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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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der Gnaden Gottes / können wir haben Muth vnd Trost. Wann jemand verwundet ist / vnd hat ein heylsambs Pflaster / mag er zu frieden seyn. Wann jemand in Ohnmacht fällt / vnnd findet ein köstliche Hertzstärckung / so bekompter wieder Lufft zum Hertzen. GOttes Gnade ist vber alle Pflaster vnd Hertzstärckung / wer dieselbe hat / vnd empfindet / der kan frölich seyn in allen Trübsalen.

Hingegen aber / so mit dem zeitlichen Glück GOttes Gnad vnnd Gunst sich verlieret / da ists vergebens daß man sich frewe. Wann die Mutter Christi Maria so veracht auch were für Gott gewesen / als für der Welt / were sie eine recht elendes Mägdlein gewesen. Wann Zacharias hätte sollen wissen / daß mit seiner Sprach zugleich GOttes Gnad vnd Gunst auffgehoben were / hätte er mögen vber Vnglück klagen. Aber diese beyde können frölich seyn in jhrer Niedrigkeit vnnd Trübsal / dann sie erkennen GOttes heylsame Gnade. Wie Maria in jhrem Lobgesang preiset die Göttliche Gnade / die die Niedrigkeit einer elenden Magd angeschen hat / vnd das Niedrige erhöhet: Also frolocket auch Zacharias in seinem Lobgesang vber die heylsame Gnade die Gott zubereytet hat in dem Heyland Christo.

Diß seynd die beyde erste Psalmen deß newen Testaments / voller geistlichen Frewden / geflossen auß dem Geiste GOttes. Dann die Historia meldet / damit wir absonderlich auff den Lobgesang deß alten Zachariae kommen / daß Zacharias voll deß heyligenLuc. 1, 67. Geistes geworden / vnnd geweissaget / da er seinen Lobgesang außgesprochen. Man saget: Dieser Lobgesang muß von wichtigen Dingen handeln / weil Zacharias so lange Zeit demselben nachgedacht / nemblich von der Zeit an / da er stumm geworden. Zwar er ist ohn allen Zweiffel zu solcher Zeit mit heyligen Betrachtungen vmbgangen / doch soll man nicht sagen / daß er diesen Gesang auß eygner Erfindung lang zuvor / ehe er jhn außgesprochen zusammen gesetzet / sondern es ist dieser Gesang auß Einge-

der Gnaden Gottes / können wir haben Muth vnd Trost. Wann jemand verwundet ist / vnd hat ein heylsambs Pflaster / mag er zu frieden seyn. Wann jemand in Ohnmacht fällt / vnnd findet ein köstliche Hertzstärckung / so bekompter wieder Lufft zum Hertzen. GOttes Gnade ist vber alle Pflaster vnd Hertzstärckung / wer dieselbe hat / vnd empfindet / der kan frölich seyn in allen Trübsalen.

Hingegen aber / so mit dem zeitlichen Glück GOttes Gnad vnnd Gunst sich verlieret / da ists vergebens daß man sich frewe. Wann die Mutter Christi Maria so veracht auch were für Gott gewesen / als für der Welt / were sie eine recht elendes Mägdlein gewesen. Wann Zacharias hätte sollen wissen / daß mit seiner Sprach zugleich GOttes Gnad vnd Gunst auffgehoben were / hätte er mögen vber Vnglück klagen. Aber diese beyde können frölich seyn in jhrer Niedrigkeit vnnd Trübsal / dann sie erkennen GOttes heylsame Gnade. Wie Maria in jhrem Lobgesang preiset die Göttliche Gnade / die die Niedrigkeit einer elenden Magd angeschen hat / vnd das Niedrige erhöhet: Also frolocket auch Zacharias in seinem Lobgesang vber die heylsame Gnade die Gott zubereytet hat in dem Heyland Christo.

Diß seynd die beyde erste Psalmen deß newen Testaments / voller geistlichen Frewden / geflossen auß dem Geiste GOttes. Dann die Historia meldet / damit wir absonderlich auff den Lobgesang deß alten Zachariae kommen / daß Zacharias voll deß heyligenLuc. 1, 67. Geistes geworden / vnnd geweissaget / da er seinen Lobgesang außgesprochen. Man saget: Dieser Lobgesang muß von wichtigen Dingen handeln / weil Zacharias so lange Zeit demselben nachgedacht / nemblich von der Zeit an / da er stumm geworden. Zwar er ist ohn allen Zweiffel zu solcher Zeit mit heyligen Betrachtungen vmbgangen / doch soll man nicht sagen / daß er diesen Gesang auß eygner Erfindung lang zuvor / ehe er jhn außgesprochen zusammen gesetzet / sondern es ist dieser Gesang auß Einge-

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[617/0633] der Gnaden Gottes / können wir haben Muth vnd Trost. Wann jemand verwundet ist / vnd hat ein heylsambs Pflaster / mag er zu frieden seyn. Wann jemand in Ohnmacht fällt / vnnd findet ein köstliche Hertzstärckung / so bekompter wieder Lufft zum Hertzen. GOttes Gnade ist vber alle Pflaster vnd Hertzstärckung / wer dieselbe hat / vnd empfindet / der kan frölich seyn in allen Trübsalen. Hingegen aber / so mit dem zeitlichen Glück GOttes Gnad vnnd Gunst sich verlieret / da ists vergebens daß man sich frewe. Wann die Mutter Christi Maria so veracht auch were für Gott gewesen / als für der Welt / were sie eine recht elendes Mägdlein gewesen. Wann Zacharias hätte sollen wissen / daß mit seiner Sprach zugleich GOttes Gnad vnd Gunst auffgehoben were / hätte er mögen vber Vnglück klagen. Aber diese beyde können frölich seyn in jhrer Niedrigkeit vnnd Trübsal / dann sie erkennen GOttes heylsame Gnade. Wie Maria in jhrem Lobgesang preiset die Göttliche Gnade / die die Niedrigkeit einer elenden Magd angeschen hat / vnd das Niedrige erhöhet: Also frolocket auch Zacharias in seinem Lobgesang vber die heylsame Gnade die Gott zubereytet hat in dem Heyland Christo. Diß seynd die beyde erste Psalmen deß newen Testaments / voller geistlichen Frewden / geflossen auß dem Geiste GOttes. Dann die Historia meldet / damit wir absonderlich auff den Lobgesang deß alten Zachariae kommen / daß Zacharias voll deß heyligen Geistes geworden / vnnd geweissaget / da er seinen Lobgesang außgesprochen. Man saget: Dieser Lobgesang muß von wichtigen Dingen handeln / weil Zacharias so lange Zeit demselben nachgedacht / nemblich von der Zeit an / da er stumm geworden. Zwar er ist ohn allen Zweiffel zu solcher Zeit mit heyligen Betrachtungen vmbgangen / doch soll man nicht sagen / daß er diesen Gesang auß eygner Erfindung lang zuvor / ehe er jhn außgesprochen zusammen gesetzet / sondern es ist dieser Gesang auß Einge- Luc. 1, 67.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/633>, abgerufen am 22.11.2024.