Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.werden / Rom. 8. Die Trübsal sendet vns GOtt zu / auff daß das Fleisch desto mehr gezüchtiget werde. Bestehet also die Beschneidung in zweyen Dingen / erstlich in der Dämpffung böser Lüste; hernach in dem Leyden vieler Trübsal. Ein Christ muß sich enthalten von der Lust / vnd willig annehmen viel Vnlust. Zum dritten betrachten wir die Versäumung Mosis / vnd wie er genötigt / dennoch GOtt zu gehorchen. Der gute Moses hatte sein Weib lieb / vnd hat vielleicht seinem Weibe zu lieb nicht hart auff die Beschneidung dringen wollen. So gehetes auch mit vns / Wir vergessen zu weilen vnserer Pflicht vnd lassen dem sündlichen Fleisch seinen Willen / vnd dringen nicht hart auff die Beschneidung. Da muß vns GOtt nötigen / vnd setzet vns vor Todt vnd Leben / vnd spricht: Wolan / wiltu nach deinem Fleisch leben / so mustu sterben. Was will da der arme Sünder machen? Eins muß er erwehlen / entweder sterben / oder sein Fleisch beschneiden lassen. 4. Indignatio Ziporae.Zum vierdten bedencken wir den Zorn vnd Vnmuth Ziporae: Wenn sie ja muß leiden / daß jhr Sohn beschnitten wird / leidet sie es wider jhren Willen / vnd spricht: Du bist mir ein Blutbräutigam. Das ist eine Figur deß widerspenstigen Fleisches / das nicht leiden kan / daß jhre Früchte abgeschnitten werden. Gal. 5, 17.Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist / vnd den Geist wider das Fleisch / dieselben sind wider einander / daß jhr nicht thut was jhr wollet / Gal. 5. Wie manchmal klagen auch die Heilige über jhr schweres Creutz? Sie wollen nicht gerne daran. Das Creutz Christi kan vnserm Fleisch eben so wol gefallen / als der Ziporae die Beschneidung. In genere consideratur Christus ut sponsus sangu inun. Hos. 2, 19.In gemein lerne hie ein Christ / wie wir an dem Liebhaber vnser Seelen Christo Jesu einen Blutbräutigam haben. Er hat sich mit vns verlobet / wird Fleisch von vnserm Fleisch / vnd Bein von vnsern Beinen. Seine heilige Menschwerdung muß vns eine werden / Rom. 8. Die Trübsal sendet vns GOtt zu / auff daß das Fleisch desto mehr gezüchtiget werde. Bestehet also die Beschneidung in zweyen Dingen / erstlich in der Dämpffung böser Lüste; hernach in dem Leyden vieler Trübsal. Ein Christ muß sich enthalten von der Lust / vnd willig annehmen viel Vnlust. Zum dritten betrachten wir die Versäumung Mosis / vnd wie er genötigt / dennoch GOtt zu gehorchen. Der gute Moses hatte sein Weib lieb / vnd hat vielleicht seinem Weibe zu lieb nicht hart auff die Beschneidung dringen wollen. So gehetes auch mit vns / Wir vergessen zu weilen vnserer Pflicht vnd lassen dem sündlichen Fleisch seinen Willen / vnd dringen nicht hart auff die Beschneidung. Da muß vns GOtt nötigen / vnd setzet vns vor Todt vnd Leben / vnd spricht: Wolan / wiltu nach deinem Fleisch leben / so mustu sterben. Was will da der arme Sünder machen? Eins muß er erwehlen / entweder sterben / oder sein Fleisch beschneiden lassen. 4. Indignatio Ziporae.Zum vierdten bedencken wir den Zorn vnd Vnmuth Ziporae: Wenn sie ja muß leiden / daß jhr Sohn beschnitten wird / leidet sie es wider jhren Willen / vnd spricht: Du bist mir ein Blutbräutigam. Das ist eine Figur deß widerspenstigen Fleisches / das nicht leiden kan / daß jhre Früchte abgeschnitten werden. Gal. 5, 17.Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist / vnd den Geist wider das Fleisch / dieselben sind wider einander / daß jhr nicht thut was jhr wollet / Gal. 5. Wie manchmal klagen auch die Heilige über jhr schweres Creutz? Sie wollen nicht gerne daran. Das Creutz Christi kan vnserm Fleisch eben so wol gefallen / als der Ziporae die Beschneidung. In genere consideratur Christus ut sponsus sangu inũ. Hos. 2, 19.In gemein lerne hie ein Christ / wie wir an dem Liebhaber vnser Seelen Christo Jesu einen Blutbräutigam haben. Er hat sich mit vns verlobet / wird Fleisch von vnserm Fleisch / vnd Bein von vnsern Beinen. Seine heilige Menschwerdung muß vns eine <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0118" n="98"/> werden / Rom. 8. Die Trübsal sendet vns GOtt zu / auff daß das Fleisch desto mehr gezüchtiget werde. Bestehet also die Beschneidung in zweyen Dingen / erstlich in der Dämpffung böser Lüste; hernach in dem Leyden vieler Trübsal. Ein Christ muß sich enthalten von der Lust / vnd willig annehmen viel Vnlust.</p> <note place="left">3, Negligentia & correctio Mosis.</note> <p>Zum dritten betrachten wir die Versäumung Mosis / vnd wie er genötigt / dennoch GOtt zu gehorchen. Der gute Moses hatte sein Weib lieb / vnd hat vielleicht seinem Weibe zu lieb nicht hart auff die Beschneidung dringen wollen. So gehetes auch mit vns / Wir vergessen zu weilen vnserer Pflicht vnd lassen dem sündlichen Fleisch seinen Willen / vnd dringen nicht hart auff die Beschneidung. Da muß vns GOtt nötigen / vnd setzet vns vor Todt vnd Leben / vnd spricht: Wolan / wiltu nach deinem Fleisch leben / so mustu sterben. Was will da der arme Sünder machen? Eins muß er erwehlen / entweder sterben / oder sein Fleisch beschneiden lassen.</p> <note place="left">4. Indignatio Ziporae.</note> <p>Zum vierdten bedencken wir den Zorn vnd Vnmuth Ziporae: Wenn sie ja muß leiden / daß jhr Sohn beschnitten wird / leidet sie es wider jhren Willen / vnd spricht: Du bist mir ein Blutbräutigam. Das ist eine Figur deß widerspenstigen Fleisches / das nicht leiden kan / daß jhre Früchte abgeschnitten werden. <note place="left">Gal. 5, 17.</note>Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist / vnd den Geist wider das Fleisch / dieselben sind wider einander / daß jhr nicht thut was jhr wollet / Gal. 5. Wie manchmal klagen auch die Heilige über jhr schweres Creutz? Sie wollen nicht gerne daran. Das Creutz Christi kan vnserm Fleisch eben so wol gefallen / als der Ziporae die Beschneidung.</p> <note place="left">In genere consideratur Christus ut sponsus sangu inũ. Hos. 2, 19.</note> <p>In gemein lerne hie ein Christ / wie wir an dem Liebhaber vnser Seelen Christo Jesu einen Blutbräutigam haben. Er hat sich mit vns verlobet / wird Fleisch von vnserm Fleisch / vnd Bein von vnsern Beinen. Seine heilige Menschwerdung muß vns eine </p> </div> </body> </text> </TEI> [98/0118]
werden / Rom. 8. Die Trübsal sendet vns GOtt zu / auff daß das Fleisch desto mehr gezüchtiget werde. Bestehet also die Beschneidung in zweyen Dingen / erstlich in der Dämpffung böser Lüste; hernach in dem Leyden vieler Trübsal. Ein Christ muß sich enthalten von der Lust / vnd willig annehmen viel Vnlust.
Zum dritten betrachten wir die Versäumung Mosis / vnd wie er genötigt / dennoch GOtt zu gehorchen. Der gute Moses hatte sein Weib lieb / vnd hat vielleicht seinem Weibe zu lieb nicht hart auff die Beschneidung dringen wollen. So gehetes auch mit vns / Wir vergessen zu weilen vnserer Pflicht vnd lassen dem sündlichen Fleisch seinen Willen / vnd dringen nicht hart auff die Beschneidung. Da muß vns GOtt nötigen / vnd setzet vns vor Todt vnd Leben / vnd spricht: Wolan / wiltu nach deinem Fleisch leben / so mustu sterben. Was will da der arme Sünder machen? Eins muß er erwehlen / entweder sterben / oder sein Fleisch beschneiden lassen.
Zum vierdten bedencken wir den Zorn vnd Vnmuth Ziporae: Wenn sie ja muß leiden / daß jhr Sohn beschnitten wird / leidet sie es wider jhren Willen / vnd spricht: Du bist mir ein Blutbräutigam. Das ist eine Figur deß widerspenstigen Fleisches / das nicht leiden kan / daß jhre Früchte abgeschnitten werden. Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist / vnd den Geist wider das Fleisch / dieselben sind wider einander / daß jhr nicht thut was jhr wollet / Gal. 5. Wie manchmal klagen auch die Heilige über jhr schweres Creutz? Sie wollen nicht gerne daran. Das Creutz Christi kan vnserm Fleisch eben so wol gefallen / als der Ziporae die Beschneidung.
Gal. 5, 17. In gemein lerne hie ein Christ / wie wir an dem Liebhaber vnser Seelen Christo Jesu einen Blutbräutigam haben. Er hat sich mit vns verlobet / wird Fleisch von vnserm Fleisch / vnd Bein von vnsern Beinen. Seine heilige Menschwerdung muß vns eine
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Zitationshilfe: | Lütkemann, Joachim: Apostolische Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung_1652/118>, abgerufen am 22.07.2024. |