durch die Magenschleimhaut auch die alkalisch reagirende Milch (Heintz, Selmi) *).
Magenschleim. Neutral und angesäuert verhält er sich indiffe- rent gegen Eiweiss und Leimstoffe (Wassmann, Goll). Wie er sich gegen die übrigen Nahrungsmittel stellt, ist unbekannt.
Natürlicher Magensaft. Das Saftgemenge, wie es aus Magen- fisteln beim Menschen und Thiere gewonnen werden kann, verändert unter gar keinen Umständen: Fette, Gummi, Pektin, Cellulose, elasti- sches und horniges Gewebe. Gegen andere einfache Nahrungsstoffe ver- hält er sich je nach seinen Eigenschaften verschieden. -- 1) Alkalisch reagirender Magensaft, wie wir vermuthen, ein Gemenge aus viel Spei- chel und wenig Labsaft, verhält sich dem Amylon und Zucker gegen- über wie gemischter Speichel; die ungekochte Stärke greift er nicht an, die gekochte verwandelt er in Zucker und diesen (Rohr-, Trauben-, Milchzucker) in Milchsäure. -- Ueber seinen Einfluss auf die festen Eiweissstoffe widersprechen sich die Erfahrungen. Nach Bidder und Schmidt**) verhält sich der neutrale oder alkalische Magensaft des Hundes, vorausgesetzt, dass er als solcher aus dem Magen genommen wurde, gleichgiltig gegen dieselben; nach Versuchen von Schröder***) mit menschlichem Magensafte ist dagegen die alkalische Reaktion durch- aus nicht hinderlich der Umsetzung des gekochten Hühnereiweisses und Fleisches. Das Resultat an Hunden ist, wie man sieht, in Ueberein- stimmung, das am Menschen im Widerspruch mit den Beobachtungen über den künstlichen Labsaft. -- 2) Der sauer reagirende Magensaft, ein Gemenge, in welchem der Labsaft überwiegt, ist um so weniger geeignet, gekochtes Amylon und Zucker umzuwandeln, je relativ weniger Speichel er enthält; in saurem Magensaft geht also die bezeichnete Umwandlung langsam und in recht saurem so gut wie gar nicht mehr vor sich. Stumpft man die Säure ab, so gewinnt er dagegen wieder die Fähig- keit, Zucker in Milchsäure überzuführen (Frerichs). Gerade umge- kehrt verhält er sich nun gegen Eiweissstoffe. Die Versuche von Bid- der und Schmidt an Hunden und von Schröder am Menschen ge- ben übereinstimmend an, dass im Allgemeinen ein saurer Magensaft um so reichlicher gekochtes Eiweiss und Fleisch auflöst, je mehr er Kali zu seiner Sättigung bedarf, mit anderen Worten, um so saurer er ist. Wird die Säure abgestumpft, so büsst er sein Vermögen, auflösend auf Eiweissstoffe zu wirken, ein.
Hundert Theile natürlichen Magensaftes vom Hunde waren im Stande, höchstens 4,0 Theile (Schmidt und Bidder), 100 Theile des sauren
*)Heintz, Lehrbuch der Zoochemie. Berlin 1853. 686.
**) l. c. p. 79. Vers. XIV.
***) l. c. p. 18. Vers. III. 3. IV. VIII. 1. 2. u. s. w.
Verdauung durch den Magenschleim und Magensaft.
durch die Magenschleimhaut auch die alkalisch reagirende Milch (Heintz, Selmi) *).
Magenschleim. Neutral und angesäuert verhält er sich indiffe- rent gegen Eiweiss und Leimstoffe (Wassmann, Goll). Wie er sich gegen die übrigen Nahrungsmittel stellt, ist unbekannt.
Natürlicher Magensaft. Das Saftgemenge, wie es aus Magen- fisteln beim Menschen und Thiere gewonnen werden kann, verändert unter gar keinen Umständen: Fette, Gummi, Pektin, Cellulose, elasti- sches und horniges Gewebe. Gegen andere einfache Nahrungsstoffe ver- hält er sich je nach seinen Eigenschaften verschieden. — 1) Alkalisch reagirender Magensaft, wie wir vermuthen, ein Gemenge aus viel Spei- chel und wenig Labsaft, verhält sich dem Amylon und Zucker gegen- über wie gemischter Speichel; die ungekochte Stärke greift er nicht an, die gekochte verwandelt er in Zucker und diesen (Rohr-, Trauben-, Milchzucker) in Milchsäure. — Ueber seinen Einfluss auf die festen Eiweissstoffe widersprechen sich die Erfahrungen. Nach Bidder und Schmidt**) verhält sich der neutrale oder alkalische Magensaft des Hundes, vorausgesetzt, dass er als solcher aus dem Magen genommen wurde, gleichgiltig gegen dieselben; nach Versuchen von Schröder***) mit menschlichem Magensafte ist dagegen die alkalische Reaktion durch- aus nicht hinderlich der Umsetzung des gekochten Hühnereiweisses und Fleisches. Das Resultat an Hunden ist, wie man sieht, in Ueberein- stimmung, das am Menschen im Widerspruch mit den Beobachtungen über den künstlichen Labsaft. — 2) Der sauer reagirende Magensaft, ein Gemenge, in welchem der Labsaft überwiegt, ist um so weniger geeignet, gekochtes Amylon und Zucker umzuwandeln, je relativ weniger Speichel er enthält; in saurem Magensaft geht also die bezeichnete Umwandlung langsam und in recht saurem so gut wie gar nicht mehr vor sich. Stumpft man die Säure ab, so gewinnt er dagegen wieder die Fähig- keit, Zucker in Milchsäure überzuführen (Frerichs). Gerade umge- kehrt verhält er sich nun gegen Eiweissstoffe. Die Versuche von Bid- der und Schmidt an Hunden und von Schröder am Menschen ge- ben übereinstimmend an, dass im Allgemeinen ein saurer Magensaft um so reichlicher gekochtes Eiweiss und Fleisch auflöst, je mehr er Kali zu seiner Sättigung bedarf, mit anderen Worten, um so saurer er ist. Wird die Säure abgestumpft, so büsst er sein Vermögen, auflösend auf Eiweissstoffe zu wirken, ein.
Hundert Theile natürlichen Magensaftes vom Hunde waren im Stande, höchstens 4,0 Theile (Schmidt und Bidder), 100 Theile des sauren
*)Heintz, Lehrbuch der Zoochemie. Berlin 1853. 686.
**) l. c. p. 79. Vers. XIV.
***) l. c. p. 18. Vers. III. 3. IV. VIII. 1. 2. u. s. w.
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Verdauung durch den Magenschleim und Magensaft.
durch die Magenschleimhaut auch die alkalisch reagirende Milch (Heintz,
Selmi) *).
Magenschleim. Neutral und angesäuert verhält er sich indiffe-
rent gegen Eiweiss und Leimstoffe (Wassmann, Goll). Wie er sich
gegen die übrigen Nahrungsmittel stellt, ist unbekannt.
Natürlicher Magensaft. Das Saftgemenge, wie es aus Magen-
fisteln beim Menschen und Thiere gewonnen werden kann, verändert
unter gar keinen Umständen: Fette, Gummi, Pektin, Cellulose, elasti-
sches und horniges Gewebe. Gegen andere einfache Nahrungsstoffe ver-
hält er sich je nach seinen Eigenschaften verschieden. — 1) Alkalisch
reagirender Magensaft, wie wir vermuthen, ein Gemenge aus viel Spei-
chel und wenig Labsaft, verhält sich dem Amylon und Zucker gegen-
über wie gemischter Speichel; die ungekochte Stärke greift er nicht an,
die gekochte verwandelt er in Zucker und diesen (Rohr-, Trauben-,
Milchzucker) in Milchsäure. — Ueber seinen Einfluss auf die festen
Eiweissstoffe widersprechen sich die Erfahrungen. Nach Bidder und
Schmidt **) verhält sich der neutrale oder alkalische Magensaft des
Hundes, vorausgesetzt, dass er als solcher aus dem Magen genommen
wurde, gleichgiltig gegen dieselben; nach Versuchen von Schröder ***)
mit menschlichem Magensafte ist dagegen die alkalische Reaktion durch-
aus nicht hinderlich der Umsetzung des gekochten Hühnereiweisses und
Fleisches. Das Resultat an Hunden ist, wie man sieht, in Ueberein-
stimmung, das am Menschen im Widerspruch mit den Beobachtungen
über den künstlichen Labsaft. — 2) Der sauer reagirende Magensaft, ein
Gemenge, in welchem der Labsaft überwiegt, ist um so weniger geeignet,
gekochtes Amylon und Zucker umzuwandeln, je relativ weniger Speichel
er enthält; in saurem Magensaft geht also die bezeichnete Umwandlung
langsam und in recht saurem so gut wie gar nicht mehr vor sich.
Stumpft man die Säure ab, so gewinnt er dagegen wieder die Fähig-
keit, Zucker in Milchsäure überzuführen (Frerichs). Gerade umge-
kehrt verhält er sich nun gegen Eiweissstoffe. Die Versuche von Bid-
der und Schmidt an Hunden und von Schröder am Menschen ge-
ben übereinstimmend an, dass im Allgemeinen ein saurer Magensaft um
so reichlicher gekochtes Eiweiss und Fleisch auflöst, je mehr er Kali
zu seiner Sättigung bedarf, mit anderen Worten, um so saurer er ist.
Wird die Säure abgestumpft, so büsst er sein Vermögen, auflösend auf
Eiweissstoffe zu wirken, ein.
Hundert Theile natürlichen Magensaftes vom Hunde waren im Stande,
höchstens 4,0 Theile (Schmidt und Bidder), 100 Theile des sauren
*) Heintz, Lehrbuch der Zoochemie. Berlin 1853. 686.
**) l. c. p. 79. Vers. XIV.
***) l. c. p. 18. Vers. III. 3. IV. VIII. 1. 2. u. s. w.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 407. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/423>, abgerufen am 22.11.2024.
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