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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Formveränderung des zusammengezogenen Ventrikels.
[Abbildung] Fig. 36.
beiden Papillarmuskeln mit zwei einander entspre-
chenden Sehnen nach dem Schema a b und c d an
ihn festsetzen. Ziehen sich die Papillarmuskeln zu-
sammen, in der Art, dass sie ihren Sehnen in der
Richtung von b nach a und d nach e einen Zug
ertheilen, so wird die Klappe in der Richtung des
Pfeils p gehen, wie dieses der Grundsatz vom Pa-
ralellogramm der Kräfte verlangt. Das, was hier für
die zugehörigen Sehnen zweier Papillarmuskeln bewie-
sen wurde, gilt bei dem symmetrischen Ansatz der-
selben aber auch für alle übrigen. Die Papillarmus-
keln werden aber durch ihre Sehnen den Klappen
nur dann einen Zug mittheilen können, wenn diese letzteren in einer an-
nähernd senkrechten Richtung zur Längenachse des Herzens stehen,
wenn also, um mit den Aerzten zu reden, die Klappen gestellt sind.
Denn nur in diesem Falle spannen sich die winklig abgehenden Sehnen
(zweiter und dritter Ordnung) zwischen Klappe und Papillarmuskel aus. --
b. Indem sich das Herz allseitig verkürzt und verschmälert, sucht es
dabei aber zugleich eine ganz bestimmte Form anzunehmen. Die Basis
des Herzens wird nemlich auf dem Querschnitt annähernd kreisförmig,
die Spitze sucht sich dagegen dem Mittelpunkt dieses Kreises in einem
ganz bestimmten Abstand gegenüber zu stellen, mit einem Worte, das
Herz zieht sich selbst überlassen zu einem regelmässigen Kegel zusam-
men. Hierbei wird das Herz zugleich sehr hart, so dass nur durch be-
trächtliche Drücke die Form des zusammengezogenen Herzens merklich
geändert werden kann. -- Der Grund für die Erhärtung des zusammen-
gezogenen Herzens liegt in der besonderen Muskelanordnung, vermöge
derer die einzelnen Fasern sich nach einer Richtung hin unterstützen,
nach der andern aber hemmen, oder anders ausgedrückt, sich gegen-
seitig spannen. Diess ist ohne weitere Auseinandersetzung sogleich ein-
leuchtend, wenn man die Wirkungen zweier oder mehrer nebeneinan-
derliegender Fasern des Schemas (Fig. 33.) zergliedert. -- Die Kegel-
gestalt des zusammengezogenen Herzens wird wahrscheinlich dadurch
veranlasst, dass vom ganzen Umfang der Herzbasis Fasern gegen die
Spitze zusammenlaufen, welche durch ihre Gegenwirkungen dieser letz-
teren eine bestimmte Stellung zu der ersteren anweisen müssen. Zu-
gleich darf im Allgemeinen vorausgesetzt werden, dass die mehr gegen
die Spitze liegenden Muskelmassen das Herz verkürzen, während die an
der Basis gelegenen seinen Umfang mindern, denn dort läuft die über-
wiegende Zahl annähernd parallel und hier annähernd senkrecht gegen
die Längenachse des Herzens. -- Die Zusammenziehung beengt, soweit er-
sichtlich, die arteriellen Mündungen nicht; es ist noch nicht klar, wie
diess geschieht.

Formveränderung des zusammengezogenen Ventrikels.
[Abbildung] Fig. 36.
beiden Papillarmuskeln mit zwei einander entspre-
chenden Sehnen nach dem Schema a b und c d an
ihn festsetzen. Ziehen sich die Papillarmuskeln zu-
sammen, in der Art, dass sie ihren Sehnen in der
Richtung von b nach a und d nach e einen Zug
ertheilen, so wird die Klappe in der Richtung des
Pfeils p gehen, wie dieses der Grundsatz vom Pa-
ralellogramm der Kräfte verlangt. Das, was hier für
die zugehörigen Sehnen zweier Papillarmuskeln bewie-
sen wurde, gilt bei dem symmetrischen Ansatz der-
selben aber auch für alle übrigen. Die Papillarmus-
keln werden aber durch ihre Sehnen den Klappen
nur dann einen Zug mittheilen können, wenn diese letzteren in einer an-
nähernd senkrechten Richtung zur Längenachse des Herzens stehen,
wenn also, um mit den Aerzten zu reden, die Klappen gestellt sind.
Denn nur in diesem Falle spannen sich die winklig abgehenden Sehnen
(zweiter und dritter Ordnung) zwischen Klappe und Papillarmuskel aus. —
b. Indem sich das Herz allseitig verkürzt und verschmälert, sucht es
dabei aber zugleich eine ganz bestimmte Form anzunehmen. Die Basis
des Herzens wird nemlich auf dem Querschnitt annähernd kreisförmig,
die Spitze sucht sich dagegen dem Mittelpunkt dieses Kreises in einem
ganz bestimmten Abstand gegenüber zu stellen, mit einem Worte, das
Herz zieht sich selbst überlassen zu einem regelmässigen Kegel zusam-
men. Hierbei wird das Herz zugleich sehr hart, so dass nur durch be-
trächtliche Drücke die Form des zusammengezogenen Herzens merklich
geändert werden kann. — Der Grund für die Erhärtung des zusammen-
gezogenen Herzens liegt in der besonderen Muskelanordnung, vermöge
derer die einzelnen Fasern sich nach einer Richtung hin unterstützen,
nach der andern aber hemmen, oder anders ausgedrückt, sich gegen-
seitig spannen. Diess ist ohne weitere Auseinandersetzung sogleich ein-
leuchtend, wenn man die Wirkungen zweier oder mehrer nebeneinan-
derliegender Fasern des Schemas (Fig. 33.) zergliedert. — Die Kegel-
gestalt des zusammengezogenen Herzens wird wahrscheinlich dadurch
veranlasst, dass vom ganzen Umfang der Herzbasis Fasern gegen die
Spitze zusammenlaufen, welche durch ihre Gegenwirkungen dieser letz-
teren eine bestimmte Stellung zu der ersteren anweisen müssen. Zu-
gleich darf im Allgemeinen vorausgesetzt werden, dass die mehr gegen
die Spitze liegenden Muskelmassen das Herz verkürzen, während die an
der Basis gelegenen seinen Umfang mindern, denn dort läuft die über-
wiegende Zahl annähernd parallel und hier annähernd senkrecht gegen
die Längenachse des Herzens. — Die Zusammenziehung beengt, soweit er-
sichtlich, die arteriellen Mündungen nicht; es ist noch nicht klar, wie
diess geschieht.

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[61/0077] Formveränderung des zusammengezogenen Ventrikels. [Abbildung Fig. 36.] beiden Papillarmuskeln mit zwei einander entspre- chenden Sehnen nach dem Schema a b und c d an ihn festsetzen. Ziehen sich die Papillarmuskeln zu- sammen, in der Art, dass sie ihren Sehnen in der Richtung von b nach a und d nach e einen Zug ertheilen, so wird die Klappe in der Richtung des Pfeils p gehen, wie dieses der Grundsatz vom Pa- ralellogramm der Kräfte verlangt. Das, was hier für die zugehörigen Sehnen zweier Papillarmuskeln bewie- sen wurde, gilt bei dem symmetrischen Ansatz der- selben aber auch für alle übrigen. Die Papillarmus- keln werden aber durch ihre Sehnen den Klappen nur dann einen Zug mittheilen können, wenn diese letzteren in einer an- nähernd senkrechten Richtung zur Längenachse des Herzens stehen, wenn also, um mit den Aerzten zu reden, die Klappen gestellt sind. Denn nur in diesem Falle spannen sich die winklig abgehenden Sehnen (zweiter und dritter Ordnung) zwischen Klappe und Papillarmuskel aus. — b. Indem sich das Herz allseitig verkürzt und verschmälert, sucht es dabei aber zugleich eine ganz bestimmte Form anzunehmen. Die Basis des Herzens wird nemlich auf dem Querschnitt annähernd kreisförmig, die Spitze sucht sich dagegen dem Mittelpunkt dieses Kreises in einem ganz bestimmten Abstand gegenüber zu stellen, mit einem Worte, das Herz zieht sich selbst überlassen zu einem regelmässigen Kegel zusam- men. Hierbei wird das Herz zugleich sehr hart, so dass nur durch be- trächtliche Drücke die Form des zusammengezogenen Herzens merklich geändert werden kann. — Der Grund für die Erhärtung des zusammen- gezogenen Herzens liegt in der besonderen Muskelanordnung, vermöge derer die einzelnen Fasern sich nach einer Richtung hin unterstützen, nach der andern aber hemmen, oder anders ausgedrückt, sich gegen- seitig spannen. Diess ist ohne weitere Auseinandersetzung sogleich ein- leuchtend, wenn man die Wirkungen zweier oder mehrer nebeneinan- derliegender Fasern des Schemas (Fig. 33.) zergliedert. — Die Kegel- gestalt des zusammengezogenen Herzens wird wahrscheinlich dadurch veranlasst, dass vom ganzen Umfang der Herzbasis Fasern gegen die Spitze zusammenlaufen, welche durch ihre Gegenwirkungen dieser letz- teren eine bestimmte Stellung zu der ersteren anweisen müssen. Zu- gleich darf im Allgemeinen vorausgesetzt werden, dass die mehr gegen die Spitze liegenden Muskelmassen das Herz verkürzen, während die an der Basis gelegenen seinen Umfang mindern, denn dort läuft die über- wiegende Zahl annähernd parallel und hier annähernd senkrecht gegen die Längenachse des Herzens. — Die Zusammenziehung beengt, soweit er- sichtlich, die arteriellen Mündungen nicht; es ist noch nicht klar, wie diess geschieht.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/77>, abgerufen am 24.11.2024.