ders. Aber Apollonius wußte es und konnte damit den Einwurf entkräften.
Sein Vorschlag war angenommen worden. Man wollte die ganze Leitung der Reparatur in Apollonius' Hände legen. Um seinen Bruder nicht zu kränken, bat er, davon abzuseh'n. So wenig wollte er den Bruder kränken, daß er nicht einmal aussprach, warum er so bitte. Er war von Köln her gewohnt, selbststän¬ dig zu handeln; wie er seinen Bruder wiedergefunden hatte, sah er manche Hemmung durch ihn voraus. Er lud sich eine schwere Last auf, er wußte es, als er dem Bauherrn versprach, die Sache solle unter dem zwei¬ köpfigen Regiment nicht leiden. Der wackere Bauherr, der Apollonius errieth und ihn darum nur mehr achtete, schaffte ihm die Genehmigung des Raths und nahm sich im Stillen vor, wo es nöthig sein sollte, seinen Liebling und dessen Anordnungen gegen den Bruder zu vertreten.
Es war eine schwere Aufgabe, die Apollonius sich gesezt; sie war noch viel schwerer, als er wußte. Sein Hiersein hatte den Bruder von Anfang nicht gefreut; Apollonius schob das auf den Einfluß der Schwägerin; er war ihm seitdem noch fremder geworden -- kein Wunder! Apollonius hatte ja bereits des Bruders Eitelkeit und Ehrsucht kennen gelernt; dieser fühlte sich durch das, was seither geschehen, gegen Apollonius zurückgesetzt. Den Widerwillen der Schwägerin meinte
ders. Aber Apollonius wußte es und konnte damit den Einwurf entkräften.
Sein Vorſchlag war angenommen worden. Man wollte die ganze Leitung der Reparatur in Apollonius' Hände legen. Um ſeinen Bruder nicht zu kränken, bat er, davon abzuſeh'n. So wenig wollte er den Bruder kränken, daß er nicht einmal ausſprach, warum er ſo bitte. Er war von Köln her gewohnt, ſelbſtſtän¬ dig zu handeln; wie er ſeinen Bruder wiedergefunden hatte, ſah er manche Hemmung durch ihn voraus. Er lud ſich eine ſchwere Laſt auf, er wußte es, als er dem Bauherrn verſprach, die Sache ſolle unter dem zwei¬ köpfigen Regiment nicht leiden. Der wackere Bauherr, der Apollonius errieth und ihn darum nur mehr achtete, ſchaffte ihm die Genehmigung des Raths und nahm ſich im Stillen vor, wo es nöthig ſein ſollte, ſeinen Liebling und deſſen Anordnungen gegen den Bruder zu vertreten.
Es war eine ſchwere Aufgabe, die Apollonius ſich geſezt; ſie war noch viel ſchwerer, als er wußte. Sein Hierſein hatte den Bruder von Anfang nicht gefreut; Apollonius ſchob das auf den Einfluß der Schwägerin; er war ihm ſeitdem noch fremder geworden — kein Wunder! Apollonius hatte ja bereits des Bruders Eitelkeit und Ehrſucht kennen gelernt; dieſer fühlte ſich durch das, was ſeither geſchehen, gegen Apollonius zurückgeſetzt. Den Widerwillen der Schwägerin meinte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0084"n="75"/>
ders. Aber Apollonius wußte es und konnte damit<lb/>
den Einwurf entkräften.</p><lb/><p>Sein Vorſchlag war angenommen worden. Man<lb/>
wollte die ganze Leitung der Reparatur in Apollonius'<lb/>
Hände legen. Um ſeinen Bruder nicht zu kränken,<lb/>
bat er, davon abzuſeh'n. So wenig wollte er den<lb/>
Bruder kränken, daß er nicht einmal ausſprach, warum<lb/>
er ſo bitte. Er war von Köln her gewohnt, ſelbſtſtän¬<lb/>
dig zu handeln; wie er ſeinen Bruder wiedergefunden<lb/>
hatte, ſah er manche Hemmung durch ihn voraus. Er<lb/>
lud ſich eine ſchwere Laſt auf, er wußte es, als er dem<lb/>
Bauherrn verſprach, die Sache ſolle unter dem zwei¬<lb/>
köpfigen Regiment nicht leiden. Der wackere Bauherr,<lb/>
der Apollonius errieth und ihn darum nur mehr<lb/>
achtete, ſchaffte ihm die Genehmigung des Raths und<lb/>
nahm ſich im Stillen vor, wo es nöthig ſein ſollte,<lb/>ſeinen Liebling und deſſen Anordnungen gegen den<lb/>
Bruder zu vertreten.</p><lb/><p>Es war eine ſchwere Aufgabe, die Apollonius ſich<lb/>
geſezt; ſie war noch viel ſchwerer, als er wußte. Sein<lb/>
Hierſein hatte den Bruder von Anfang nicht gefreut;<lb/>
Apollonius ſchob das auf den Einfluß der Schwägerin;<lb/>
er war ihm ſeitdem noch fremder geworden — kein<lb/>
Wunder! Apollonius hatte ja bereits des Bruders<lb/>
Eitelkeit und Ehrſucht kennen gelernt; dieſer fühlte ſich<lb/>
durch das, was ſeither geſchehen, gegen Apollonius<lb/>
zurückgeſetzt. Den Widerwillen der Schwägerin meinte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[75/0084]
ders. Aber Apollonius wußte es und konnte damit
den Einwurf entkräften.
Sein Vorſchlag war angenommen worden. Man
wollte die ganze Leitung der Reparatur in Apollonius'
Hände legen. Um ſeinen Bruder nicht zu kränken,
bat er, davon abzuſeh'n. So wenig wollte er den
Bruder kränken, daß er nicht einmal ausſprach, warum
er ſo bitte. Er war von Köln her gewohnt, ſelbſtſtän¬
dig zu handeln; wie er ſeinen Bruder wiedergefunden
hatte, ſah er manche Hemmung durch ihn voraus. Er
lud ſich eine ſchwere Laſt auf, er wußte es, als er dem
Bauherrn verſprach, die Sache ſolle unter dem zwei¬
köpfigen Regiment nicht leiden. Der wackere Bauherr,
der Apollonius errieth und ihn darum nur mehr
achtete, ſchaffte ihm die Genehmigung des Raths und
nahm ſich im Stillen vor, wo es nöthig ſein ſollte,
ſeinen Liebling und deſſen Anordnungen gegen den
Bruder zu vertreten.
Es war eine ſchwere Aufgabe, die Apollonius ſich
geſezt; ſie war noch viel ſchwerer, als er wußte. Sein
Hierſein hatte den Bruder von Anfang nicht gefreut;
Apollonius ſchob das auf den Einfluß der Schwägerin;
er war ihm ſeitdem noch fremder geworden — kein
Wunder! Apollonius hatte ja bereits des Bruders
Eitelkeit und Ehrſucht kennen gelernt; dieſer fühlte ſich
durch das, was ſeither geſchehen, gegen Apollonius
zurückgeſetzt. Den Widerwillen der Schwägerin meinte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Ludwig, Otto: Zwischen Himmel und Erde. Frankfurt (Main), 1856, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ludwig_himmel_1856/84>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.