Brusthöhle zum n. vagus sich gesellen, liegt vielleicht ein anderer Theil.
5. Die Ausstossung des Saftes aus den Drüsen kann mindestens unter dem Einfluss der Brücke'schen Muskelschicht geschehen. Fre- richs hat die Meinung ausgesprochen, dass bei der Entleerung des Saf- tes die Labzellen in den Magen gespült wurden; durch die Untersuchun- gen von Kölliker und Donders ist dieselbe dahin beschränkt worden, dass die Ausführung der ganzen Zellen nicht zu den nothwendigen Er- eignissen gehöre, da nach geschlossener Verdauung, also zu einer Zeit, in welcher die reichlichsten Ausleerungen aus den Drüsen stattgefunden haben, die Drüsen noch durchweg mit Zellen gefüllt sind. -- Der Saft, welcher in den Magen gelangte, wird dort mit den andern Säften und den durch ihn veränderten Speisen in den Zwölffingerdarm geführt.
B. Schleimdrüsen.
Der anatomische Bau dieser Drüsen nähert sich sehr dem vorher beschriebenen an; der wesentlichste Unterschied zwischen Beiden besteht einmal in dem Mangel seitlicher Ausbuchtungen der schlauchförmigen Höhle und der Epithelialbildung auf der Grundhaut; in den Schleimdrüsen ist sie nemlich mit einem Cylinderepithelium belegt, welches dem in der innern Magenfläche vollkommen gleicht (Wassmann). Gegen den Pylorus ist der einfache Schlauch öfter getheilt, d. h. es münden durch eine Oeffnung mehrere Drüsenröhren in den Magen; diese Anordnung bildet den all- mähligen Uebergang zu den Brunn'schen Drüsen des Duodenums (Donders).
Der Saft, welchen sie absondern, enthält Mucin, das nach Schrant und Donders aus den sich allmählig auflösenden Epithelialzellen her- vorgeht; Pepsin sondern sie nicht ab (Wassmann, Goll) und wahr- scheinlich auch keine freie Säure.
Der Magensaft, oder das Gemenge aus dem Speichel, dem Schleim und dem Labsaft, welche sich in den Magen ergiessen, verdient als ein wichtiges Verdauungsmittel noch der Erwähnung.
Die chemische Zusammensetzung desselben ist natürlich so mannig- fach veränderlich, je nachdem der Erguss des einen oder andern Drüsen- saftes überwiegt, dass sich allgemeine Regeln über dieselbe selbst dann nicht aufstellen lassen, wenn auch eine Verunreinigung durch Speisen fern gehalten worden ist. Das einzige, was man constant beobachtet hat, besteht nach Schmidt, Bidder und Grunewaldt darin, dass nach längerem Entbehren von Nahrung, beim Menschen also constant nach dem Erwachen aus dem Schlafe, der Magen eine stark schleimhaltige, alkalisch reagirende Flüssigkeit in sich fasst, während nach dem Genuss von Speisen oder irgend welchen andern festen Körpern eine saure Flüs- sigkeit in ihm vorkommt. Schmidt hat bei der schon erwähnten Frau mit einer Magenfistel die Flüssigkeit aufgefangen und zerlegt, welche in
Schleimdrüsen des Magens. Magensaft.
Brusthöhle zum n. vagus sich gesellen, liegt vielleicht ein anderer Theil.
5. Die Ausstossung des Saftes aus den Drüsen kann mindestens unter dem Einfluss der Brücke’schen Muskelschicht geschehen. Fre- richs hat die Meinung ausgesprochen, dass bei der Entleerung des Saf- tes die Labzellen in den Magen gespült wurden; durch die Untersuchun- gen von Kölliker und Donders ist dieselbe dahin beschränkt worden, dass die Ausführung der ganzen Zellen nicht zu den nothwendigen Er- eignissen gehöre, da nach geschlossener Verdauung, also zu einer Zeit, in welcher die reichlichsten Ausleerungen aus den Drüsen stattgefunden haben, die Drüsen noch durchweg mit Zellen gefüllt sind. — Der Saft, welcher in den Magen gelangte, wird dort mit den andern Säften und den durch ihn veränderten Speisen in den Zwölffingerdarm geführt.
B. Schleimdrüsen.
Der anatomische Bau dieser Drüsen nähert sich sehr dem vorher beschriebenen an; der wesentlichste Unterschied zwischen Beiden besteht einmal in dem Mangel seitlicher Ausbuchtungen der schlauchförmigen Höhle und der Epithelialbildung auf der Grundhaut; in den Schleimdrüsen ist sie nemlich mit einem Cylinderepithelium belegt, welches dem in der innern Magenfläche vollkommen gleicht (Wassmann). Gegen den Pylorus ist der einfache Schlauch öfter getheilt, d. h. es münden durch eine Oeffnung mehrere Drüsenröhren in den Magen; diese Anordnung bildet den all- mähligen Uebergang zu den Brunn’schen Drüsen des Duodenums (Donders).
Der Saft, welchen sie absondern, enthält Mucin, das nach Schrant und Donders aus den sich allmählig auflösenden Epithelialzellen her- vorgeht; Pepsin sondern sie nicht ab (Wassmann, Goll) und wahr- scheinlich auch keine freie Säure.
Der Magensaft, oder das Gemenge aus dem Speichel, dem Schleim und dem Labsaft, welche sich in den Magen ergiessen, verdient als ein wichtiges Verdauungsmittel noch der Erwähnung.
Die chemische Zusammensetzung desselben ist natürlich so mannig- fach veränderlich, je nachdem der Erguss des einen oder andern Drüsen- saftes überwiegt, dass sich allgemeine Regeln über dieselbe selbst dann nicht aufstellen lassen, wenn auch eine Verunreinigung durch Speisen fern gehalten worden ist. Das einzige, was man constant beobachtet hat, besteht nach Schmidt, Bidder und Grunewaldt darin, dass nach längerem Entbehren von Nahrung, beim Menschen also constant nach dem Erwachen aus dem Schlafe, der Magen eine stark schleimhaltige, alkalisch reagirende Flüssigkeit in sich fasst, während nach dem Genuss von Speisen oder irgend welchen andern festen Körpern eine saure Flüs- sigkeit in ihm vorkommt. Schmidt hat bei der schon erwähnten Frau mit einer Magenfistel die Flüssigkeit aufgefangen und zerlegt, welche in
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Schleimdrüsen des Magens. Magensaft.
Brusthöhle zum n. vagus sich gesellen, liegt vielleicht ein anderer
Theil.
5. Die Ausstossung des Saftes aus den Drüsen kann mindestens
unter dem Einfluss der Brücke’schen Muskelschicht geschehen. Fre-
richs hat die Meinung ausgesprochen, dass bei der Entleerung des Saf-
tes die Labzellen in den Magen gespült wurden; durch die Untersuchun-
gen von Kölliker und Donders ist dieselbe dahin beschränkt worden,
dass die Ausführung der ganzen Zellen nicht zu den nothwendigen Er-
eignissen gehöre, da nach geschlossener Verdauung, also zu einer Zeit,
in welcher die reichlichsten Ausleerungen aus den Drüsen stattgefunden
haben, die Drüsen noch durchweg mit Zellen gefüllt sind. — Der Saft,
welcher in den Magen gelangte, wird dort mit den andern Säften und
den durch ihn veränderten Speisen in den Zwölffingerdarm geführt.
B. Schleimdrüsen.
Der anatomische Bau dieser Drüsen nähert sich sehr dem vorher
beschriebenen an; der wesentlichste Unterschied zwischen Beiden besteht
einmal in dem Mangel seitlicher Ausbuchtungen der schlauchförmigen Höhle
und der Epithelialbildung auf der Grundhaut; in den Schleimdrüsen ist sie
nemlich mit einem Cylinderepithelium belegt, welches dem in der innern
Magenfläche vollkommen gleicht (Wassmann). Gegen den Pylorus ist der
einfache Schlauch öfter getheilt, d. h. es münden durch eine Oeffnung
mehrere Drüsenröhren in den Magen; diese Anordnung bildet den all-
mähligen Uebergang zu den Brunn’schen Drüsen des Duodenums
(Donders).
Der Saft, welchen sie absondern, enthält Mucin, das nach Schrant
und Donders aus den sich allmählig auflösenden Epithelialzellen her-
vorgeht; Pepsin sondern sie nicht ab (Wassmann, Goll) und wahr-
scheinlich auch keine freie Säure.
Der Magensaft, oder das Gemenge aus dem Speichel, dem
Schleim und dem Labsaft, welche sich in den Magen ergiessen, verdient
als ein wichtiges Verdauungsmittel noch der Erwähnung.
Die chemische Zusammensetzung desselben ist natürlich so mannig-
fach veränderlich, je nachdem der Erguss des einen oder andern Drüsen-
saftes überwiegt, dass sich allgemeine Regeln über dieselbe selbst dann
nicht aufstellen lassen, wenn auch eine Verunreinigung durch Speisen
fern gehalten worden ist. Das einzige, was man constant beobachtet hat,
besteht nach Schmidt, Bidder und Grunewaldt darin, dass nach
längerem Entbehren von Nahrung, beim Menschen also constant nach
dem Erwachen aus dem Schlafe, der Magen eine stark schleimhaltige,
alkalisch reagirende Flüssigkeit in sich fasst, während nach dem Genuss
von Speisen oder irgend welchen andern festen Körpern eine saure Flüs-
sigkeit in ihm vorkommt. Schmidt hat bei der schon erwähnten Frau
mit einer Magenfistel die Flüssigkeit aufgefangen und zerlegt, welche in
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/265>, abgerufen am 22.11.2024.
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