Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

Bild:
<< vorherige Seite

Mittel zur Erhaltung der Normalwärme.
Colonne B zerfällt in 4 Unterabtheilungen, welche die Ueberschriften 50,
70, 90, 100
pCt. tragen. Diese Ueberschriften beziehen sich auf die Pro-
zente der ganzen Dunstmenge, welche die Luft fassen kann, wenn sie
die in A angemerkte Temperatur besitzt. Die unter den einzelnen Unter-
abtheilungen stehenden Zahlen geben an, wie viel Wärmeeinheiten ver-
braucht werden, um die Luft bei einer Temperatur von 37° C. vollständig
mit Wasserdampf zu sättigen, nachdem sie schon bis zu den bezeichneten
Grenzen für die unter A gegebene Temperatur mit Wasserdampf erfüllt war.
Unter C endlich ist die Zahl der Wärmeeinheiten notirt, welche die Luft
verbraucht, um ihre Temperatur von den unter A gegebenen Graden an
auf 37° C. zu bringen.

[Tabelle]

Diese Tafel lässt erkennen, dass in den sommerlichen Temperatur- und Feuch-
tigkeitsgraden die Abkühlung, welche die Luft zu erzeugen vermag, fast nur der Ver-
dunstung zuzuschreiben ist.

3. Einige Körpertheile sind zugleich mit starken Horngebilden
und zahlreichen und grossen Schweissdrüsen begabt, z. B. das Haupt,
das einerseits das Kopfhaar und andererseits die schweissdrüsenreiche
Stirnhaut trägt; die dicke Epidermissohle der Füsse, das Haar und die
Schweissdrüsen der Achselhöhle sind ebenfalls hierher zu ziehen. --
Anderen Hautstellen ist durch ein sehr leicht und bedeutend zu erwei-
terndes und verengerndes Gefässsystem die Möglichkeit gegeben, ihren
Wärmeverlust dem wechselnden Gewinne anzupassen; so die Ohrmuscheln,
die Nasenhöhle u. s. w.

4. Wird dagegen die Temperatur verändert in Folge der steigenden
oder mangelnden Abkühlung, so richtet sich bis zu einem gewissen Grade
das Nahrungsbedürfniss darnach ein. So ist es gar keinem Zweifel unter-
worfen, dass bei den Warmblütern die proportionale Menge von Nahrung
wächst mit dem steigenden Quotienten aus der Oberfläche in das Gewicht
des Körpers, womit, wie Bergmann *) in der anziehendsten Weise
dargelegt hat, die Abkühlung der Thiere steigen muss; kleine Menschen
und Thiere, welche relativ zu ihrem Körpergewichte mehr abkühlen,
essen demnach auch relativ mehr als grosse. -- Mit der Muskelanstren-
gung nimmt ebenfalls das Nahrungsbedürfniss zu, und zugleich steigt
auch mit ihr der Wärmeverlust, da ein Theil der latenten Wärme sich

*) Ueber die Verhältnisse der Wärmeökonomie der Thiere zu ihrer Grösse. Göttingen 1848.

Mittel zur Erhaltung der Normalwärme.
Colonne B zerfällt in 4 Unterabtheilungen, welche die Ueberschriften 50,
70, 90, 100
pCt. tragen. Diese Ueberschriften beziehen sich auf die Pro-
zente der ganzen Dunstmenge, welche die Luft fassen kann, wenn sie
die in A angemerkte Temperatur besitzt. Die unter den einzelnen Unter-
abtheilungen stehenden Zahlen geben an, wie viel Wärmeeinheiten ver-
braucht werden, um die Luft bei einer Temperatur von 37° C. vollständig
mit Wasserdampf zu sättigen, nachdem sie schon bis zu den bezeichneten
Grenzen für die unter A gegebene Temperatur mit Wasserdampf erfüllt war.
Unter C endlich ist die Zahl der Wärmeeinheiten notirt, welche die Luft
verbraucht, um ihre Temperatur von den unter A gegebenen Graden an
auf 37° C. zu bringen.

[Tabelle]

Diese Tafel lässt erkennen, dass in den sommerlichen Temperatur- und Feuch-
tigkeitsgraden die Abkühlung, welche die Luft zu erzeugen vermag, fast nur der Ver-
dunstung zuzuschreiben ist.

3. Einige Körpertheile sind zugleich mit starken Horngebilden
und zahlreichen und grossen Schweissdrüsen begabt, z. B. das Haupt,
das einerseits das Kopfhaar und andererseits die schweissdrüsenreiche
Stirnhaut trägt; die dicke Epidermissohle der Füsse, das Haar und die
Schweissdrüsen der Achselhöhle sind ebenfalls hierher zu ziehen. —
Anderen Hautstellen ist durch ein sehr leicht und bedeutend zu erwei-
terndes und verengerndes Gefässsystem die Möglichkeit gegeben, ihren
Wärmeverlust dem wechselnden Gewinne anzupassen; so die Ohrmuscheln,
die Nasenhöhle u. s. w.

4. Wird dagegen die Temperatur verändert in Folge der steigenden
oder mangelnden Abkühlung, so richtet sich bis zu einem gewissen Grade
das Nahrungsbedürfniss darnach ein. So ist es gar keinem Zweifel unter-
worfen, dass bei den Warmblütern die proportionale Menge von Nahrung
wächst mit dem steigenden Quotienten aus der Oberfläche in das Gewicht
des Körpers, womit, wie Bergmann *) in der anziehendsten Weise
dargelegt hat, die Abkühlung der Thiere steigen muss; kleine Menschen
und Thiere, welche relativ zu ihrem Körpergewichte mehr abkühlen,
essen demnach auch relativ mehr als grosse. — Mit der Muskelanstren-
gung nimmt ebenfalls das Nahrungsbedürfniss zu, und zugleich steigt
auch mit ihr der Wärmeverlust, da ein Theil der latenten Wärme sich

*) Ueber die Verhältnisse der Wärmeökonomie der Thiere zu ihrer Grösse. Göttingen 1848.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0501" n="485"/><fw place="top" type="header">Mittel zur Erhaltung der Normalwärme.</fw><lb/>
Colonne B zerfällt in <hi rendition="#b">4</hi> Unterabtheilungen, welche die Ueberschriften <hi rendition="#b">50,<lb/>
70, 90, 100</hi> pCt. tragen. Diese Ueberschriften beziehen sich auf die Pro-<lb/>
zente der ganzen Dunstmenge, welche die Luft fassen kann, wenn sie<lb/>
die in A angemerkte Temperatur besitzt. Die unter den einzelnen Unter-<lb/>
abtheilungen stehenden Zahlen geben an, wie viel Wärmeeinheiten ver-<lb/>
braucht werden, um die Luft bei einer Temperatur von <hi rendition="#b">37</hi>° C. vollständig<lb/>
mit Wasserdampf zu sättigen, nachdem sie schon bis zu den bezeichneten<lb/>
Grenzen für die unter A gegebene Temperatur mit Wasserdampf erfüllt war.<lb/>
Unter C endlich ist die Zahl der Wärmeeinheiten notirt, welche die Luft<lb/>
verbraucht, um ihre Temperatur von den unter A gegebenen Graden an<lb/>
auf <hi rendition="#b">37</hi>° C. zu bringen.</p><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell/>
            </row>
          </table>
          <p>Diese Tafel lässt erkennen, dass in den sommerlichen Temperatur- und Feuch-<lb/>
tigkeitsgraden die Abkühlung, welche die Luft zu erzeugen vermag, fast nur der Ver-<lb/>
dunstung zuzuschreiben ist.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#b">3.</hi> Einige Körpertheile sind zugleich mit starken Horngebilden<lb/>
und zahlreichen und grossen Schweissdrüsen begabt, z. B. das Haupt,<lb/>
das einerseits das Kopfhaar und andererseits die schweissdrüsenreiche<lb/>
Stirnhaut trägt; die dicke Epidermissohle der Füsse, das Haar und die<lb/>
Schweissdrüsen der Achselhöhle sind ebenfalls hierher zu ziehen. &#x2014;<lb/>
Anderen Hautstellen ist durch ein sehr leicht und bedeutend zu erwei-<lb/>
terndes und verengerndes Gefässsystem die Möglichkeit gegeben, ihren<lb/>
Wärmeverlust dem wechselnden Gewinne anzupassen; so die Ohrmuscheln,<lb/>
die Nasenhöhle u. s. w.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#b">4.</hi> Wird dagegen die Temperatur verändert in Folge der steigenden<lb/>
oder mangelnden Abkühlung, so richtet sich bis zu einem gewissen Grade<lb/>
das Nahrungsbedürfniss darnach ein. So ist es gar keinem Zweifel unter-<lb/>
worfen, dass bei den Warmblütern die proportionale Menge von Nahrung<lb/>
wächst mit dem steigenden Quotienten aus der Oberfläche in das Gewicht<lb/>
des Körpers, womit, wie <hi rendition="#g">Bergmann</hi> <note place="foot" n="*)">Ueber die Verhältnisse der Wärmeökonomie der Thiere zu ihrer Grösse. Göttingen 1848.</note> in der anziehendsten Weise<lb/>
dargelegt hat, die Abkühlung der Thiere steigen muss; kleine Menschen<lb/>
und Thiere, welche relativ zu ihrem Körpergewichte mehr abkühlen,<lb/>
essen demnach auch relativ mehr als grosse. &#x2014; Mit der Muskelanstren-<lb/>
gung nimmt ebenfalls das Nahrungsbedürfniss zu, und zugleich steigt<lb/>
auch mit ihr der Wärmeverlust, da ein Theil der latenten Wärme sich<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[485/0501] Mittel zur Erhaltung der Normalwärme. Colonne B zerfällt in 4 Unterabtheilungen, welche die Ueberschriften 50, 70, 90, 100 pCt. tragen. Diese Ueberschriften beziehen sich auf die Pro- zente der ganzen Dunstmenge, welche die Luft fassen kann, wenn sie die in A angemerkte Temperatur besitzt. Die unter den einzelnen Unter- abtheilungen stehenden Zahlen geben an, wie viel Wärmeeinheiten ver- braucht werden, um die Luft bei einer Temperatur von 37° C. vollständig mit Wasserdampf zu sättigen, nachdem sie schon bis zu den bezeichneten Grenzen für die unter A gegebene Temperatur mit Wasserdampf erfüllt war. Unter C endlich ist die Zahl der Wärmeeinheiten notirt, welche die Luft verbraucht, um ihre Temperatur von den unter A gegebenen Graden an auf 37° C. zu bringen. Diese Tafel lässt erkennen, dass in den sommerlichen Temperatur- und Feuch- tigkeitsgraden die Abkühlung, welche die Luft zu erzeugen vermag, fast nur der Ver- dunstung zuzuschreiben ist. 3. Einige Körpertheile sind zugleich mit starken Horngebilden und zahlreichen und grossen Schweissdrüsen begabt, z. B. das Haupt, das einerseits das Kopfhaar und andererseits die schweissdrüsenreiche Stirnhaut trägt; die dicke Epidermissohle der Füsse, das Haar und die Schweissdrüsen der Achselhöhle sind ebenfalls hierher zu ziehen. — Anderen Hautstellen ist durch ein sehr leicht und bedeutend zu erwei- terndes und verengerndes Gefässsystem die Möglichkeit gegeben, ihren Wärmeverlust dem wechselnden Gewinne anzupassen; so die Ohrmuscheln, die Nasenhöhle u. s. w. 4. Wird dagegen die Temperatur verändert in Folge der steigenden oder mangelnden Abkühlung, so richtet sich bis zu einem gewissen Grade das Nahrungsbedürfniss darnach ein. So ist es gar keinem Zweifel unter- worfen, dass bei den Warmblütern die proportionale Menge von Nahrung wächst mit dem steigenden Quotienten aus der Oberfläche in das Gewicht des Körpers, womit, wie Bergmann *) in der anziehendsten Weise dargelegt hat, die Abkühlung der Thiere steigen muss; kleine Menschen und Thiere, welche relativ zu ihrem Körpergewichte mehr abkühlen, essen demnach auch relativ mehr als grosse. — Mit der Muskelanstren- gung nimmt ebenfalls das Nahrungsbedürfniss zu, und zugleich steigt auch mit ihr der Wärmeverlust, da ein Theil der latenten Wärme sich *) Ueber die Verhältnisse der Wärmeökonomie der Thiere zu ihrer Grösse. Göttingen 1848.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/501
Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/501>, abgerufen am 22.11.2024.