Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

Darumb schliesset der Heilige Geist diese Lection mit dieser freundlichen Vermahnung: Meine Kindlein / lasset vnsV. 18. nicht lieben mit Worten / noch mit der Zungen / sondern mit der That vnd mit der Warheit. Viele geben Liebe für mit Worten / aber in der That wollen sie nichts thun. Diese seynd gleich einer tauben Nuß / darin kein Kern ist. Die thätige Liebe / die im Werck vnd in der That hilfft / ist allein eine warhafftige Liebe. Liebet in der That vnd Warheit. Denn GOtt hat vns nicht nur mit Worten geliebet / sondern in der That vnd Warheit.

Damit ist nun klar vnd offenbar / nicht allein wie nothwendig die Liebe sey / als die da ist das wahre Kennzeichen deß geistlichen Lebens in GOtt; sondern auch / welches der Liebe Art sey / nemblich / daß sie bereit ist / dem Nechsten zu dienen in der That vnd Warheit / nicht allein mit Geld vnd Gut / sondern auch / da es die Noth erfodert / mit Leib vnd Leben / sintemal GOtt vns also geliebet / daß er sein Leben für vns gelassen.

Das ist auffgezeichnet / vnd wird geprediget darzu / daß wirUsus 1. Informatorius ad probationem. vns vnter einander lieben / vnd auch prüfen / ob wir in der Liebe recht / vnd folgends / ob wir auch im geistlichen Leben seyn.

Da prüfe sich nun ein jeglicher / vnd forsche / ob er recht in der Liebe sey / ob er auß GOtt geboren sey / ob er noch im geistlichen Leben sey. Mundliebe / Heuchelliebe lässet sich balde finden; aber rechte Christliche / warhafftige thätige Liebe / ist ein seltsam Wildbrät. Falsche Christen geben grosse Liebe für / seynd aber nur Worte. Wo seynd / vnd wie viel seynd / die vmb der Liebe Gottes willen von Hertzen willig vnd geneiget seyn / nach allem Vermögen einem jeglichen zu dienen / der vns zur Hand kompt? Wie viel seynd / die ohne murren vnd vnwillen einem jeglichen Dürfftigen die Hand reichen? Man darff nicht viel suchen / so wird man finden bey vns vnd im gantzen Lande / Haß vnd Neyd / Gewalt vnd Vnrecht / verachten vnd verleumbden / liegen vnd

Darumb schliesset der Heilige Geist diese Lection mit dieser freundlichen Vermahnung: Meine Kindlein / lasset vnsV. 18. nicht lieben mit Worten / noch mit der Zungen / sondern mit der That vnd mit der Warheit. Viele geben Liebe für mit Worten / aber in der That wollen sie nichts thun. Diese seynd gleich einer tauben Nuß / darin kein Kern ist. Die thätige Liebe / die im Werck vnd in der That hilfft / ist allein eine warhafftige Liebe. Liebet in der That vnd Warheit. Denn GOtt hat vns nicht nur mit Worten geliebet / sondern in der That vnd Warheit.

Damit ist nun klar vnd offenbar / nicht allein wie nothwendig die Liebe sey / als die da ist das wahre Kennzeichen deß geistlichen Lebens in GOtt; sondern auch / welches der Liebe Art sey / nemblich / daß sie bereit ist / dem Nechsten zu dienen in der That vnd Warheit / nicht allein mit Geld vnd Gut / sondern auch / da es die Noth erfodert / mit Leib vnd Leben / sintemal GOtt vns also geliebet / daß er sein Leben für vns gelassen.

Das ist auffgezeichnet / vnd wird geprediget darzu / daß wirUsus 1. Informatorius ad probationem. vns vnter einander lieben / vnd auch prüfen / ob wir in der Liebe recht / vnd folgends / ob wir auch im geistlichen Leben seyn.

Da prüfe sich nun ein jeglicher / vnd forsche / ob er recht in der Liebe sey / ob er auß GOtt geboren sey / ob er noch im geistlichen Leben sey. Mundliebe / Heuchelliebe lässet sich balde finden; aber rechte Christliche / warhafftige thätige Liebe / ist ein seltsam Wildbrät. Falsche Christen geben grosse Liebe für / seynd aber nur Worte. Wo seynd / vnd wie viel seynd / die vmb der Liebe Gottes willen von Hertzen willig vnd geneiget seyn / nach allem Vermögen einem jeglichen zu dienen / der vns zur Hand kompt? Wie viel seynd / die ohne murren vnd vnwillen einem jeglichen Dürfftigen die Hand reichen? Man darff nicht viel suchen / so wird man finden bey vns vnd im gantzen Lande / Haß vnd Neyd / Gewalt vnd Vnrecht / verachten vnd verleumbden / liegen vnd

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0071" n="55"/>
        <p>Darumb schliesset der Heilige Geist diese Lection mit dieser freundlichen                      Vermahnung: Meine Kindlein / lasset vns<note place="right">V. 18.</note>                      nicht lieben mit Worten / noch mit der Zungen / sondern mit der That vnd mit der                      Warheit. Viele geben Liebe für mit Worten / aber in der That wollen sie nichts                      thun. Diese seynd gleich einer tauben Nuß / darin kein Kern ist. Die thätige                      Liebe / die im Werck vnd in der That hilfft / ist allein eine warhafftige Liebe.                      Liebet in der That vnd Warheit. Denn GOtt hat vns nicht nur mit Worten geliebet                      / sondern in der That vnd Warheit.</p>
        <p>Damit ist nun klar vnd offenbar / nicht allein wie nothwendig die Liebe sey / als                      die da ist das wahre Kennzeichen deß geistlichen Lebens in GOtt; sondern auch /                      welches der Liebe Art sey / nemblich / daß sie bereit ist / dem Nechsten zu                      dienen in der That vnd Warheit / nicht allein mit Geld vnd Gut / sondern auch /                      da es die Noth erfodert / mit Leib vnd Leben / sintemal GOtt vns also geliebet /                      daß er sein Leben für vns gelassen.</p>
        <p>Das ist auffgezeichnet / vnd wird geprediget darzu / daß wir<note place="right">Usus 1. Informatorius ad probationem.</note> vns vnter                      einander lieben / vnd auch prüfen / ob wir in der Liebe recht / vnd folgends /                      ob wir auch im geistlichen Leben seyn.</p>
        <p>Da prüfe sich nun ein jeglicher / vnd forsche / ob er recht in der Liebe sey / ob                      er auß GOtt geboren sey / ob er noch im geistlichen Leben sey. Mundliebe /                      Heuchelliebe lässet sich balde finden; aber rechte Christliche / warhafftige                      thätige Liebe / ist ein seltsam Wildbrät. Falsche Christen geben grosse Liebe                      für / seynd aber nur Worte. Wo seynd / vnd wie viel seynd / die vmb der Liebe                      Gottes willen von Hertzen willig vnd geneiget seyn / nach allem Vermögen einem                      jeglichen zu dienen / der vns zur Hand kompt? Wie viel seynd / die ohne murren                      vnd vnwillen einem jeglichen Dürfftigen die Hand reichen? Man darff nicht viel                      suchen / so wird man finden bey vns vnd im gantzen Lande / Haß vnd Neyd / Gewalt                      vnd Vnrecht / verachten vnd verleumbden / liegen vnd
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0071] Darumb schliesset der Heilige Geist diese Lection mit dieser freundlichen Vermahnung: Meine Kindlein / lasset vns nicht lieben mit Worten / noch mit der Zungen / sondern mit der That vnd mit der Warheit. Viele geben Liebe für mit Worten / aber in der That wollen sie nichts thun. Diese seynd gleich einer tauben Nuß / darin kein Kern ist. Die thätige Liebe / die im Werck vnd in der That hilfft / ist allein eine warhafftige Liebe. Liebet in der That vnd Warheit. Denn GOtt hat vns nicht nur mit Worten geliebet / sondern in der That vnd Warheit. V. 18. Damit ist nun klar vnd offenbar / nicht allein wie nothwendig die Liebe sey / als die da ist das wahre Kennzeichen deß geistlichen Lebens in GOtt; sondern auch / welches der Liebe Art sey / nemblich / daß sie bereit ist / dem Nechsten zu dienen in der That vnd Warheit / nicht allein mit Geld vnd Gut / sondern auch / da es die Noth erfodert / mit Leib vnd Leben / sintemal GOtt vns also geliebet / daß er sein Leben für vns gelassen. Das ist auffgezeichnet / vnd wird geprediget darzu / daß wir vns vnter einander lieben / vnd auch prüfen / ob wir in der Liebe recht / vnd folgends / ob wir auch im geistlichen Leben seyn. Usus 1. Informatorius ad probationem. Da prüfe sich nun ein jeglicher / vnd forsche / ob er recht in der Liebe sey / ob er auß GOtt geboren sey / ob er noch im geistlichen Leben sey. Mundliebe / Heuchelliebe lässet sich balde finden; aber rechte Christliche / warhafftige thätige Liebe / ist ein seltsam Wildbrät. Falsche Christen geben grosse Liebe für / seynd aber nur Worte. Wo seynd / vnd wie viel seynd / die vmb der Liebe Gottes willen von Hertzen willig vnd geneiget seyn / nach allem Vermögen einem jeglichen zu dienen / der vns zur Hand kompt? Wie viel seynd / die ohne murren vnd vnwillen einem jeglichen Dürfftigen die Hand reichen? Man darff nicht viel suchen / so wird man finden bey vns vnd im gantzen Lande / Haß vnd Neyd / Gewalt vnd Vnrecht / verachten vnd verleumbden / liegen vnd

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/71
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/71>, abgerufen am 24.11.2024.