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Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

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vergänglichen Wesens / zu der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes.

Es kan zwar bey vnvernünfftigen Creaturen die Hoffnung nicht auff solche weise statt haben / als bey den Menschen / doch findet sich bey jhnen Hoffnung nach jhrer masse. Als wann ein Kraut oder Baum / den Winter über vnter der Kälte kahl stehet / vnd vnterdrucket wird / daß es seine güte nicht herfür bringen kan / so erkennet es doch / daß es noch nicht Zeit ist / es werde aber eine andere Zeit kommen / da es seine Macht wieder wird bekommen / derselbigen Zeit erwartet es / vnd das ist seine Hoffnung.

Auff solche weise ist der gantzen Natur eine Hoffnung eingepflantzet / auff die zukünfftige Erfreyung / vom Dienst deß vergänglichen Wesens / was das für eine Erfreyung seyn wird / davon hat man nicht einerley Gedancken. Viele halten dafür / daß die gantze Welt am Jüngsten Tage werde ernewert werden / da zwar nach Gottes Wort die Himmel vnd alle Elementen werden verschmeltzen / doch aber auß derselben Aschen ein newer Himmel vnd eine newe Erde soll erschaffen werden / darinnen Sonn vnd Mond viel heller leuchten werde / als nun / die Erde auch nicht mehr werde etwas vnliebliches vnd widriges herfür bringen.

Die H. Schrifft gibt so viel zu verstehen / daß Himmel vnd Erde werde vergehen / also / daß jhre stätte nicht mehr werde gefunden werden / so gedencket auch hie der Geist Gottes keiner Ernewerung / sondern nur einer Erfreyung vom Dienste der Eitelkeit / welches auch geschehen kan / durch der Creaturen gäntzlichen Vntergang / denn es nicht glaublich ist / daß die vnvernünfftige Thiere eben wie die Menschen / zum ewigen Leben erschaffen seyn.

So wird nun eine solche Zeit kommen / darinnen die Verdampten werden beraubet seyn aller Creaturen Wolthaten / daß sie auch nicht eines Tröpflein Wassers werden geniessen können / nach solcher Zeit verlanget die Creaturen / daß sie nur den Sünden nicht mehr dienen / ob es jhnen schon kostet jhr eigen Vnter-

vergänglichen Wesens / zu der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes.

Es kan zwar bey vnvernünfftigen Creaturen die Hoffnung nicht auff solche weise statt haben / als bey den Menschen / doch findet sich bey jhnen Hoffnung nach jhrer masse. Als wann ein Kraut oder Baum / den Winter über vnter der Kälte kahl stehet / vnd vnterdrucket wird / daß es seine güte nicht herfür bringen kan / so erkennet es doch / daß es noch nicht Zeit ist / es werde aber eine andere Zeit kommen / da es seine Macht wieder wird bekommen / derselbigen Zeit erwartet es / vnd das ist seine Hoffnung.

Auff solche weise ist der gantzen Natur eine Hoffnung eingepflantzet / auff die zukünfftige Erfreyung / vom Dienst deß vergänglichen Wesens / was das für eine Erfreyung seyn wird / davon hat man nicht einerley Gedancken. Viele halten dafür / daß die gantze Welt am Jüngsten Tage werde ernewert werden / da zwar nach Gottes Wort die Himmel vnd alle Elementen werden verschmeltzen / doch aber auß derselben Aschen ein newer Himmel vnd eine newe Erde soll erschaffen werden / darinnen Sonn vnd Mond viel heller leuchten werde / als nun / die Erde auch nicht mehr werde etwas vnliebliches vnd widriges herfür bringen.

Die H. Schrifft gibt so viel zu verstehen / daß Himmel vnd Erde werde vergehen / also / daß jhre stätte nicht mehr werde gefunden werden / so gedencket auch hie der Geist Gottes keiner Ernewerung / sondern nur einer Erfreyung vom Dienste der Eitelkeit / welches auch geschehen kan / durch der Creaturen gäntzlichen Vntergang / denn es nicht glaublich ist / daß die vnvernünfftige Thiere eben wie die Menschen / zum ewigen Leben erschaffen seyn.

So wird nun eine solche Zeit kommen / darinnen die Verdampten werden beraubet seyn aller Creaturen Wolthaten / daß sie auch nicht eines Tröpflein Wassers werden geniessen können / nach solcher Zeit verlanget die Creaturen / daß sie nur den Sünden nicht mehr dienen / ob es jhnen schon kostet jhr eigen Vnter-

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[95/0111] vergänglichen Wesens / zu der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes. Es kan zwar bey vnvernünfftigen Creaturen die Hoffnung nicht auff solche weise statt haben / als bey den Menschen / doch findet sich bey jhnen Hoffnung nach jhrer masse. Als wann ein Kraut oder Baum / den Winter über vnter der Kälte kahl stehet / vnd vnterdrucket wird / daß es seine güte nicht herfür bringen kan / so erkennet es doch / daß es noch nicht Zeit ist / es werde aber eine andere Zeit kommen / da es seine Macht wieder wird bekommen / derselbigen Zeit erwartet es / vnd das ist seine Hoffnung. Auff solche weise ist der gantzen Natur eine Hoffnung eingepflantzet / auff die zukünfftige Erfreyung / vom Dienst deß vergänglichen Wesens / was das für eine Erfreyung seyn wird / davon hat man nicht einerley Gedancken. Viele halten dafür / daß die gantze Welt am Jüngsten Tage werde ernewert werden / da zwar nach Gottes Wort die Himmel vnd alle Elementen werden verschmeltzen / doch aber auß derselben Aschen ein newer Himmel vnd eine newe Erde soll erschaffen werden / darinnen Sonn vnd Mond viel heller leuchten werde / als nun / die Erde auch nicht mehr werde etwas vnliebliches vnd widriges herfür bringen. Die H. Schrifft gibt so viel zu verstehen / daß Himmel vnd Erde werde vergehen / also / daß jhre stätte nicht mehr werde gefunden werden / so gedencket auch hie der Geist Gottes keiner Ernewerung / sondern nur einer Erfreyung vom Dienste der Eitelkeit / welches auch geschehen kan / durch der Creaturen gäntzlichen Vntergang / denn es nicht glaublich ist / daß die vnvernünfftige Thiere eben wie die Menschen / zum ewigen Leben erschaffen seyn. So wird nun eine solche Zeit kommen / darinnen die Verdampten werden beraubet seyn aller Creaturen Wolthaten / daß sie auch nicht eines Tröpflein Wassers werden geniessen können / nach solcher Zeit verlanget die Creaturen / daß sie nur den Sünden nicht mehr dienen / ob es jhnen schon kostet jhr eigen Vnter-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/111>, abgerufen am 28.03.2024.