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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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jhn gantz von vnden biß oben auff einmal: Ja auch viel Bäume die fern von einander stehen / kan das Auge zugleich fassen / vnd zusammen bringen / gantz mit Stamm vnd Zweigen. Stehestu aber nahe beym Baum / kanstu es nicht thun. Wer weiß / was den Ausserwöhlten widerfahren wirdt / wann sie zur Göttlichen Geniessung kommen? Ob nicht bey jhnen alles ein Tag / eine Stunde / ein Augenblick seyn wird. Gewißlich wird solche Zeit Rechnung auffhören / als wir nun haben; vnd wird bey dem seligen Anschawen Gottes jhnen keine Zeit lang werden. Gedencke ja nicht / daß den Seelen der Menschen / die für tausent Jahren gestorben / oder deiner eygnen Seelen / wann auch noch viel tausent Jahre nach deinem Todte die Welt stehen würde / die Zeit bey Gott lang werden werde. Ich achte / vnnd haben es andere heylige Leute vor mir geachtet / daß der Mensch nach seinem seligen Todte in seiner Aufferstehung keine Zeit wird mercken können / also daß der Mensch für tausent Jahren gestorben in seiner Aufferstehung gedencken möchte: Wie gehet das zu? Bin ich doch nun allererst gestorben? Ist eben wie mit einem schlaffenden Menschen.

Hat es nun für Menschen Augen das Ansehen / als were es lange biß zum Jüngsten Tage / so ists doch für GOtt nicht lange. Die Menschen Kinder achten wenig Jahr für lange Zeit. Vor GOtt seynd tausent Jahr / eine gar geringe Zeit. Vnnd solte die Welt noch stehen etliche tausent Jahr / würde es doch eine geringe Zeit für GOtt seyn.

Fragt man dann weiter / warumb will dann GOtt nun nicht mit der Welt ein Ende machen / weil es für jhm eben so viel ist / als wann ers vber tausent Jahr thue? So antwortet Petrus fürs ander: Der HERR verzeucht nicht die Verheissung / wieV. 9. es etliche für einen Verzug achten / sondern er hat Gedult mit vns / vnnd will nicht daß jemand verlohren werde / sondern daß sich jedermann zur Busse kehre.

jhn gantz von vnden biß oben auff einmal: Ja auch viel Bäume die fern von einander stehen / kan das Auge zugleich fassen / vnd zusammen bringen / gantz mit Stam̃ vnd Zweigen. Stehestu aber nahe beym Baum / kanstu es nicht thun. Wer weiß / was den Ausserwöhlten widerfahren wirdt / wann sie zur Göttlichen Geniessung kommen? Ob nicht bey jhnen alles ein Tag / eine Stunde / ein Augenblick seyn wird. Gewißlich wird solche Zeit Rechnung auffhören / als wir nun haben; vnd wird bey dem seligen Anschawen Gottes jhnen keine Zeit lang werden. Gedencke ja nicht / daß den Seelen der Menschen / die für tausent Jahren gestorben / oder deiner eygnen Seelen / wann auch noch viel tausent Jahre nach deinem Todte die Welt stehen würde / die Zeit bey Gott lang werden werde. Ich achte / vnnd haben es andere heylige Leute vor mir geachtet / daß der Mensch nach seinem seligen Todte in seiner Aufferstehung keine Zeit wird mercken können / also daß der Mensch für tausent Jahren gestorben in seiner Aufferstehung gedencken möchte: Wie gehet das zu? Bin ich doch nun allererst gestorben? Ist eben wie mit einem schlaffenden Menschen.

Hat es nun für Menschen Augen das Ansehen / als were es lange biß zum Jüngsten Tage / so ists doch für GOtt nicht lange. Die Menschen Kinder achten wenig Jahr für lange Zeit. Vor GOtt seynd tausent Jahr / eine gar geringe Zeit. Vnnd solte die Welt noch stehen etliche tausent Jahr / würde es doch eine geringe Zeit für GOtt seyn.

Fragt man dann weiter / warumb will dann GOtt nun nicht mit der Welt ein Ende machen / weil es für jhm eben so viel ist / als wann ers vber tausent Jahr thue? So antwortet Petrus fürs ander: Der HERR verzeucht nicht die Verheissung / wieV. 9. es etliche für einen Verzug achten / sondern er hat Gedult mit vns / vnnd will nicht daß jemand verlohren werde / sondern daß sich jedermann zur Busse kehre.

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[563/0579] jhn gantz von vnden biß oben auff einmal: Ja auch viel Bäume die fern von einander stehen / kan das Auge zugleich fassen / vnd zusammen bringen / gantz mit Stam̃ vnd Zweigen. Stehestu aber nahe beym Baum / kanstu es nicht thun. Wer weiß / was den Ausserwöhlten widerfahren wirdt / wann sie zur Göttlichen Geniessung kommen? Ob nicht bey jhnen alles ein Tag / eine Stunde / ein Augenblick seyn wird. Gewißlich wird solche Zeit Rechnung auffhören / als wir nun haben; vnd wird bey dem seligen Anschawen Gottes jhnen keine Zeit lang werden. Gedencke ja nicht / daß den Seelen der Menschen / die für tausent Jahren gestorben / oder deiner eygnen Seelen / wann auch noch viel tausent Jahre nach deinem Todte die Welt stehen würde / die Zeit bey Gott lang werden werde. Ich achte / vnnd haben es andere heylige Leute vor mir geachtet / daß der Mensch nach seinem seligen Todte in seiner Aufferstehung keine Zeit wird mercken können / also daß der Mensch für tausent Jahren gestorben in seiner Aufferstehung gedencken möchte: Wie gehet das zu? Bin ich doch nun allererst gestorben? Ist eben wie mit einem schlaffenden Menschen. Hat es nun für Menschen Augen das Ansehen / als were es lange biß zum Jüngsten Tage / so ists doch für GOtt nicht lange. Die Menschen Kinder achten wenig Jahr für lange Zeit. Vor GOtt seynd tausent Jahr / eine gar geringe Zeit. Vnnd solte die Welt noch stehen etliche tausent Jahr / würde es doch eine geringe Zeit für GOtt seyn. Fragt man dann weiter / warumb will dann GOtt nun nicht mit der Welt ein Ende machen / weil es für jhm eben so viel ist / als wann ers vber tausent Jahr thue? So antwortet Petrus fürs ander: Der HERR verzeucht nicht die Verheissung / wie es etliche für einen Verzug achten / sondern er hat Gedult mit vns / vnnd will nicht daß jemand verlohren werde / sondern daß sich jedermann zur Busse kehre. V. 9.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/579>, abgerufen am 28.04.2024.