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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Gleichzeitige Zusammenziehung der einzelnen Muskelröhren.
schwächt oder nur venöses Blut durch dasselbe getrieben wird. -- b. Die
Kraft der einzelnen Zusammenziehung nimmt beträchtlich ab, wenn das Herz
durch einen Induktionstrom zu sehr raschen Bewegungen veranlasst wird.
-- c. Die Kraft der einzelnen Bewegung ist sehr bedeutend, wenn die
n. vagi durchschnitten wurden. -- d. Die einzelnen, durch lange Dia-
stolen getrennten Herzschläge, welche bei Säugethieren während der
Vaguserregung zu Stande kommen, sind sehr energisch, während sie
unter gleichen Umständen bei Fröschen sehr wenig umfangreich sind. --
e. Wenn sich der Entleerung des Bluts unter sonst für die Herzernäh-
rung günstigen Umständen Widerstände entgegensetzen, so nimmt die
Härte des zusammengezogenen Herzens beträchtlich zu.

Von dem Nutzeffect des Herzens für den Blutlauf wird bei einer
spätern Gelegenheit die Rede sein.

5. Ueber die Gleichzeitigkeit der Bewegung in den
Elementartheilen der einzelnen Abtheilungen des Her-
zens
. -- Da das Herz aus einer grossen Zahl getrennter nur in Berüh-
rung befindlicher nervöser und muskulöser Elementartheile besteht, so
kann die gleichzeitige Bewegung der beiden Vorhöfe und der beiden
Kammern sich nur erläutern aus einer gegenseitigen Mittheilung der in-
neren Zustände der Elementartheile, aus welchen sich die erwähnten
Abtheilungen zusammensetzen. Die Bedingungen, welche zum Zustande-
kommen dieser gegenseitigen Mittheilung gehören, bestehen: a. In der
unmittelbaren Berührung der einzelnen Theile. Schneidet man nemlich
ein schlagendes Froschherz in mehrere Theile, so pulsirt jeder dersel-
ben zwar fort, aber die einzelnen Stücke bewegen sich nicht mehr gleich-
zeitig (Volkmann*)). -- b. Die einzelnen Abtheilungen müssen sich
in annähernd gleichem Erregungszustande finden; denn es verlieren auch
an dem unversehrten Herzen die einzelnen Muskelbündel der Kammern
die Gleichzeitigkeit ihrer Bewegung, wenn man schädliche Einflüsse in
beschränkter Ausdehnung auf sie wirken liess. Namentlich geschieht
dieses, wenn man anhaltend elektrische Schläge durch die Kammern sen-
det; hierdurch zieht sich bald dieser und bald jener Theil der letztern
zusammen, ohne Betheiligung der übrigen. -- c. Die Orte, an denen
diese Uebertragung stattfindet, lassen sich nicht angeben; es ist nur zu
behaupten, dass sie sehr verbreitet im Herzen vorhanden sein müssen,
da jedes Stück eines zerschnittenen Herzens in Folge einer beschränk-
ten Berührung, z. B. eines Nadelstichs, noch in eine totale Zusammen-
ziehung gerathen kann.

6. Herztöne**). -- Das mit Blut erfüllte, noch in normaler Verbin-

*) Müllers Archiv. 1844. -- Bidder, ibidem. 1852. p. 163.
**) Kiwisch v. Rotterau, mediz. physikal. Berichte. Würzburg. I. Bd. 9. -- Nega, Beiträge
zur Kenntniss u. s. w. Breslau 1852.

Gleichzeitige Zusammenziehung der einzelnen Muskelröhren.
schwächt oder nur venöses Blut durch dasselbe getrieben wird. — b. Die
Kraft der einzelnen Zusammenziehung nimmt beträchtlich ab, wenn das Herz
durch einen Induktionstrom zu sehr raschen Bewegungen veranlasst wird.
— c. Die Kraft der einzelnen Bewegung ist sehr bedeutend, wenn die
n. vagi durchschnitten wurden. — d. Die einzelnen, durch lange Dia-
stolen getrennten Herzschläge, welche bei Säugethieren während der
Vaguserregung zu Stande kommen, sind sehr energisch, während sie
unter gleichen Umständen bei Fröschen sehr wenig umfangreich sind. —
e. Wenn sich der Entleerung des Bluts unter sonst für die Herzernäh-
rung günstigen Umständen Widerstände entgegensetzen, so nimmt die
Härte des zusammengezogenen Herzens beträchtlich zu.

Von dem Nutzeffect des Herzens für den Blutlauf wird bei einer
spätern Gelegenheit die Rede sein.

5. Ueber die Gleichzeitigkeit der Bewegung in den
Elementartheilen der einzelnen Abtheilungen des Her-
zens
. — Da das Herz aus einer grossen Zahl getrennter nur in Berüh-
rung befindlicher nervöser und muskulöser Elementartheile besteht, so
kann die gleichzeitige Bewegung der beiden Vorhöfe und der beiden
Kammern sich nur erläutern aus einer gegenseitigen Mittheilung der in-
neren Zustände der Elementartheile, aus welchen sich die erwähnten
Abtheilungen zusammensetzen. Die Bedingungen, welche zum Zustande-
kommen dieser gegenseitigen Mittheilung gehören, bestehen: a. In der
unmittelbaren Berührung der einzelnen Theile. Schneidet man nemlich
ein schlagendes Froschherz in mehrere Theile, so pulsirt jeder dersel-
ben zwar fort, aber die einzelnen Stücke bewegen sich nicht mehr gleich-
zeitig (Volkmann*)). — b. Die einzelnen Abtheilungen müssen sich
in annähernd gleichem Erregungszustande finden; denn es verlieren auch
an dem unversehrten Herzen die einzelnen Muskelbündel der Kammern
die Gleichzeitigkeit ihrer Bewegung, wenn man schädliche Einflüsse in
beschränkter Ausdehnung auf sie wirken liess. Namentlich geschieht
dieses, wenn man anhaltend elektrische Schläge durch die Kammern sen-
det; hierdurch zieht sich bald dieser und bald jener Theil der letztern
zusammen, ohne Betheiligung der übrigen. — c. Die Orte, an denen
diese Uebertragung stattfindet, lassen sich nicht angeben; es ist nur zu
behaupten, dass sie sehr verbreitet im Herzen vorhanden sein müssen,
da jedes Stück eines zerschnittenen Herzens in Folge einer beschränk-
ten Berührung, z. B. eines Nadelstichs, noch in eine totale Zusammen-
ziehung gerathen kann.

6. Herztöne**). — Das mit Blut erfüllte, noch in normaler Verbin-

*) Müllers Archiv. 1844. — Bidder, ibidem. 1852. p. 163.
**) Kiwisch v. Rotterau, mediz. physikal. Berichte. Würzburg. I. Bd. 9. — Nega, Beiträge
zur Kenntniss u. s. w. Breslau 1852.
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[74/0090] Gleichzeitige Zusammenziehung der einzelnen Muskelröhren. schwächt oder nur venöses Blut durch dasselbe getrieben wird. — b. Die Kraft der einzelnen Zusammenziehung nimmt beträchtlich ab, wenn das Herz durch einen Induktionstrom zu sehr raschen Bewegungen veranlasst wird. — c. Die Kraft der einzelnen Bewegung ist sehr bedeutend, wenn die n. vagi durchschnitten wurden. — d. Die einzelnen, durch lange Dia- stolen getrennten Herzschläge, welche bei Säugethieren während der Vaguserregung zu Stande kommen, sind sehr energisch, während sie unter gleichen Umständen bei Fröschen sehr wenig umfangreich sind. — e. Wenn sich der Entleerung des Bluts unter sonst für die Herzernäh- rung günstigen Umständen Widerstände entgegensetzen, so nimmt die Härte des zusammengezogenen Herzens beträchtlich zu. Von dem Nutzeffect des Herzens für den Blutlauf wird bei einer spätern Gelegenheit die Rede sein. 5. Ueber die Gleichzeitigkeit der Bewegung in den Elementartheilen der einzelnen Abtheilungen des Her- zens. — Da das Herz aus einer grossen Zahl getrennter nur in Berüh- rung befindlicher nervöser und muskulöser Elementartheile besteht, so kann die gleichzeitige Bewegung der beiden Vorhöfe und der beiden Kammern sich nur erläutern aus einer gegenseitigen Mittheilung der in- neren Zustände der Elementartheile, aus welchen sich die erwähnten Abtheilungen zusammensetzen. Die Bedingungen, welche zum Zustande- kommen dieser gegenseitigen Mittheilung gehören, bestehen: a. In der unmittelbaren Berührung der einzelnen Theile. Schneidet man nemlich ein schlagendes Froschherz in mehrere Theile, so pulsirt jeder dersel- ben zwar fort, aber die einzelnen Stücke bewegen sich nicht mehr gleich- zeitig (Volkmann *)). — b. Die einzelnen Abtheilungen müssen sich in annähernd gleichem Erregungszustande finden; denn es verlieren auch an dem unversehrten Herzen die einzelnen Muskelbündel der Kammern die Gleichzeitigkeit ihrer Bewegung, wenn man schädliche Einflüsse in beschränkter Ausdehnung auf sie wirken liess. Namentlich geschieht dieses, wenn man anhaltend elektrische Schläge durch die Kammern sen- det; hierdurch zieht sich bald dieser und bald jener Theil der letztern zusammen, ohne Betheiligung der übrigen. — c. Die Orte, an denen diese Uebertragung stattfindet, lassen sich nicht angeben; es ist nur zu behaupten, dass sie sehr verbreitet im Herzen vorhanden sein müssen, da jedes Stück eines zerschnittenen Herzens in Folge einer beschränk- ten Berührung, z. B. eines Nadelstichs, noch in eine totale Zusammen- ziehung gerathen kann. 6. Herztöne **). — Das mit Blut erfüllte, noch in normaler Verbin- *) Müllers Archiv. 1844. — Bidder, ibidem. 1852. p. 163. **) Kiwisch v. Rotterau, mediz. physikal. Berichte. Würzburg. I. Bd. 9. — Nega, Beiträge zur Kenntniss u. s. w. Breslau 1852.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/90>, abgerufen am 23.11.2024.