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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Welt? als lauter Liebe / der alles in seine Liebe eingeschlossen hat / alles in der Liebe träget. Also auch vnser lieber Heyland Jesus Christus / in den Tagen seiner Erniedrigung / wie wandelte er in der Welt? als lauter Liebe. Er war wol in der Welt / aber er war nicht von der Welt / vnd hielts nicht mit der Welt / sondern auß Liebe suchte er selig zu machen was verlohren war. Eben also seynd auch wir in der Welt / die wir den Geist Christi empfangen haben. Wir halten es nicht mit der Welt Boßheit / vnd Feindseligkeit / sondern wir wandeln nach dem Geist Christi. So wird nun hie eben so viel gesagt / als sagte ich: Wir seynd eines Geistes mit GOtt. So ist schon vorhin gesaget: Daran erkennen wir / daß wir in GOtt bleiben / vnd er in vns / daß er vns von seinem Geist gegeben hat.

Da ist nun offenbar / wie wahr es sey / daß die liebhabende Seele Frewdigkeit hat am Tage deß Gerichts; denn sie hat einen Geist vnd Sinn mit GOtt. Die aber eines Geistes mit GOtt seyn / haben GOtt in sich / vnd seynd in GOtt. Die aber GOtt in sich haben / vnd in GOtt seyn / dürffen sich nicht fürchten / sondern haben grosse Frewdigkeit. Denn ist GOtt für vns / wer kanRom. 8, 31. wider vns seyn? Rom. 8.

Hingegen / Wer sich fürchtet / der ist nicht völlig in der Liebe. Denn die Furcht hat Pein. Zum Exempel. Die Gottlosen tragen in jhrem bösen Gewissen herumb jhre Hölle vnd Verdamnüß. Kompt denn GOtt mit seiner Straff / vnd will Gericht halten / so fühlen sie die Angst in jhnen / vnd können kein gutes Vertrawen zu GOtt haben. Das ist eine Anzeigung / daß der Gottlose nicht in der Liebe ist. Die Liebe aber findet nichts in GOtt / darüber sie sich ängstigen solte oder erschrecken / sondern es ist jhr alles liebreich vnd tröstlich / was sie in GOtt findet.

Hie könte man gedencken: Soll man denn nicht fürchten / was man liebet? Freylich / beydes kan bey einander seyn / aber auff gewisse maaß. Die GOtt lieben / fürchten GOtt / aber nicht auff

Welt? als lauter Liebe / der alles in seine Liebe eingeschlossen hat / alles in der Liebe träget. Also auch vnser lieber Heyland Jesus Christus / in den Tagen seiner Erniedrigung / wie wandelte er in der Welt? als lauter Liebe. Er war wol in der Welt / aber er war nicht von der Welt / vnd hielts nicht mit der Welt / sondern auß Liebe suchte er selig zu machen was verlohren war. Eben also seynd auch wir in der Welt / die wir den Geist Christi empfangen haben. Wir halten es nicht mit der Welt Boßheit / vnd Feindseligkeit / sondern wir wandeln nach dem Geist Christi. So wird nun hie eben so viel gesagt / als sagte ich: Wir seynd eines Geistes mit GOtt. So ist schon vorhin gesaget: Daran erkennen wir / daß wir in GOtt bleiben / vnd er in vns / daß er vns von seinem Geist gegeben hat.

Da ist nun offenbar / wie wahr es sey / daß die liebhabende Seele Frewdigkeit hat am Tage deß Gerichts; denn sie hat einen Geist vnd Sinn mit GOtt. Die aber eines Geistes mit GOtt seyn / haben GOtt in sich / vnd seynd in GOtt. Die aber GOtt in sich haben / vnd in GOtt seyn / dürffen sich nicht fürchten / sondern haben grosse Frewdigkeit. Denn ist GOtt für vns / wer kanRom. 8, 31. wider vns seyn? Rom. 8.

Hingegen / Wer sich fürchtet / der ist nicht völlig in der Liebe. Denn die Furcht hat Pein. Zum Exempel. Die Gottlosen tragen in jhrem bösen Gewissen herumb jhre Hölle vnd Verdamnüß. Kompt denn GOtt mit seiner Straff / vnd will Gericht halten / so fühlen sie die Angst in jhnen / vnd können kein gutes Vertrawen zu GOtt haben. Das ist eine Anzeigung / daß der Gottlose nicht in der Liebe ist. Die Liebe aber findet nichts in GOtt / darüber sie sich ängstigen solte oder erschrecken / sondern es ist jhr alles liebreich vnd tröstlich / was sie in GOtt findet.

Hie könte man gedencken: Soll man denn nicht fürchten / was man liebet? Freylich / beydes kan bey einander seyn / aber auff gewisse maaß. Die GOtt lieben / fürchten GOtt / aber nicht auff

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[31/0047] Welt? als lauter Liebe / der alles in seine Liebe eingeschlossen hat / alles in der Liebe träget. Also auch vnser lieber Heyland Jesus Christus / in den Tagen seiner Erniedrigung / wie wandelte er in der Welt? als lauter Liebe. Er war wol in der Welt / aber er war nicht von der Welt / vnd hielts nicht mit der Welt / sondern auß Liebe suchte er selig zu machen was verlohren war. Eben also seynd auch wir in der Welt / die wir den Geist Christi empfangen haben. Wir halten es nicht mit der Welt Boßheit / vnd Feindseligkeit / sondern wir wandeln nach dem Geist Christi. So wird nun hie eben so viel gesagt / als sagte ich: Wir seynd eines Geistes mit GOtt. So ist schon vorhin gesaget: Daran erkennen wir / daß wir in GOtt bleiben / vnd er in vns / daß er vns von seinem Geist gegeben hat. Da ist nun offenbar / wie wahr es sey / daß die liebhabende Seele Frewdigkeit hat am Tage deß Gerichts; denn sie hat einen Geist vnd Sinn mit GOtt. Die aber eines Geistes mit GOtt seyn / haben GOtt in sich / vnd seynd in GOtt. Die aber GOtt in sich haben / vnd in GOtt seyn / dürffen sich nicht fürchten / sondern haben grosse Frewdigkeit. Denn ist GOtt für vns / wer kan wider vns seyn? Rom. 8. Rom. 8, 31. Hingegen / Wer sich fürchtet / der ist nicht völlig in der Liebe. Denn die Furcht hat Pein. Zum Exempel. Die Gottlosen tragen in jhrem bösen Gewissen herumb jhre Hölle vnd Verdamnüß. Kompt denn GOtt mit seiner Straff / vnd will Gericht halten / so fühlen sie die Angst in jhnen / vnd können kein gutes Vertrawen zu GOtt haben. Das ist eine Anzeigung / daß der Gottlose nicht in der Liebe ist. Die Liebe aber findet nichts in GOtt / darüber sie sich ängstigen solte oder erschrecken / sondern es ist jhr alles liebreich vnd tröstlich / was sie in GOtt findet. Hie könte man gedencken: Soll man denn nicht fürchten / was man liebet? Freylich / beydes kan bey einander seyn / aber auff gewisse maaß. Die GOtt lieben / fürchten GOtt / aber nicht auff

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/47>, abgerufen am 29.03.2024.