mischen Vorgängen übernehme; selbst wenn diese Vermuthung begründet ist, so liegt immer noch die Hypothese offen, dass das NaCl nur sehr indirekt hierbei thä- tig sei. Die alkalischen Chlorsalze werden mit den Nahrungsmitteln aufgenommen.
C. Erdige Chlorsalze. Unter den Bestandtheilen des thierischen Körpers findet sich Chlorkalcium (Speichel und Magensaft); ferner vermuthet man auch im Magensaft die Gegenwart des Chlor- magnesiums. Ob mit Recht ist zweifelhaft. -- Die Bedeutung beider Stoffe für das Thier ist unbekannt.
8. Fluorkalcium ist ein Bestandtheil des Zahnschmelzes und der Knochen; seiner grossen Härte wegen hält man es an diesen Orten für bedeutungsvoll.
9. Phosphorsaure Salze.
In einzelnen Fällen soll im Organismus freie Phosphorsäure vor- gekommen sein; mit Olein und Glycerin gepaart, ist sie ein Bestand- theil des Hirns.
A. Phosphorsaure Alkalien. Von den mehrfachen Verbindun- gen der Phosphorsäure mit Kali und Natron findet sich in fast allen thie- rischen Säften 2 NaO HO PhO5 und 2 KO HO PhO5 aufgelöst; in einzel- nen, unter Umständen wahrscheinlich auch 3 NaO PhO5 und 3 KO PhO5.
Diese Salzlösungen sind durch ihre alkalischen Eigenschaften, ferner durch die Fähigkeit Kohlensäure in grossen Mengen zu absor- biren, Harnsäure und Casein in Lösung zu erhalten, nachweislich für das Leben werthvoll. Ihr häufiges Vorkommen, namentlich aber ihre Anhäufung in einzelnen Theilen, wie in den Muskeln, in den Blutkör- perchen, deuten noch auf besondere Funktionen, die sich aus ihren bekannten Eigenschaften noch nicht ableiten lassen.
Die phosphorsauren Kalien sind theils Nahrungsmittel, theils bil- den sie sich während der Oxydation der aus eiweissartigen Stoffen gebildeten Organe; der Phosphor derselben wandelt sich in Phosphor- säure um, welche aus dem vorhandenen kohlensauren Natron das CO2 austreibt.
B. Phosphorsaure Erden. Von diesen finden sich namentlich phosphorsaure Kalkerde und Magnesia.
Die im Menschen vorkommende phosphorsaure Kalkerde ist nach der Formel 3 CaO PhO5 (Heintz) zusammengesetzt; sie kommt in den Knochen, Zähnen, eiweiss- und leimartigen Stoffen und dem Harne vor. Durch ihre Verbindung mit den eiweissartigen Stoffen (Ei- weiss, Faserstoff, Käsestoff etc.) die in Alkalien löslich ist, wird sie im thierischen Körper verbreitet.
Mit Colla geht sie wahrscheinlich eine unlösliche Verbindung ein; ausserdem incrustirt sie einige andere gewebsbildende Stoffe; diese merkwürdige, noch nicht hinreichend verfolgte Eigenschaft gibt dem Organismus die Möglichkeit an die Hand, so feste Substanzen wie Knochen und Zähne zu bilden.
Phosphorsaure Salze.
mischen Vorgängen übernehme; selbst wenn diese Vermuthung begründet ist, so liegt immer noch die Hypothese offen, dass das NaCl nur sehr indirekt hierbei thä- tig sei. Die alkalischen Chlorsalze werden mit den Nahrungsmitteln aufgenommen.
C. Erdige Chlorsalze. Unter den Bestandtheilen des thierischen Körpers findet sich Chlorkalcium (Speichel und Magensaft); ferner vermuthet man auch im Magensaft die Gegenwart des Chlor- magnesiums. Ob mit Recht ist zweifelhaft. — Die Bedeutung beider Stoffe für das Thier ist unbekannt.
8. Fluorkalcium ist ein Bestandtheil des Zahnschmelzes und der Knochen; seiner grossen Härte wegen hält man es an diesen Orten für bedeutungsvoll.
9. Phosphorsaure Salze.
In einzelnen Fällen soll im Organismus freie Phosphorsäure vor- gekommen sein; mit Olein und Glycerin gepaart, ist sie ein Bestand- theil des Hirns.
A. Phosphorsaure Alkalien. Von den mehrfachen Verbindun- gen der Phosphorsäure mit Kali und Natron findet sich in fast allen thie- rischen Säften 2 NaO HO PhO5 und 2 KO HO PhO5 aufgelöst; in einzel- nen, unter Umständen wahrscheinlich auch 3 NaO PhO5 und 3 KO PhO5.
Diese Salzlösungen sind durch ihre alkalischen Eigenschaften, ferner durch die Fähigkeit Kohlensäure in grossen Mengen zu absor- biren, Harnsäure und Casein in Lösung zu erhalten, nachweislich für das Leben werthvoll. Ihr häufiges Vorkommen, namentlich aber ihre Anhäufung in einzelnen Theilen, wie in den Muskeln, in den Blutkör- perchen, deuten noch auf besondere Funktionen, die sich aus ihren bekannten Eigenschaften noch nicht ableiten lassen.
Die phosphorsauren Kalien sind theils Nahrungsmittel, theils bil- den sie sich während der Oxydation der aus eiweissartigen Stoffen gebildeten Organe; der Phosphor derselben wandelt sich in Phosphor- säure um, welche aus dem vorhandenen kohlensauren Natron das CO2 austreibt.
B. Phosphorsaure Erden. Von diesen finden sich namentlich phosphorsaure Kalkerde und Magnesia.
Die im Menschen vorkommende phosphorsaure Kalkerde ist nach der Formel 3 CaO PhO5 (Heintz) zusammengesetzt; sie kommt in den Knochen, Zähnen, eiweiss- und leimartigen Stoffen und dem Harne vor. Durch ihre Verbindung mit den eiweissartigen Stoffen (Ei- weiss, Faserstoff, Käsestoff etc.) die in Alkalien löslich ist, wird sie im thierischen Körper verbreitet.
Mit Colla geht sie wahrscheinlich eine unlösliche Verbindung ein; ausserdem incrustirt sie einige andere gewebsbildende Stoffe; diese merkwürdige, noch nicht hinreichend verfolgte Eigenschaft gibt dem Organismus die Möglichkeit an die Hand, so feste Substanzen wie Knochen und Zähne zu bilden.
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[21/0035]
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mischen Vorgängen übernehme; selbst wenn diese Vermuthung begründet ist, so
liegt immer noch die Hypothese offen, dass das NaCl nur sehr indirekt hierbei thä-
tig sei. Die alkalischen Chlorsalze werden mit den Nahrungsmitteln aufgenommen.
C. Erdige Chlorsalze. Unter den Bestandtheilen des thierischen
Körpers findet sich Chlorkalcium (Speichel und Magensaft); ferner
vermuthet man auch im Magensaft die Gegenwart des Chlor-
magnesiums. Ob mit Recht ist zweifelhaft. — Die Bedeutung beider
Stoffe für das Thier ist unbekannt.
8. Fluorkalcium ist ein Bestandtheil des Zahnschmelzes und
der Knochen; seiner grossen Härte wegen hält man es an diesen Orten
für bedeutungsvoll.
9. Phosphorsaure Salze.
In einzelnen Fällen soll im Organismus freie Phosphorsäure vor-
gekommen sein; mit Olein und Glycerin gepaart, ist sie ein Bestand-
theil des Hirns.
A. Phosphorsaure Alkalien. Von den mehrfachen Verbindun-
gen der Phosphorsäure mit Kali und Natron findet sich in fast allen thie-
rischen Säften 2 NaO HO PhO5 und 2 KO HO PhO5 aufgelöst; in einzel-
nen, unter Umständen wahrscheinlich auch 3 NaO PhO5 und 3 KO PhO5.
Diese Salzlösungen sind durch ihre alkalischen Eigenschaften,
ferner durch die Fähigkeit Kohlensäure in grossen Mengen zu absor-
biren, Harnsäure und Casein in Lösung zu erhalten, nachweislich für
das Leben werthvoll. Ihr häufiges Vorkommen, namentlich aber ihre
Anhäufung in einzelnen Theilen, wie in den Muskeln, in den Blutkör-
perchen, deuten noch auf besondere Funktionen, die sich aus ihren
bekannten Eigenschaften noch nicht ableiten lassen.
Die phosphorsauren Kalien sind theils Nahrungsmittel, theils bil-
den sie sich während der Oxydation der aus eiweissartigen Stoffen
gebildeten Organe; der Phosphor derselben wandelt sich in Phosphor-
säure um, welche aus dem vorhandenen kohlensauren Natron das CO2
austreibt.
B. Phosphorsaure Erden. Von diesen finden sich namentlich
phosphorsaure Kalkerde und Magnesia.
Die im Menschen vorkommende phosphorsaure Kalkerde ist
nach der Formel 3 CaO PhO5 (Heintz) zusammengesetzt; sie kommt
in den Knochen, Zähnen, eiweiss- und leimartigen Stoffen und dem
Harne vor. Durch ihre Verbindung mit den eiweissartigen Stoffen (Ei-
weiss, Faserstoff, Käsestoff etc.) die in Alkalien löslich ist, wird sie
im thierischen Körper verbreitet.
Mit Colla geht sie wahrscheinlich eine unlösliche Verbindung ein;
ausserdem incrustirt sie einige andere gewebsbildende Stoffe; diese
merkwürdige, noch nicht hinreichend verfolgte Eigenschaft gibt dem
Organismus die Möglichkeit an die Hand, so feste Substanzen wie
Knochen und Zähne zu bilden.
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Ludwig, Carl: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. Bd. 1. Heidelberg, 1852, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_physiologie01_1852/35>, abgerufen am 23.07.2024.
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