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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852.

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Nerven der Resonnanzapparate.
gus gleichzeitig; wie sie sich in die Funktionen die dieser Falte zu-
kommen theilen, ist unbekannt. -- Mm. thyreohyoideus und sternothy-
reoideus empfangen ihre Zweige aus dem ram. descend. hypoglossi;
wahrscheinlich also aus Halsnerven und Hypoglossuswurzeln gleich-
zeitig.

c. Die Nerven für die Stimmmuskeln des Brustkorbs. -- Die Ex-
spirationsbewegungen, deren wir uns bei der Stimmbildung bedienen,
zeichnen sich durch ihre grosse Dauer aus, während die gewöhnliche
Exspiration sehr rasch beendet ist. -- Dieser Modus kann begreiflich
entweder durch einen sehr allmäligen Nachlass der Einathmungsmus-
keln bedingt sein, so lange sich der Brustkorb bis zu dem Raum ver-
engert, den er gemäss seiner natürlichen Elastizität einnimmt, oder
durch eine sehr allmälige Contraktion der Exspirationsmuskeln, wenn
er sich über diese Grenze noch verengern soll. Ob für diese Modifi-
kation der Exspirationsbewegung besondere Nerven vorhanden?

Bernard bezeichnet die mm. cucullaris und sternocleidomastoideus als Brust-
stimmuskeln und demgemäss als Bruststimmnerven den n. accessorius Willisii,
welcher in diese beiden Muskeln eingeht. Dieser dürfte aber keinenfalls der gewöhn-
liche Bruststimmnerv sein, da sich nur ausnahmsweise diese beiden Muskeln an einer
Exspirationsbewegung betheiligen. --

Die reflektorischen Beziehungen unseres Apparates sind wegen
der innigen und ganz eigenthümlichen Seelenwirkungen auf densel-
ben schwer zu ermitteln, jedenfalls aber dürfte das Aussprechen des
Zweifels am Platz sein, ob jede in Folge der Erregung sensibler Ner-
ven auftretende Stimme ein Beweiss dafür sei, dass die Seele einen
Empfindungseindruck empfangen habe.

Sprache. *)

Die akustischen Eigenthümlichkeiten der Sprache unterscheiden
sich weit ab von denen der Stimme. Während das Gebiet der letzteren
durch eine musikalische Tonreihe dargestellt wird, besteht die Sprache
aus einer Zahl von besonderen Klangarten oder besser Geräuschen;
das Stimminstrument könnte darum mit vollkommenem Recht ein mu-
sikalisches genannt werden, das Sprachinstrument ist dagegen
ein ganz eigenthümlicher akustischer Apparat, der von den Wirkun-
gen, welche die Schwingungszahlen der Töne erzeugen, ganz absieht,
und zu seinen Leistungen nur das Beschleunigungsgesetz (die Form)
der Schallwellen benutzt. Die Sprachlehre hat nun diese einzelnen
Geräusche, aus denen die Sprache zusammengesetzt ist, zu ermitteln
gesucht und mit besondern Schriftzeichen bezeichnet; die Buchstaben
sind also gleichsam die Noten der Sprache, welche aber hier keine
Tonhöhen, sondern Tonfärbungen andeuten.

*) J. Müller, Handbuch der Physiologie II. 229. -- E. Brücke, Untersuchungen über Lautbil-
dung und das natürliche System der Sprachlaute. Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften. Wien 1849. Märzheft.

Nerven der Resonnanzapparate.
gus gleichzeitig; wie sie sich in die Funktionen die dieser Falte zu-
kommen theilen, ist unbekannt. — Mm. thyreohyoideus und sternothy-
reoideus empfangen ihre Zweige aus dem ram. descend. hypoglossi;
wahrscheinlich also aus Halsnerven und Hypoglossuswurzeln gleich-
zeitig.

c. Die Nerven für die Stimmmuskeln des Brustkorbs. — Die Ex-
spirationsbewegungen, deren wir uns bei der Stimmbildung bedienen,
zeichnen sich durch ihre grosse Dauer aus, während die gewöhnliche
Exspiration sehr rasch beendet ist. — Dieser Modus kann begreiflich
entweder durch einen sehr allmäligen Nachlass der Einathmungsmus-
keln bedingt sein, so lange sich der Brustkorb bis zu dem Raum ver-
engert, den er gemäss seiner natürlichen Elastizität einnimmt, oder
durch eine sehr allmälige Contraktion der Exspirationsmuskeln, wenn
er sich über diese Grenze noch verengern soll. Ob für diese Modifi-
kation der Exspirationsbewegung besondere Nerven vorhanden?

Bernard bezeichnet die mm. cucullaris und sternocleidomastoideus als Brust-
stimmuskeln und demgemäss als Bruststimmnerven den n. accessorius Willisii,
welcher in diese beiden Muskeln eingeht. Dieser dürfte aber keinenfalls der gewöhn-
liche Bruststimmnerv sein, da sich nur ausnahmsweise diese beiden Muskeln an einer
Exspirationsbewegung betheiligen. —

Die reflektorischen Beziehungen unseres Apparates sind wegen
der innigen und ganz eigenthümlichen Seelenwirkungen auf densel-
ben schwer zu ermitteln, jedenfalls aber dürfte das Aussprechen des
Zweifels am Platz sein, ob jede in Folge der Erregung sensibler Ner-
ven auftretende Stimme ein Beweiss dafür sei, dass die Seele einen
Empfindungseindruck empfangen habe.

Sprache. *)

Die akustischen Eigenthümlichkeiten der Sprache unterscheiden
sich weit ab von denen der Stimme. Während das Gebiet der letzteren
durch eine musikalische Tonreihe dargestellt wird, besteht die Sprache
aus einer Zahl von besonderen Klangarten oder besser Geräuschen;
das Stimminstrument könnte darum mit vollkommenem Recht ein mu-
sikalisches genannt werden, das Sprachinstrument ist dagegen
ein ganz eigenthümlicher akustischer Apparat, der von den Wirkun-
gen, welche die Schwingungszahlen der Töne erzeugen, ganz absieht,
und zu seinen Leistungen nur das Beschleunigungsgesetz (die Form)
der Schallwellen benutzt. Die Sprachlehre hat nun diese einzelnen
Geräusche, aus denen die Sprache zusammengesetzt ist, zu ermitteln
gesucht und mit besondern Schriftzeichen bezeichnet; die Buchstaben
sind also gleichsam die Noten der Sprache, welche aber hier keine
Tonhöhen, sondern Tonfärbungen andeuten.

*) J. Müller, Handbuch der Physiologie II. 229. — E. Brücke, Untersuchungen über Lautbil-
dung und das natürliche System der Sprachlaute. Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie
der Wissenschaften. Wien 1849. Märzheft.
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[434/0448] Nerven der Resonnanzapparate. gus gleichzeitig; wie sie sich in die Funktionen die dieser Falte zu- kommen theilen, ist unbekannt. — Mm. thyreohyoideus und sternothy- reoideus empfangen ihre Zweige aus dem ram. descend. hypoglossi; wahrscheinlich also aus Halsnerven und Hypoglossuswurzeln gleich- zeitig. c. Die Nerven für die Stimmmuskeln des Brustkorbs. — Die Ex- spirationsbewegungen, deren wir uns bei der Stimmbildung bedienen, zeichnen sich durch ihre grosse Dauer aus, während die gewöhnliche Exspiration sehr rasch beendet ist. — Dieser Modus kann begreiflich entweder durch einen sehr allmäligen Nachlass der Einathmungsmus- keln bedingt sein, so lange sich der Brustkorb bis zu dem Raum ver- engert, den er gemäss seiner natürlichen Elastizität einnimmt, oder durch eine sehr allmälige Contraktion der Exspirationsmuskeln, wenn er sich über diese Grenze noch verengern soll. Ob für diese Modifi- kation der Exspirationsbewegung besondere Nerven vorhanden? Bernard bezeichnet die mm. cucullaris und sternocleidomastoideus als Brust- stimmuskeln und demgemäss als Bruststimmnerven den n. accessorius Willisii, welcher in diese beiden Muskeln eingeht. Dieser dürfte aber keinenfalls der gewöhn- liche Bruststimmnerv sein, da sich nur ausnahmsweise diese beiden Muskeln an einer Exspirationsbewegung betheiligen. — Die reflektorischen Beziehungen unseres Apparates sind wegen der innigen und ganz eigenthümlichen Seelenwirkungen auf densel- ben schwer zu ermitteln, jedenfalls aber dürfte das Aussprechen des Zweifels am Platz sein, ob jede in Folge der Erregung sensibler Ner- ven auftretende Stimme ein Beweiss dafür sei, dass die Seele einen Empfindungseindruck empfangen habe. Sprache. *) Die akustischen Eigenthümlichkeiten der Sprache unterscheiden sich weit ab von denen der Stimme. Während das Gebiet der letzteren durch eine musikalische Tonreihe dargestellt wird, besteht die Sprache aus einer Zahl von besonderen Klangarten oder besser Geräuschen; das Stimminstrument könnte darum mit vollkommenem Recht ein mu- sikalisches genannt werden, das Sprachinstrument ist dagegen ein ganz eigenthümlicher akustischer Apparat, der von den Wirkun- gen, welche die Schwingungszahlen der Töne erzeugen, ganz absieht, und zu seinen Leistungen nur das Beschleunigungsgesetz (die Form) der Schallwellen benutzt. Die Sprachlehre hat nun diese einzelnen Geräusche, aus denen die Sprache zusammengesetzt ist, zu ermitteln gesucht und mit besondern Schriftzeichen bezeichnet; die Buchstaben sind also gleichsam die Noten der Sprache, welche aber hier keine Tonhöhen, sondern Tonfärbungen andeuten. *) J. Müller, Handbuch der Physiologie II. 229. — E. Brücke, Untersuchungen über Lautbil- dung und das natürliche System der Sprachlaute. Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien 1849. Märzheft.

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Zitationshilfe: Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/448>, abgerufen am 22.11.2024.