Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652.

Bild:
<< vorherige Seite

vergänglichen Wesens / zu der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes.

Es kan zwar bey vnvernünfftigen Creaturen die Hoffnung nicht auff solche weise statt haben / als bey den Menschen / doch findet sich bey jhnen Hoffnung nach jhrer masse. Als wann ein Kraut oder Baum / den Winter über vnter der Kälte kahl stehet / vnd vnterdrucket wird / daß es seine güte nicht herfür bringen kan / so erkennet es doch / daß es noch nicht Zeit ist / es werde aber eine andere Zeit kommen / da es seine Macht wieder wird bekommen / derselbigen Zeit erwartet es / vnd das ist seine Hoffnung.

Auff solche weise ist der gantzen Natur eine Hoffnung eingepflantzet / auff die zukünfftige Erfreyung / vom Dienst deß vergänglichen Wesens / was das für eine Erfreyung seyn wird / davon hat man nicht einerley Gedancken. Viele halten dafür / daß die gantze Welt am Jüngsten Tage werde ernewert werden / da zwar nach Gottes Wort die Himmel vnd alle Elementen werden verschmeltzen / doch aber auß derselben Aschen ein newer Himmel vnd eine newe Erde soll erschaffen werden / darinnen Sonn vnd Mond viel heller leuchten werde / als nun / die Erde auch nicht mehr werde etwas vnliebliches vnd widriges herfür bringen.

Die H. Schrifft gibt so viel zu verstehen / daß Himmel vnd Erde werde vergehen / also / daß jhre stätte nicht mehr werde gefunden werden / so gedencket auch hie der Geist Gottes keiner Ernewerung / sondern nur einer Erfreyung vom Dienste der Eitelkeit / welches auch geschehen kan / durch der Creaturen gäntzlichen Vntergang / denn es nicht glaublich ist / daß die vnvernünfftige Thiere eben wie die Menschen / zum ewigen Leben erschaffen seyn.

So wird nun eine solche Zeit kommen / darinnen die Verdampten werden beraubet seyn aller Creaturen Wolthaten / daß sie auch nicht eines Tröpflein Wassers werden geniessen können / nach solcher Zeit verlanget die Creaturen / daß sie nur den Sünden nicht mehr dienen / ob es jhnen schon kostet jhr eigen Vnter-

vergänglichen Wesens / zu der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes.

Es kan zwar bey vnvernünfftigen Creaturen die Hoffnung nicht auff solche weise statt haben / als bey den Menschen / doch findet sich bey jhnen Hoffnung nach jhrer masse. Als wann ein Kraut oder Baum / den Winter über vnter der Kälte kahl stehet / vnd vnterdrucket wird / daß es seine güte nicht herfür bringen kan / so erkennet es doch / daß es noch nicht Zeit ist / es werde aber eine andere Zeit kommen / da es seine Macht wieder wird bekommen / derselbigen Zeit erwartet es / vnd das ist seine Hoffnung.

Auff solche weise ist der gantzen Natur eine Hoffnung eingepflantzet / auff die zukünfftige Erfreyung / vom Dienst deß vergänglichen Wesens / was das für eine Erfreyung seyn wird / davon hat man nicht einerley Gedancken. Viele halten dafür / daß die gantze Welt am Jüngsten Tage werde ernewert werden / da zwar nach Gottes Wort die Himmel vnd alle Elementen werden verschmeltzen / doch aber auß derselben Aschen ein newer Himmel vnd eine newe Erde soll erschaffen werden / darinnen Sonn vnd Mond viel heller leuchten werde / als nun / die Erde auch nicht mehr werde etwas vnliebliches vnd widriges herfür bringen.

Die H. Schrifft gibt so viel zu verstehen / daß Himmel vnd Erde werde vergehen / also / daß jhre stätte nicht mehr werde gefunden werden / so gedencket auch hie der Geist Gottes keiner Ernewerung / sondern nur einer Erfreyung vom Dienste der Eitelkeit / welches auch geschehen kan / durch der Creaturen gäntzlichen Vntergang / denn es nicht glaublich ist / daß die vnvernünfftige Thiere eben wie die Menschen / zum ewigen Leben erschaffen seyn.

So wird nun eine solche Zeit kommen / darinnen die Verdampten werden beraubet seyn aller Creaturen Wolthaten / daß sie auch nicht eines Tröpflein Wassers werden geniessen können / nach solcher Zeit verlanget die Creaturen / daß sie nur den Sünden nicht mehr dienen / ob es jhnen schon kostet jhr eigen Vnter-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0111" n="95"/>
vergänglichen Wesens / zu der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes.</p>
        <p>Es kan zwar bey vnvernünfftigen Creaturen die Hoffnung nicht auff solche weise                      statt haben / als bey den Menschen / doch findet sich bey jhnen Hoffnung nach                      jhrer masse. Als wann ein Kraut oder Baum / den Winter über vnter der Kälte kahl                      stehet / vnd vnterdrucket wird / daß es seine güte nicht herfür bringen kan / so                      erkennet es doch / daß es noch nicht Zeit ist / es werde aber eine andere Zeit                      kommen / da es seine Macht wieder wird bekommen / derselbigen Zeit erwartet es /                      vnd das ist seine Hoffnung.</p>
        <p>Auff solche weise ist der gantzen Natur eine Hoffnung eingepflantzet / auff die                      zukünfftige Erfreyung / vom Dienst deß vergänglichen Wesens / was das für eine                      Erfreyung seyn wird / davon hat man nicht einerley Gedancken. Viele halten dafür                      / daß die gantze Welt am Jüngsten Tage werde ernewert werden / da zwar nach                      Gottes Wort die Himmel vnd alle Elementen werden verschmeltzen / doch aber auß                      derselben Aschen ein newer Himmel vnd eine newe Erde soll erschaffen werden /                      darinnen Sonn vnd Mond viel heller leuchten werde / als nun / die Erde auch                      nicht mehr werde etwas vnliebliches vnd widriges herfür bringen.</p>
        <p>Die H. Schrifft gibt so viel zu verstehen / daß Himmel vnd Erde werde vergehen /                      also / daß jhre stätte nicht mehr werde gefunden werden / so gedencket auch hie                      der Geist Gottes keiner Ernewerung / sondern nur einer Erfreyung vom Dienste der                      Eitelkeit / welches auch geschehen kan / durch der Creaturen gäntzlichen                      Vntergang / denn es nicht glaublich ist / daß die vnvernünfftige Thiere eben wie                      die Menschen / zum ewigen Leben erschaffen seyn.</p>
        <p>So wird nun eine solche Zeit kommen / darinnen die Verdampten werden beraubet                      seyn aller Creaturen Wolthaten / daß sie auch nicht eines Tröpflein Wassers                      werden geniessen können / nach solcher Zeit verlanget die Creaturen / daß sie                      nur den Sünden nicht mehr dienen / ob es jhnen schon kostet jhr eigen                              Vnter-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0111] vergänglichen Wesens / zu der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes. Es kan zwar bey vnvernünfftigen Creaturen die Hoffnung nicht auff solche weise statt haben / als bey den Menschen / doch findet sich bey jhnen Hoffnung nach jhrer masse. Als wann ein Kraut oder Baum / den Winter über vnter der Kälte kahl stehet / vnd vnterdrucket wird / daß es seine güte nicht herfür bringen kan / so erkennet es doch / daß es noch nicht Zeit ist / es werde aber eine andere Zeit kommen / da es seine Macht wieder wird bekommen / derselbigen Zeit erwartet es / vnd das ist seine Hoffnung. Auff solche weise ist der gantzen Natur eine Hoffnung eingepflantzet / auff die zukünfftige Erfreyung / vom Dienst deß vergänglichen Wesens / was das für eine Erfreyung seyn wird / davon hat man nicht einerley Gedancken. Viele halten dafür / daß die gantze Welt am Jüngsten Tage werde ernewert werden / da zwar nach Gottes Wort die Himmel vnd alle Elementen werden verschmeltzen / doch aber auß derselben Aschen ein newer Himmel vnd eine newe Erde soll erschaffen werden / darinnen Sonn vnd Mond viel heller leuchten werde / als nun / die Erde auch nicht mehr werde etwas vnliebliches vnd widriges herfür bringen. Die H. Schrifft gibt so viel zu verstehen / daß Himmel vnd Erde werde vergehen / also / daß jhre stätte nicht mehr werde gefunden werden / so gedencket auch hie der Geist Gottes keiner Ernewerung / sondern nur einer Erfreyung vom Dienste der Eitelkeit / welches auch geschehen kan / durch der Creaturen gäntzlichen Vntergang / denn es nicht glaublich ist / daß die vnvernünfftige Thiere eben wie die Menschen / zum ewigen Leben erschaffen seyn. So wird nun eine solche Zeit kommen / darinnen die Verdampten werden beraubet seyn aller Creaturen Wolthaten / daß sie auch nicht eines Tröpflein Wassers werden geniessen können / nach solcher Zeit verlanget die Creaturen / daß sie nur den Sünden nicht mehr dienen / ob es jhnen schon kostet jhr eigen Vnter-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/111
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Ander Theil Apostolischer Auffmu[n]terung zum Lebendigen Glauben in Christo Jesu. Frankfurt (Main) u. a., 1652, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luetkemann_auffmunterung2_1652/111>, abgerufen am 23.11.2024.