Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass ein Thier von geringem Körper- gewicht verhältnissmässig mehr Wasser durch das Pankreas ausgiebt, als ein solches von grössern, und dass diese Beziehung zwischen den festen Bestandtheilen nicht besteht. -- Unter diesen Umständen möchte es gewagt sein, die Beobachtungen am Thier auf den Menschen zu übertragen.
3. Die Bereitung des Bauchspeichels. Der fermentartige Körper scheint in den Zellen des Drüsenepitheliums zu entstehen, da er nicht im Blute, wohl aber durch mikrochemische Reaktion in diesem aufge- funden werden kann; aus diesen geht er über in das Drüsenrohr, wohin ihn der zeitweise stärkere Strom der alkalischen Salzlösung, welche aus dem Blute in das Pankreas dringt, spült. Diese Annahme, dass die Bildung des Fermentkörpers stetig in die Drüsen vor sich gehe, während die Salz- lösung zeitweise verstärkt in dieselbe dringe, wird wahrscheinlich aus den Erfahrungen, dass die Zusammensetzung der letztern immer annähernd gleich ist, während der Gehalt an organ. Stoffen so ausserordentlich sich verändert; die Thatsache, dass der Fermentgehalt des Pankreassaftes eben- falls constant wird, wenn die Absonderung über einen grossen Grad von Geschwindigkeit hinausgeht, würde sich daraus erklären lassen, dass die Zeit, während welcher die in die Drüse eingetretene Salzlösung in ihr verweilte, dann annähernd sich gleich blieb, d. h. sie würde dann aus der Drüsenzelle gleich viel Ferment auswaschen. -- Die Bedingungen, welche den Eintritt der wässerigen Salzlösung in die Drüse bedingen, sind nicht festgestellt; man könnte auch hier an eine Nervenwirkung denken, in Anbetracht des raschen Wechsels der Absonderungsgeschwin- digkeit, der Constanz ihrer Zusammensetzung, resp. ihrer Unabhängig- keit von dem Inhalt der Drüsenzellen und endlich des Nervenreichthums der Drüse. Bis dahin hat es aber noch nicht gelingen wollen, durch einen Versuch, d. h. durch Erregung der betreffenden Nerven, die Absonderung zu beschleunigen (Weinmann), ein Resultat, das aber an Werth ver- liert, wenn man erwägt, dass nach Eröffnung der Bauchhöhle die Drüse überhaupt in ihrer Saftbereitung gestört ist. -- Nimmt man aber eine Nervenwirkung an, so ist es zweifelhaft, ob diese auf die Drüsensubstanz oder auf den Blutstrom geschieht. Die letztere Alternative darf darum nicht aus den Augen verloren werden, weil die Speicheldrüse des Bauchs im Gegensatz zu denen des Kopfs sich während der lebhaften Absonde- rung mehr als gewöhnlich mit Blut füllt.
4. Ausstossung des Bauchspeichels. Den Gängen fehlen Muskeln,
Pankreas; Bereitung des Bauchspeichels.
[Tabelle]
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass ein Thier von geringem Körper- gewicht verhältnissmässig mehr Wasser durch das Pankreas ausgiebt, als ein solches von grössern, und dass diese Beziehung zwischen den festen Bestandtheilen nicht besteht. — Unter diesen Umständen möchte es gewagt sein, die Beobachtungen am Thier auf den Menschen zu übertragen.
3. Die Bereitung des Bauchspeichels. Der fermentartige Körper scheint in den Zellen des Drüsenepitheliums zu entstehen, da er nicht im Blute, wohl aber durch mikrochemische Reaktion in diesem aufge- funden werden kann; aus diesen geht er über in das Drüsenrohr, wohin ihn der zeitweise stärkere Strom der alkalischen Salzlösung, welche aus dem Blute in das Pankreas dringt, spült. Diese Annahme, dass die Bildung des Fermentkörpers stetig in die Drüsen vor sich gehe, während die Salz- lösung zeitweise verstärkt in dieselbe dringe, wird wahrscheinlich aus den Erfahrungen, dass die Zusammensetzung der letztern immer annähernd gleich ist, während der Gehalt an organ. Stoffen so ausserordentlich sich verändert; die Thatsache, dass der Fermentgehalt des Pankreassaftes eben- falls constant wird, wenn die Absonderung über einen grossen Grad von Geschwindigkeit hinausgeht, würde sich daraus erklären lassen, dass die Zeit, während welcher die in die Drüse eingetretene Salzlösung in ihr verweilte, dann annähernd sich gleich blieb, d. h. sie würde dann aus der Drüsenzelle gleich viel Ferment auswaschen. — Die Bedingungen, welche den Eintritt der wässerigen Salzlösung in die Drüse bedingen, sind nicht festgestellt; man könnte auch hier an eine Nervenwirkung denken, in Anbetracht des raschen Wechsels der Absonderungsgeschwin- digkeit, der Constanz ihrer Zusammensetzung, resp. ihrer Unabhängig- keit von dem Inhalt der Drüsenzellen und endlich des Nervenreichthums der Drüse. Bis dahin hat es aber noch nicht gelingen wollen, durch einen Versuch, d. h. durch Erregung der betreffenden Nerven, die Absonderung zu beschleunigen (Weinmann), ein Resultat, das aber an Werth ver- liert, wenn man erwägt, dass nach Eröffnung der Bauchhöhle die Drüse überhaupt in ihrer Saftbereitung gestört ist. — Nimmt man aber eine Nervenwirkung an, so ist es zweifelhaft, ob diese auf die Drüsensubstanz oder auf den Blutstrom geschieht. Die letztere Alternative darf darum nicht aus den Augen verloren werden, weil die Speicheldrüse des Bauchs im Gegensatz zu denen des Kopfs sich während der lebhaften Absonde- rung mehr als gewöhnlich mit Blut füllt.
4. Ausstossung des Bauchspeichels. Den Gängen fehlen Muskeln,
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Pankreas; Bereitung des Bauchspeichels.
Aus dieser Zusammenstellung geht hervor, dass ein Thier von geringem Körper-
gewicht verhältnissmässig mehr Wasser durch das Pankreas ausgiebt, als ein solches
von grössern, und dass diese Beziehung zwischen den festen Bestandtheilen nicht
besteht. — Unter diesen Umständen möchte es gewagt sein, die Beobachtungen am
Thier auf den Menschen zu übertragen.
3. Die Bereitung des Bauchspeichels. Der fermentartige Körper
scheint in den Zellen des Drüsenepitheliums zu entstehen, da er nicht
im Blute, wohl aber durch mikrochemische Reaktion in diesem aufge-
funden werden kann; aus diesen geht er über in das Drüsenrohr, wohin
ihn der zeitweise stärkere Strom der alkalischen Salzlösung, welche aus
dem Blute in das Pankreas dringt, spült. Diese Annahme, dass die Bildung
des Fermentkörpers stetig in die Drüsen vor sich gehe, während die Salz-
lösung zeitweise verstärkt in dieselbe dringe, wird wahrscheinlich aus
den Erfahrungen, dass die Zusammensetzung der letztern immer annähernd
gleich ist, während der Gehalt an organ. Stoffen so ausserordentlich sich
verändert; die Thatsache, dass der Fermentgehalt des Pankreassaftes eben-
falls constant wird, wenn die Absonderung über einen grossen Grad von
Geschwindigkeit hinausgeht, würde sich daraus erklären lassen, dass die
Zeit, während welcher die in die Drüse eingetretene Salzlösung in ihr
verweilte, dann annähernd sich gleich blieb, d. h. sie würde dann aus
der Drüsenzelle gleich viel Ferment auswaschen. — Die Bedingungen,
welche den Eintritt der wässerigen Salzlösung in die Drüse bedingen,
sind nicht festgestellt; man könnte auch hier an eine Nervenwirkung
denken, in Anbetracht des raschen Wechsels der Absonderungsgeschwin-
digkeit, der Constanz ihrer Zusammensetzung, resp. ihrer Unabhängig-
keit von dem Inhalt der Drüsenzellen und endlich des Nervenreichthums
der Drüse. Bis dahin hat es aber noch nicht gelingen wollen, durch einen
Versuch, d. h. durch Erregung der betreffenden Nerven, die Absonderung
zu beschleunigen (Weinmann), ein Resultat, das aber an Werth ver-
liert, wenn man erwägt, dass nach Eröffnung der Bauchhöhle die Drüse
überhaupt in ihrer Saftbereitung gestört ist. — Nimmt man aber eine
Nervenwirkung an, so ist es zweifelhaft, ob diese auf die Drüsensubstanz
oder auf den Blutstrom geschieht. Die letztere Alternative darf darum
nicht aus den Augen verloren werden, weil die Speicheldrüse des Bauchs
im Gegensatz zu denen des Kopfs sich während der lebhaften Absonde-
rung mehr als gewöhnlich mit Blut füllt.
4. Ausstossung des Bauchspeichels. Den Gängen fehlen Muskeln,
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 2. Heidelberg und Leipzig, 1856, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie02_1856/260>, abgerufen am 22.11.2024.
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