd eben bey diesem Verlangen nach der Offenbarung der künfftigen Herrligkeit / kan ein jeglicher fühlen / wie nahe oder fern er sey vom göttlichen Leben. Denn solches Verlangen kompt gewißlich her auß einer guten Zuversicht zu Gott / vnd solchem Hertzen / das den Frieden Gottes in sich empfindet: Hernach bezeuget es / nicht allein / daß wir den weltlichen Lüsten absagen / sondern auch / daß wir ein Grewel daran haben / vnd nur begehren davon zu seyn. Die jhr nun die Menschwerdung vnd Erlösung deß grossen Gottes hoch achtet / trachtet nach einem göttlichen Wandel. Dazu reitzet euch die Gnade selbst. Was hilffts vns / daß Gottes Sohn ein Mensch geworden / so wir Menschen durch jhn nicht Gottes Kinder werden. So wir aber weichen von dem göttlichen Wandel / machen wir vns der Kindschafft Gottes selbst vnwürdig. Denn welche der Geist Gottes treibet / die sind Gottes Kinder:Rom. 8, 14. 13. Wer aber nach dem Fleisch lebet / der wird sterben. Sihe / die heilsame Gnade Gottes ruffet dir zu / vnd vnterweiset dich / weil du auffm Wege bist / gehestu hie vor jhr über / vnd wilst dich nicht vnterweisen lassen / wird sie hernacher in einen fewrigen kant seyn / wirds doch wenig geacht. Welt bleibt wol Welt; vnd kehret alles vmb. Die Schrifft saget: Die Gnade Gottes züchtiget vns / daß wir das gottlose Wesen verläugnen. Die Welt spricht: Bey Gott ist grosse Gnade vnd viel Vergebung. Drumb darff man sich so genaw nicht in acht nehmen / vnser Thun macht vns nicht selig / sondern Gottes Gnade. Das muß man vnter Christen sehen vnd hören; ist aber nicht zu loben. Wer die heilsame Gnade recht kennet / der befleissige sich / das vngöttliche Wesen zu verläugnen / vnd daß er keusch / gerecht vnd heilig lebe in dieser Welt / vnd warte auff die Erscheinung der Herrligkeit deß grossen GOttes / vnd deß Heylandes CHristi JEsu. Das Zeitliche sollen wir nicht anders ansehen / als ein Ding / das wir nur auff ein zeitlang müssen gebrauchen; weiter sollen wirs nicht achten / sondern nur stets hinauß gedencken in ein anders Leben. Vnd eben bey diesem Verlangen nach der Offenbarung der künfftigen Herrligkeit / kan ein jeglicher fühlen / wie nahe oder fern er sey vom göttlichen Leben. Denn solches Verlangen kompt gewißlich her auß einer guten Zuversicht zu Gott / vnd solchem Hertzen / das den Frieden Gottes in sich empfindet: Hernach bezeuget es / nicht allein / daß wir den weltlichen Lüsten absagen / sondern auch / daß wir ein Grewel daran haben / vnd nur begehren davon zu seyn. Die jhr nun die Menschwerdung vnd Erlösung deß grossen Gottes hoch achtet / trachtet nach einem göttlichen Wandel. Dazu reitzet euch die Gnade selbst. Was hilffts vns / daß Gottes Sohn ein Mensch geworden / so wir Menschen durch jhn nicht Gottes Kinder werden. So wir aber weichen von dem göttlichen Wandel / machen wir vns der Kindschafft Gottes selbst vnwürdig. Denn welche der Geist Gottes treibet / die sind Gottes Kinder:Rom. 8, 14. 13. Wer aber nach dem Fleisch lebet / der wird sterben. Sihe / die heilsame Gnade Gottes ruffet dir zu / vnd vnterweiset dich / weil du auffm Wege bist / gehestu hie vor jhr über / vnd wilst dich nicht vnterweisen lassen / wird sie hernacher in einen fewrigen <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0155" n="135"/> kant seyn / wirds doch wenig geacht. Welt bleibt wol Welt; vnd kehret alles vmb. Die Schrifft saget: Die Gnade Gottes züchtiget vns / daß wir das gottlose Wesen verläugnen. Die Welt spricht: Bey Gott ist grosse Gnade vnd viel Vergebung. Drumb darff man sich so genaw nicht in acht nehmen / vnser Thun macht vns nicht selig / sondern Gottes Gnade. Das muß man vnter Christen sehen vnd hören; ist aber nicht zu loben. Wer die heilsame Gnade recht kennet / der befleissige sich / das vngöttliche Wesen zu verläugnen / vnd daß er keusch / gerecht vnd heilig lebe in dieser Welt / vnd warte auff die Erscheinung der Herrligkeit deß grossen GOttes / vnd deß Heylandes CHristi JEsu. Das Zeitliche sollen wir nicht anders ansehen / als ein Ding / das wir nur auff ein zeitlang müssen gebrauchen; weiter sollen wirs nicht achten / sondern nur stets hinauß gedencken in ein anders Leben. Vnd eben bey diesem Verlangen nach der Offenbarung der künfftigen Herrligkeit / kan ein jeglicher fühlen / wie nahe oder fern er sey vom göttlichen Leben. Denn solches Verlangen kompt gewißlich her auß einer guten Zuversicht zu Gott / vnd solchem Hertzen / das den Frieden Gottes in sich empfindet: Hernach bezeuget es / nicht allein / daß wir den weltlichen Lüsten absagen / sondern auch / daß wir ein Grewel daran haben / vnd nur begehren davon zu seyn.</p> <p>Die jhr nun die Menschwerdung vnd Erlösung deß grossen Gottes hoch achtet / trachtet nach einem göttlichen Wandel. Dazu reitzet euch die Gnade selbst. Was hilffts vns / daß Gottes Sohn ein Mensch geworden / so wir Menschen durch jhn nicht Gottes Kinder werden. So wir aber weichen von dem göttlichen Wandel / machen wir vns der Kindschafft Gottes selbst vnwürdig. Denn welche der Geist Gottes treibet / die sind Gottes Kinder:<note place="right">Rom. 8, 14. 13.</note> Wer aber nach dem Fleisch lebet / der wird sterben. Sihe / die heilsame Gnade Gottes ruffet dir zu / vnd vnterweiset dich / weil du auffm Wege bist / gehestu hie vor jhr über / vnd wilst dich nicht vnterweisen lassen / wird sie hernacher in einen fewrigen </p> </div> </body> </text> </TEI> [135/0155]
kant seyn / wirds doch wenig geacht. Welt bleibt wol Welt; vnd kehret alles vmb. Die Schrifft saget: Die Gnade Gottes züchtiget vns / daß wir das gottlose Wesen verläugnen. Die Welt spricht: Bey Gott ist grosse Gnade vnd viel Vergebung. Drumb darff man sich so genaw nicht in acht nehmen / vnser Thun macht vns nicht selig / sondern Gottes Gnade. Das muß man vnter Christen sehen vnd hören; ist aber nicht zu loben. Wer die heilsame Gnade recht kennet / der befleissige sich / das vngöttliche Wesen zu verläugnen / vnd daß er keusch / gerecht vnd heilig lebe in dieser Welt / vnd warte auff die Erscheinung der Herrligkeit deß grossen GOttes / vnd deß Heylandes CHristi JEsu. Das Zeitliche sollen wir nicht anders ansehen / als ein Ding / das wir nur auff ein zeitlang müssen gebrauchen; weiter sollen wirs nicht achten / sondern nur stets hinauß gedencken in ein anders Leben. Vnd eben bey diesem Verlangen nach der Offenbarung der künfftigen Herrligkeit / kan ein jeglicher fühlen / wie nahe oder fern er sey vom göttlichen Leben. Denn solches Verlangen kompt gewißlich her auß einer guten Zuversicht zu Gott / vnd solchem Hertzen / das den Frieden Gottes in sich empfindet: Hernach bezeuget es / nicht allein / daß wir den weltlichen Lüsten absagen / sondern auch / daß wir ein Grewel daran haben / vnd nur begehren davon zu seyn.
Die jhr nun die Menschwerdung vnd Erlösung deß grossen Gottes hoch achtet / trachtet nach einem göttlichen Wandel. Dazu reitzet euch die Gnade selbst. Was hilffts vns / daß Gottes Sohn ein Mensch geworden / so wir Menschen durch jhn nicht Gottes Kinder werden. So wir aber weichen von dem göttlichen Wandel / machen wir vns der Kindschafft Gottes selbst vnwürdig. Denn welche der Geist Gottes treibet / die sind Gottes Kinder: Wer aber nach dem Fleisch lebet / der wird sterben. Sihe / die heilsame Gnade Gottes ruffet dir zu / vnd vnterweiset dich / weil du auffm Wege bist / gehestu hie vor jhr über / vnd wilst dich nicht vnterweisen lassen / wird sie hernacher in einen fewrigen
Rom. 8, 14. 13.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/155 |
Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/155>, abgerufen am 22.07.2024. |