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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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wird / heisst Versuchung. Lasset vns aber auch ChristumV. 3. nicht versuchen / wie etliche von jenen jhn versuchten / vnd wurden von den Schlangen vmbbracht. GOtt versuchen in gemein heisst / wenn man etwas von GOtt begehret / aber nicht nach seinem Worte. Solches geschicht auff zweyerley weise / zu erst wann man einen Glauben hat ohn Wort; dessen finden wir ein Exempel Matthaei am 4. Cap. da der Versucher vnsernMatth. 4, 6. 7. HERRN Christum auff die hohe Zinnen deß Tempels stellet / vnd spricht zu jhm: Bistu Gottes Sohn / so laß dich hinab / denn es stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl thun / vnd sie werden dich auff den Händen tragen / auff daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stössest. Aber Jesus beantwortet solches also: Wiederumb stehet auch geschrieben: Du solt GottDeut. 6, 16. deinen HERRN nicht versuchen. Der Satan begehrte / Christus solte einen Glauben haben / da kein Wort wäre; denn ob zwar der Satan auch Gottes Wort herfür bracht / war es doch verkehret. Denn der Schutz der heiligen Engel ist mir nicht versprochen / wann ich ohne Noth willig in gewisse vnd offenbarliche Gefahr deß Lebens mich stürtze. Wann einer das thut / vnd gleichwol glauben will / GOtt werde jhm wol herauß helffen / der versuchet GOtt. Als wann einer sich mitten ins Meer / oder in eine fewrige Glut stürtzet / in solcher Hoffnung / GOtt würde jhm darauß helffen / der versuchet GOtt / denn er hoffet vnd begehret etwas von GOtt / da er doch kein Wort hat. Zum andern versucht man GOtt auch / wann man das Wort hat ohne Glauben / dessen haben wir ein Exempel an den Israeliten / insonderheit im vierdten Buch Mosis am 21. Cap. Denn da sie etwas weit herumbNum. 21, 4. geführet wurden / wurden sie der Arbeit über drüssig / vnd das Volck redet wider GOtt vnd wider Mosen: Warumb hastu vns auß Egypten geführet / daß wir sterben in der Wüsten? Denn es ist kein Brodt noch Wasser hie / vnd vnser Seelen eckelt über die-

wird / heisst Versuchung. Lasset vns aber auch ChristumV. 3. nicht versuchen / wie etliche von jenen jhn versuchten / vnd wurden von den Schlangen vmbbracht. GOtt versuchen in gemein heisst / wenn man etwas von GOtt begehret / aber nicht nach seinem Worte. Solches geschicht auff zweyerley weise / zu erst wann man einen Glauben hat ohn Wort; dessen finden wir ein Exempel Matthaei am 4. Cap. da der Versucher vnsernMatth. 4, 6. 7. HERRN Christum auff die hohe Zinnen deß Tempels stellet / vnd spricht zu jhm: Bistu Gottes Sohn / so laß dich hinab / denn es stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl thun / vnd sie werden dich auff den Händen tragen / auff daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stössest. Aber Jesus beantwortet solches also: Wiederumb stehet auch geschrieben: Du solt GottDeut. 6, 16. deinen HERRN nicht versuchen. Der Satan begehrte / Christus solte einen Glauben haben / da kein Wort wäre; denn ob zwar der Satan auch Gottes Wort herfür bracht / war es doch verkehret. Denn der Schutz der heiligen Engel ist mir nicht versprochen / wann ich ohne Noth willig in gewisse vnd offenbarliche Gefahr deß Lebens mich stürtze. Wann einer das thut / vnd gleichwol glauben will / GOtt werde jhm wol herauß helffen / der versuchet GOtt. Als wann einer sich mitten ins Meer / oder in eine fewrige Glut stürtzet / in solcher Hoffnung / GOtt würde jhm darauß helffen / der versuchet GOtt / denn er hoffet vnd begehret etwas von GOtt / da er doch kein Wort hat. Zum andern versucht man GOtt auch / wann man das Wort hat ohne Glauben / dessen haben wir ein Exempel an den Israeliten / insonderheit im vierdten Buch Mosis am 21. Cap. Denn da sie etwas weit herumbNum. 21, 4. geführet wurden / wurden sie der Arbeit über drüssig / vnd das Volck redet wider GOtt vnd wider Mosen: Warumb hastu vns auß Egypten geführet / daß wir sterben in der Wüsten? Denn es ist kein Brodt noch Wasser hie / vnd vnser Seelen eckelt über die-

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[185/0201] wird / heisst Versuchung. Lasset vns aber auch Christum nicht versuchen / wie etliche von jenen jhn versuchten / vnd wurden von den Schlangen vmbbracht. GOtt versuchen in gemein heisst / wenn man etwas von GOtt begehret / aber nicht nach seinem Worte. Solches geschicht auff zweyerley weise / zu erst wann man einen Glauben hat ohn Wort; dessen finden wir ein Exempel Matthaei am 4. Cap. da der Versucher vnsern HERRN Christum auff die hohe Zinnen deß Tempels stellet / vnd spricht zu jhm: Bistu Gottes Sohn / so laß dich hinab / denn es stehet geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl thun / vnd sie werden dich auff den Händen tragen / auff daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stössest. Aber Jesus beantwortet solches also: Wiederumb stehet auch geschrieben: Du solt Gott deinen HERRN nicht versuchen. Der Satan begehrte / Christus solte einen Glauben haben / da kein Wort wäre; denn ob zwar der Satan auch Gottes Wort herfür bracht / war es doch verkehret. Denn der Schutz der heiligen Engel ist mir nicht versprochen / wann ich ohne Noth willig in gewisse vnd offenbarliche Gefahr deß Lebens mich stürtze. Wann einer das thut / vnd gleichwol glauben will / GOtt werde jhm wol herauß helffen / der versuchet GOtt. Als wann einer sich mitten ins Meer / oder in eine fewrige Glut stürtzet / in solcher Hoffnung / GOtt würde jhm darauß helffen / der versuchet GOtt / denn er hoffet vnd begehret etwas von GOtt / da er doch kein Wort hat. Zum andern versucht man GOtt auch / wann man das Wort hat ohne Glauben / dessen haben wir ein Exempel an den Israeliten / insonderheit im vierdten Buch Mosis am 21. Cap. Denn da sie etwas weit herumb geführet wurden / wurden sie der Arbeit über drüssig / vnd das Volck redet wider GOtt vnd wider Mosen: Warumb hastu vns auß Egypten geführet / daß wir sterben in der Wüsten? Denn es ist kein Brodt noch Wasser hie / vnd vnser Seelen eckelt über die- V. 3. Matth. 4, 6. 7. Deut. 6, 16. Num. 21, 4.

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/201>, abgerufen am 28.03.2024.