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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856.

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Nahrungsmittel.
hierher gehörige Erscheinung, dass die Ausscheidung des Ngases, Harn-
stoffes, Wassers, Kochsalzes u. s. f. durch Lunge, Niere und Haut einen
veränderlichen Betrag gewann mit dem Gehalte des Eiweisses, Amylons,
Wassers u. s. w. in der Nahrung selbst. -- So umfangreich nun aber
auch der prozentige Gehalt der einzelnen Bestandtheile in der Gesammt-
nahrung wechseln kann, so ist er doch nur innerhalb gewisser Grenzen
eingeschlossen; namentlich darf als feststehend gelten: a) Innerhalb der
Nahrung nimmt das Wasser das grösste und die feuerfesten Mineralbe-
standtheile das geringste Gewicht ein; in der Mitte zwischen beiden lie-
gen die organischen Stoffe. -- b) Der Nahrung, welche für die Dauer
das Leben erhalten soll, darf niemals fehlen Wasser, die aufgezählten
Salze und die Eiweissstoffe; fraglich ist dagegen, ob der Nahrung des
Menschen das Fett entbehrlich ist, wenn es durch Kohlenhydrate ersetzt
wird. -- c) Bei einer Steigerung der Fette und Kohlenhydrate dürfen,
unbeschadet der Lebenserhaltung, die prozentigen Werthe der Eiweissstoffe
abnehmen und umgekehrt. -- Weitere Zusätze zu diesen Bemerkungen
giebt noch der Abschnitt über Vergleichung von Einnahme und Ausgabe.

3. Damit dieses Gemenge aber nährfähig sei, muss noch Folgendes
erfüllt sein: a) die einzelnen Nahrungsbestandtheile müssen in ihm in
der Art vorkommen, dass es den verdauenden Säften gelingen kann, sie
so weit umzuwandeln, dass sie in das Blut überzugehen im Stande sind.
Namentlich müssen also die Nahrungsstoffe nicht in einer innerhalb des
Darmkanals unlöslichen und unzersetzbaren Verbindung gereicht werden,
oder sie dürfen nicht von unlöslichen und undurchdringlichen Hüllen
umgeben sein. -- b) Da die Nahrungsmittel, mit Ausnahme der Salze
und des nicht nothwendigen Zuckers, sich gleichgiltig gegen die Nerven
verhalten, so müssen sie nervenerregende, schmeckende, beissende, bren-
nende u. dgl. Zusätze erfahren. Denn nur damit wird es möglich, die Spei-
chel- und Magendrüsen, die unter dem Einflusse der Nerven absondern,
zur Bildung einer genügenden Menge verdauender Säfte zu veranlassen.
Diese Beigabe, das Gewürz, besteht je nach der Bildung und Empfind-
lichkeit des Geschmacksinnes aus sehr verschiedenen Stoffen.

Wir verweisen bezüglich der Gewürze auf Moleschott und Rochleder*).
Man findet dort auch Mittheilungen über mancherlei andere Stoffe, die der Mensch
nur des Geschmackes, oder auch der Hirnerregung, der Verlangsamung oder Be-
schleunigung des Stoffwechsels u. s. w. wegen aufnimmt.

4. Speisen. Die Mischungen einfacher Nahrungsmittel oder der
Speisen, wie sie die Natur oder Kunst bietet, sind, vorausgesetzt, dass
man Rücksicht auf die Nahrung aller Erdbewohner nimmt, von unsäg-
licher Verschiedenheit, je nach den Eigenthümlichkeiten des Wohnortes,
der Culturstufe und der Race der sie geniessenden Menschen. Unter-
sucht man aber genauer die Werke der Kochkunst, welche von weitaus

*) Genussmittel und Gewürze. Wien 1852.

Nahrungsmittel.
hierher gehörige Erscheinung, dass die Ausscheidung des Ngases, Harn-
stoffes, Wassers, Kochsalzes u. s. f. durch Lunge, Niere und Haut einen
veränderlichen Betrag gewann mit dem Gehalte des Eiweisses, Amylons,
Wassers u. s. w. in der Nahrung selbst. — So umfangreich nun aber
auch der prozentige Gehalt der einzelnen Bestandtheile in der Gesammt-
nahrung wechseln kann, so ist er doch nur innerhalb gewisser Grenzen
eingeschlossen; namentlich darf als feststehend gelten: a) Innerhalb der
Nahrung nimmt das Wasser das grösste und die feuerfesten Mineralbe-
standtheile das geringste Gewicht ein; in der Mitte zwischen beiden lie-
gen die organischen Stoffe. — b) Der Nahrung, welche für die Dauer
das Leben erhalten soll, darf niemals fehlen Wasser, die aufgezählten
Salze und die Eiweissstoffe; fraglich ist dagegen, ob der Nahrung des
Menschen das Fett entbehrlich ist, wenn es durch Kohlenhydrate ersetzt
wird. — c) Bei einer Steigerung der Fette und Kohlenhydrate dürfen,
unbeschadet der Lebenserhaltung, die prozentigen Werthe der Eiweissstoffe
abnehmen und umgekehrt. — Weitere Zusätze zu diesen Bemerkungen
giebt noch der Abschnitt über Vergleichung von Einnahme und Ausgabe.

3. Damit dieses Gemenge aber nährfähig sei, muss noch Folgendes
erfüllt sein: a) die einzelnen Nahrungsbestandtheile müssen in ihm in
der Art vorkommen, dass es den verdauenden Säften gelingen kann, sie
so weit umzuwandeln, dass sie in das Blut überzugehen im Stande sind.
Namentlich müssen also die Nahrungsstoffe nicht in einer innerhalb des
Darmkanals unlöslichen und unzersetzbaren Verbindung gereicht werden,
oder sie dürfen nicht von unlöslichen und undurchdringlichen Hüllen
umgeben sein. — b) Da die Nahrungsmittel, mit Ausnahme der Salze
und des nicht nothwendigen Zuckers, sich gleichgiltig gegen die Nerven
verhalten, so müssen sie nervenerregende, schmeckende, beissende, bren-
nende u. dgl. Zusätze erfahren. Denn nur damit wird es möglich, die Spei-
chel- und Magendrüsen, die unter dem Einflusse der Nerven absondern,
zur Bildung einer genügenden Menge verdauender Säfte zu veranlassen.
Diese Beigabe, das Gewürz, besteht je nach der Bildung und Empfind-
lichkeit des Geschmacksinnes aus sehr verschiedenen Stoffen.

Wir verweisen bezüglich der Gewürze auf Moleschott und Rochleder*).
Man findet dort auch Mittheilungen über mancherlei andere Stoffe, die der Mensch
nur des Geschmackes, oder auch der Hirnerregung, der Verlangsamung oder Be-
schleunigung des Stoffwechsels u. s. w. wegen aufnimmt.

4. Speisen. Die Mischungen einfacher Nahrungsmittel oder der
Speisen, wie sie die Natur oder Kunst bietet, sind, vorausgesetzt, dass
man Rücksicht auf die Nahrung aller Erdbewohner nimmt, von unsäg-
licher Verschiedenheit, je nach den Eigenthümlichkeiten des Wohnortes,
der Culturstufe und der Race der sie geniessenden Menschen. Unter-
sucht man aber genauer die Werke der Kochkunst, welche von weitaus

*) Genussmittel und Gewürze. Wien 1852.
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[379/0395] Nahrungsmittel. hierher gehörige Erscheinung, dass die Ausscheidung des Ngases, Harn- stoffes, Wassers, Kochsalzes u. s. f. durch Lunge, Niere und Haut einen veränderlichen Betrag gewann mit dem Gehalte des Eiweisses, Amylons, Wassers u. s. w. in der Nahrung selbst. — So umfangreich nun aber auch der prozentige Gehalt der einzelnen Bestandtheile in der Gesammt- nahrung wechseln kann, so ist er doch nur innerhalb gewisser Grenzen eingeschlossen; namentlich darf als feststehend gelten: a) Innerhalb der Nahrung nimmt das Wasser das grösste und die feuerfesten Mineralbe- standtheile das geringste Gewicht ein; in der Mitte zwischen beiden lie- gen die organischen Stoffe. — b) Der Nahrung, welche für die Dauer das Leben erhalten soll, darf niemals fehlen Wasser, die aufgezählten Salze und die Eiweissstoffe; fraglich ist dagegen, ob der Nahrung des Menschen das Fett entbehrlich ist, wenn es durch Kohlenhydrate ersetzt wird. — c) Bei einer Steigerung der Fette und Kohlenhydrate dürfen, unbeschadet der Lebenserhaltung, die prozentigen Werthe der Eiweissstoffe abnehmen und umgekehrt. — Weitere Zusätze zu diesen Bemerkungen giebt noch der Abschnitt über Vergleichung von Einnahme und Ausgabe. 3. Damit dieses Gemenge aber nährfähig sei, muss noch Folgendes erfüllt sein: a) die einzelnen Nahrungsbestandtheile müssen in ihm in der Art vorkommen, dass es den verdauenden Säften gelingen kann, sie so weit umzuwandeln, dass sie in das Blut überzugehen im Stande sind. Namentlich müssen also die Nahrungsstoffe nicht in einer innerhalb des Darmkanals unlöslichen und unzersetzbaren Verbindung gereicht werden, oder sie dürfen nicht von unlöslichen und undurchdringlichen Hüllen umgeben sein. — b) Da die Nahrungsmittel, mit Ausnahme der Salze und des nicht nothwendigen Zuckers, sich gleichgiltig gegen die Nerven verhalten, so müssen sie nervenerregende, schmeckende, beissende, bren- nende u. dgl. Zusätze erfahren. Denn nur damit wird es möglich, die Spei- chel- und Magendrüsen, die unter dem Einflusse der Nerven absondern, zur Bildung einer genügenden Menge verdauender Säfte zu veranlassen. Diese Beigabe, das Gewürz, besteht je nach der Bildung und Empfind- lichkeit des Geschmacksinnes aus sehr verschiedenen Stoffen. Wir verweisen bezüglich der Gewürze auf Moleschott und Rochleder *). Man findet dort auch Mittheilungen über mancherlei andere Stoffe, die der Mensch nur des Geschmackes, oder auch der Hirnerregung, der Verlangsamung oder Be- schleunigung des Stoffwechsels u. s. w. wegen aufnimmt. 4. Speisen. Die Mischungen einfacher Nahrungsmittel oder der Speisen, wie sie die Natur oder Kunst bietet, sind, vorausgesetzt, dass man Rücksicht auf die Nahrung aller Erdbewohner nimmt, von unsäg- licher Verschiedenheit, je nach den Eigenthümlichkeiten des Wohnortes, der Culturstufe und der Race der sie geniessenden Menschen. Unter- sucht man aber genauer die Werke der Kochkunst, welche von weitaus *) Genussmittel und Gewürze. Wien 1852.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/395>, abgerufen am 25.11.2024.