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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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Ich bleibe allein bey den wunderlichen Wegen in der Regierung vnd Vorsehung Gottes. Sehet an die natürliche Werck vnd Bewegung deß Menschen; Auß GOtt vnd durch GOtt ist alles. Ju Ihm leben / schweben vnd seynd wir. So ein Fisch nicht lang ohn Wasser / der Vogel nicht lang ohne Lufft dawren kan; so können wir viel weniger dawren ohne GOtt. Die Seele ist mehr in GOtt / als der Fisch im Wasser / vnd der Vogel in der Lufft. GOtt ist vns viel näher / als wir vns selber seyn. Wir vermögen nicht eine Hand außstrecken / wann GOtt sie nicht außstrecket; der muß alle Krafft vnd Bewegung geben / auch in dem Augenblick / wann wir vnsere Glieder mißbrauchen zu Dienst der Vnreinigkeit vnd Vngerechtigkeit / vnd mit denselben wider GOtt streiten. O du langmütiger GOtt! daß du dein einfliessendes Wort nicht entziehest / wenn der Sünder beginnet mit seinen Gliedern zu streiten wider dich / daß er verlähmet werde / oder zu scheittern gehe: Aber du erhältest auch mitten in den schweren Sünden die Natur / vnd schaffest die Bewegung.

Sehet an den bürgerlichen Wandel der Menschen / da finden sich wunderliche Gaben / vnd lässt doch GOtt offt einen Vnwürdigen zu Ehren kommen / da die Würdige vnd Verständige im Koth bleiben. Mancher geschickter Mensch / wann ers bedenckt / wird darüber entrüstet. Den sichern gehets nach Hertzen Wunsch / die GOtt fürchten / müssen über sich gehen lassen Angst vnd Hertzenleid. Würde ein verständiger Weltmensch hierüber zu ordnen vnd zu walten gesetzet werden / er würde viel eine andere Ordnung halten / vnd kompt den Klugen die Ordnung Gottes allezeit wunderlich für. Wunder erfahren wir / wann GOtt erwachet zur Straffe; Wunder erfahren wir / wann GOtt auffstehet zur Hülffe. Da dann die Errettung so viel herrlicher ist / so viel mehr verzweiffelt böß das Vnglück gewesen ist / daß wir dem HERRN bekennen müssen auß dem 116. Psalm: Stricke deßPsal. 116, 3. 4. 5. 6. 7. 8. Todes hatten mich vmbfangen / vnd Angst der Höllen

Ich bleibe allein bey den wunderlichen Wegen in der Regierung vnd Vorsehung Gottes. Sehet an die natürliche Werck vnd Bewegung deß Menschen; Auß GOtt vnd durch GOtt ist alles. Ju Ihm leben / schweben vnd seynd wir. So ein Fisch nicht lang ohn Wasser / der Vogel nicht lang ohne Lufft dawren kan; so können wir viel weniger dawren ohne GOtt. Die Seele ist mehr in GOtt / als der Fisch im Wasser / vnd der Vogel in der Lufft. GOtt ist vns viel näher / als wir vns selber seyn. Wir vermögen nicht eine Hand außstrecken / wann GOtt sie nicht außstrecket; der muß alle Krafft vnd Bewegung geben / auch in dem Augenblick / wann wir vnsere Glieder mißbrauchen zu Dienst der Vnreinigkeit vnd Vngerechtigkeit / vnd mit denselben wider GOtt streiten. O du langmütiger GOtt! daß du dein einfliessendes Wort nicht entziehest / wenn der Sünder beginnet mit seinen Gliedern zu streiten wider dich / daß er verlähmet werde / oder zu scheittern gehe: Aber du erhältest auch mitten in den schweren Sünden die Natur / vnd schaffest die Bewegung.

Sehet an den bürgerlichen Wandel der Menschen / da finden sich wunderliche Gaben / vnd lässt doch GOtt offt einen Vnwürdigen zu Ehren kommen / da die Würdige vnd Verständige im Koth bleiben. Mancher geschickter Mensch / wann ers bedenckt / wird darüber entrüstet. Den sichern gehets nach Hertzen Wunsch / die GOtt fürchten / müssen über sich gehen lassen Angst vnd Hertzenleid. Würde ein verständiger Weltmensch hierüber zu ordnen vnd zu walten gesetzet werden / er würde viel eine andere Ordnung halten / vnd kompt den Klugen die Ordnung Gottes allezeit wunderlich für. Wunder erfahren wir / wann GOtt erwachet zur Straffe; Wunder erfahren wir / wann GOtt auffstehet zur Hülffe. Da dann die Errettung so viel herrlicher ist / so viel mehr verzweiffelt böß das Vnglück gewesen ist / daß wir dem HERRN bekennen müssen auß dem 116. Psalm: Stricke deßPsal. 116, 3. 4. 5. 6. 7. 8. Todes hatten mich vmbfangen / vnd Angst der Höllen

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[11/0027] Ich bleibe allein bey den wunderlichen Wegen in der Regierung vnd Vorsehung Gottes. Sehet an die natürliche Werck vnd Bewegung deß Menschen; Auß GOtt vnd durch GOtt ist alles. Ju Ihm leben / schweben vnd seynd wir. So ein Fisch nicht lang ohn Wasser / der Vogel nicht lang ohne Lufft dawren kan; so können wir viel weniger dawren ohne GOtt. Die Seele ist mehr in GOtt / als der Fisch im Wasser / vnd der Vogel in der Lufft. GOtt ist vns viel näher / als wir vns selber seyn. Wir vermögen nicht eine Hand außstrecken / wann GOtt sie nicht außstrecket; der muß alle Krafft vnd Bewegung geben / auch in dem Augenblick / wann wir vnsere Glieder mißbrauchen zu Dienst der Vnreinigkeit vnd Vngerechtigkeit / vnd mit denselben wider GOtt streiten. O du langmütiger GOtt! daß du dein einfliessendes Wort nicht entziehest / wenn der Sünder beginnet mit seinen Gliedern zu streiten wider dich / daß er verlähmet werde / oder zu scheittern gehe: Aber du erhältest auch mitten in den schweren Sünden die Natur / vnd schaffest die Bewegung. Sehet an den bürgerlichen Wandel der Menschen / da finden sich wunderliche Gaben / vnd lässt doch GOtt offt einen Vnwürdigen zu Ehren kommen / da die Würdige vnd Verständige im Koth bleiben. Mancher geschickter Mensch / wann ers bedenckt / wird darüber entrüstet. Den sichern gehets nach Hertzen Wunsch / die GOtt fürchten / müssen über sich gehen lassen Angst vnd Hertzenleid. Würde ein verständiger Weltmensch hierüber zu ordnen vnd zu walten gesetzet werden / er würde viel eine andere Ordnung halten / vnd kompt den Klugen die Ordnung Gottes allezeit wunderlich für. Wunder erfahren wir / wann GOtt erwachet zur Straffe; Wunder erfahren wir / wann GOtt auffstehet zur Hülffe. Da dann die Errettung so viel herrlicher ist / so viel mehr verzweiffelt böß das Vnglück gewesen ist / daß wir dem HERRN bekennen müssen auß dem 116. Psalm: Stricke deß Todes hatten mich vmbfangen / vnd Angst der Höllen Psal. 116, 3. 4. 5. 6. 7. 8.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/27>, abgerufen am 20.04.2024.